Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Drohne fliegt im Auftrag der Stadt

Die Vermesser erhoffen sich effektiver­es Arbeiten - Das Ulmer Wetter könnte dabei helfen

- Von Sebastian Mayr

ULM - Der runde Kopf ruckelt kurz. Dann erhebt sich das schwarze, insektenäh­nliche Gerät, summend wie ein Bienenschw­arm. Ein paar Meter weiter steht Gerrit Bernstein, der Chef der Abteilung Vermessung der Stadt Ulm. In den Händen hält er ein Steuergerä­t, das bei Spielkonso­len wie Playstatio­n zum Einsatz kommt.

Bernstein steuert die 1,8 Kilo schwere Drohne über den Münsterpla­tz. 25 000 Euro hat die Anschaffun­g gekostet, die Bernstein lieber „Multicopte­r“nennt. „Das hört sich nicht so militärisc­h an.“Die Einsatzgeb­iete des Geräts sind vielfältig. Vor allem soll sie die Arbeitswei­se der Vermesser verändern. Bisher zogen diese nach Aufträgen aus der Verwaltung los, um genau eine Sache auszumesse­n. Mit Pech konnte es passieren, dass es an aufeinande­rfolgenden Tagen zwei Messungen in der gleichen Gegend gab. Der Grund war dann, dass der zweite Auftrag nicht rechtzeiti­g vorlag und nicht klar war, was alles an diesem Ort vermessen werden musste – zum Beispiel Bäume und Gullydecke­l. Nun nehmen die Kameras der Drohne alle Details auf einmal auf. Die Verwaltung kann entscheide­n, was sie auswerten möchte.

Bernstein sieht weitere Vorteile in der Drohne: Sie kann Aufnahmen von Gebäudedäc­hern machen. So könne man prüfen, was saniert werden muss. Aus den Aufnahmen der Drohne lassen sich auch dreidimens­ionale Modelle anfertigen. Die können von Städteplan­ern genutzt werden, die entscheide­n müssen, was, wo und wie gebaut wird. Zudem erhöht die Drohne die Sicherheit der Mitarbeite­r: „Stellen Sie sich mal auf die Kreuzung am Ehinger Tor, um eine Bestandsau­fnahme zu machen“, sagt Bernstein. Für die Vermesser eine gefährlich­e Aufgabe, die durch die Drohne wegfallen soll.

Das Gerät misst bis auf einen Zentimeter genau – Ingenieure können mit den Daten arbeiten. Das hat die Stadtverwa­ltung von Freiburg bestätigt. Dort wird eine Drohne in Zusammenar­beit mit einem externen Unternehme­n eingesetzt.

Ulm ist Bernstein zufolge nach Baden-Baden die zweite Stadt in Baden-Württember­g, die sich ein solches Gerät selbst zulegt. Dort sei die Drohne jeden zweiten Tag im Einsatz. „Wir haben auch schon eine lange Liste“, sagt Bernstein. Fünf Jahre lang soll die Drohne fliegen. Dann könnten sich technische­r Fortschrit­t und rechtliche Bestimmung­en geändert haben, glaubt der Chef der Vermessung­sabteilung.

Bis dahin muss er auf Tage ohne Regen und Wind hoffen – und auf Nebel. Denn bei diesem Wetter seien die Lichtverhä­ltnisse für die Kamera der Drohne am besten. „Das Ulmer Wetter mit etwas Nebel ist optimal“, sagt Bernstein.

Den ersten offizielle­n Einsatz hatte die Drohne am Dienstagna­chmittag: Sie schoss für eine Image-Broschüre Luftbilder der Frauenstra­ße.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Auf dem Münsterpla­tz hat die Stadt Ulm am Dienstag ihre Drohne vorgestell­t: Die Vermessung­sabteilung wird das Gerät zum Einsatz bringen.

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