Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Drohne fliegt im Auftrag der Stadt
Die Vermesser erhoffen sich effektiveres Arbeiten - Das Ulmer Wetter könnte dabei helfen
ULM - Der runde Kopf ruckelt kurz. Dann erhebt sich das schwarze, insektenähnliche Gerät, summend wie ein Bienenschwarm. Ein paar Meter weiter steht Gerrit Bernstein, der Chef der Abteilung Vermessung der Stadt Ulm. In den Händen hält er ein Steuergerät, das bei Spielkonsolen wie Playstation zum Einsatz kommt.
Bernstein steuert die 1,8 Kilo schwere Drohne über den Münsterplatz. 25 000 Euro hat die Anschaffung gekostet, die Bernstein lieber „Multicopter“nennt. „Das hört sich nicht so militärisch an.“Die Einsatzgebiete des Geräts sind vielfältig. Vor allem soll sie die Arbeitsweise der Vermesser verändern. Bisher zogen diese nach Aufträgen aus der Verwaltung los, um genau eine Sache auszumessen. Mit Pech konnte es passieren, dass es an aufeinanderfolgenden Tagen zwei Messungen in der gleichen Gegend gab. Der Grund war dann, dass der zweite Auftrag nicht rechtzeitig vorlag und nicht klar war, was alles an diesem Ort vermessen werden musste – zum Beispiel Bäume und Gullydeckel. Nun nehmen die Kameras der Drohne alle Details auf einmal auf. Die Verwaltung kann entscheiden, was sie auswerten möchte.
Bernstein sieht weitere Vorteile in der Drohne: Sie kann Aufnahmen von Gebäudedächern machen. So könne man prüfen, was saniert werden muss. Aus den Aufnahmen der Drohne lassen sich auch dreidimensionale Modelle anfertigen. Die können von Städteplanern genutzt werden, die entscheiden müssen, was, wo und wie gebaut wird. Zudem erhöht die Drohne die Sicherheit der Mitarbeiter: „Stellen Sie sich mal auf die Kreuzung am Ehinger Tor, um eine Bestandsaufnahme zu machen“, sagt Bernstein. Für die Vermesser eine gefährliche Aufgabe, die durch die Drohne wegfallen soll.
Das Gerät misst bis auf einen Zentimeter genau – Ingenieure können mit den Daten arbeiten. Das hat die Stadtverwaltung von Freiburg bestätigt. Dort wird eine Drohne in Zusammenarbeit mit einem externen Unternehmen eingesetzt.
Ulm ist Bernstein zufolge nach Baden-Baden die zweite Stadt in Baden-Württemberg, die sich ein solches Gerät selbst zulegt. Dort sei die Drohne jeden zweiten Tag im Einsatz. „Wir haben auch schon eine lange Liste“, sagt Bernstein. Fünf Jahre lang soll die Drohne fliegen. Dann könnten sich technischer Fortschritt und rechtliche Bestimmungen geändert haben, glaubt der Chef der Vermessungsabteilung.
Bis dahin muss er auf Tage ohne Regen und Wind hoffen – und auf Nebel. Denn bei diesem Wetter seien die Lichtverhältnisse für die Kamera der Drohne am besten. „Das Ulmer Wetter mit etwas Nebel ist optimal“, sagt Bernstein.
Den ersten offiziellen Einsatz hatte die Drohne am Dienstagnachmittag: Sie schoss für eine Image-Broschüre Luftbilder der Frauenstraße.