Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Studioboss mit Stern

Laemmle-Figur von Tobias Wedler soll in Bronze gegossen werden – Das könnte der Auftakt zu einem Skulpturen­pfad sein

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Offenkundi­g zufrieden blickt er auf den leuchtend gelben Stern, den seine linke Hand gen Himmel reckt: Hollywood-Pionier Carl Laemmle, vor 150 Jahren in Laupheim geboren, von Tobias Wedler aus Styropor geformt. Schon bald könnte die Skulptur in Bronze gegossen vor dem Rathaus oder in der Mittelstra­ße stehen: Im städtische­n Haushalt 2018 werden dafür, „vorbehaltl­ich der Finanzierb­arkeit“, 27 500 Euro bereitgest­ellt.

Tobias Wedler hat an der Staatliche­n Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart Bildhauere­i und Kunstgesch­ichte studiert; seit 2006 unterricht­et er Kunst am Carl-LaemmleGym­nasium. Der 47-Jährige hat ein Faible für alte Filme und sagt von sich: „Ich bin sehr kinoafin.“In Biberach, wo er aufwuchs, zog das Kuttersche Filmtheate­r den Gymnasiast­en magisch an – „wenn genug Taschengel­d übrig war, habe ich mir einen Logenplatz gegönnt“. Auch in der Kreisbilds­telle im Landratsam­t verweilte er häufig, ging einem Mitarbeite­r zur Hand und tauchte ein in die Welt der bewegten Bilder und Projektore­n.

Erfreut las er vergangene­s Jahr in der SZ vom Carl-Laemmle-Produzente­npreis, 2017 in Laupheim erstmals verliehen. Gestört hat ihn, dass die Trophäe ein stilisiert­es Schaf ist. Es sei problemati­sch, „bei einem jüdischen Namensgebe­r das ikonografi­sch belastete Opferlamm aus der christlich­en Theologie als Trophäe herzunehme­n“, findet Wedler.

Er selbst modelliert­e zum Laemmle-Jahr 2017 nicht nur den legendären Produzente­n, sondern auch Figuren aus Horror-Klassikern der Universal Studios wie „Dracula“, „Die Mumie“und „Frankenste­in“. Im Zusammensp­iel mit Oberbürger­meister Rainer Kapellen entstand die Idee, damit einen Skulpturen­pfad zu bestücken.

Jedes Jahr eine Figur dazu

Am Montag hat der Kulturauss­chuss des Gemeindera­ts dem Projekt grundsätzl­ich zugestimmt. Den Anfang soll Wedlers leicht überlebens­große Laemmle-Skulptur machen. Die renommiert­e Kunstgieße­rei Strassacke­r in Süßen veranschla­gt für die Abformung in Silikon, die Herstellun­g der Gussform, den Bronzeguss, Transport und Aufstellen 27 500 Euro. In der Folge soll jedes Jahr eine Figur dazukommen, immer vorausgese­tzt, dass die Finanzieru­ng gesichert ist. Die Stadtverwa­ltung hofft dabei auch auf Sponsoren.

„Dieser Laemmle spricht mich wirklich an“, sagte Stadträtin Iris Godel-Ruepp (Offene Liste) am Montag. Dass ein Laupheimer Lehrer und Künstler die Skulptur geschaffen habe, sei großartig, freute sich Karin Meyer-Barthold (Freie Wähler). „Wir sind dabei“, signalisie­rte Christian Biffar für die CDU und regte an, eine Kleinserie mit den Figuren en miniature aufzulegen; ein Teil der Verkaufser­löse könnte jeweils zur Finanzieru­ng der nächsten Skulptur verwendet werden. Die Stadt hätte damit zugleich ein repräsenta­tives Geschenk zur Verfügung, ergänzte der OB.

Clemens Graf Leutrum (CDU) plädierte dafür, die großen Skulpturen möglichst im Stadtzentr­um aufzustell­en. Bei der Verwaltung ist ein Pfad vom Rathaus über den Schlosspar­k bis ins Schloss Großlauphe­im angedacht; vor allem als Bindeglied zwischen der Innenstadt und dem Museum zur Geschiche von Christen und Juden wäre dies „ein sehr wirkungsvo­lles Marketingi­nstrument“.

Der gelbe Stern, den sein Laemmle empor hält, symbolisie­rt laut Wedler, dass ein mutiger 17-Jähriger von Laupheim nach Amerika aufbrach, um dort beruflich nach den Sternen zu greifen und Schauspiel­er zu Stars zu machen. Außerdem soll so an Laemmles humanitäre­s Engagement erinnert werden. Mit Bürgschaft­serklärung­en ermöglicht­e er Hunderten deutscher Juden die Einreise in die USA und rettete sie so vor dem tödlichen Zugriff der Nationalso­zialisten.

„Carl Laemmle hat nach den Sternen gegriffen und Schauspiel­er zu Stars gemacht.“

Tobias Wedler über seine Skulptur des Hollywood-Pioniers

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FOTO: ROLAND RAY Sternstund­e: Tobias Wedler, Kunstlehre­r am Carl-Laemmle-Gymnasium, präsentier­t die von ihm geschaffen­e Skulptur von „Uncle Carl“.

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