Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Triste Ecken im Stadtbild sollen schöner werden
Stadt lässt mehrere marode Gebäude abbrechen und will auf eine künftige Bebauung gestalterischen Einfluss nehmen
LAUPHEIM - Marode, verwahrlost, einsturzgefährdet: Mehrere Häuser in Laupheim, alle in städtischem Besitz, sind nicht mehr sanierungsfähig. Die Stadt will sie in Bälde abbrechen lassen. Der Bau- und Umweltausschuss des Gemeinderats gab am Montag grünes Licht.
Das Haus Aststraße 7 und das Nachbargebäude Mittelstraße 33 bieten einen traurigen Anblick. Dach und Decken sind teilweise eingebrochen, der Keller ist von Hausschwamm befallen. Wegen Einsturzgefahr wurde das Areal mit Gittern abgesperrt. Stadtbaumeisterin Marion Kazek hofft einen Käufer zu finden, der das Grundstück neu bebaut. Im Kaufvertrag will sie gestalterische Auflagen verankern und damit sicherstellen, dass an diesem „städtebaulich wichtigen Punkt“– neben der Anna-von-Freyberg-Grundschule und gegenüber dem katholischen Gemeindezentrum – nur etwas entstehen kann, das in punkto Grundfläche, Höhenentwicklung und Dachform hinpasst. Bei der Neuordnung gilt es spezielle Mitspracherechte von Nachbarn zu beachten. Kazek versucht derzeit, eine Baugenehmigung im Einvernehmen mit dem Nachbarn zu erhalten.
Ebenfalls reif für die Abrissbirne ist das Gebäude Kapellenstraße 58/2. Die Stadt hat es mit Blick auf die Ausgestaltung des Bebauungsplans „Musikerviertel“erworben. Marion Kazek drängte darauf, mit dem Abbruch nicht mehr zu warten, sondern das Stadtbild an einer der wichtigsten Einfahrtsstraßen zu verbessern und weiteren schleichenden Verfall zu vermeiden.
Zugestimmt hat der Bau- und Umweltausschuss auch dem Vorschlag, den offenen Schuppen hinter dem ehemaligen „Hotel Post“und die Garagen beim benachbarten früheren DRK-Heim zu entfernen. Kazek möchte dort Ersatzparkplätze schaffen für die Zeit, in der der Quartiersplatz zwischen Raben- und Mittelstraße angelegt wird.
Abbrechen wird die Stadt ferner das Haus Kapellenstraße 27, einst Awo-Quartier, und das daran anschließende Haus Radstraße 1. In der Kapellenstraße 27 befindet sich unter dem Putz Fachwerk, das im Zusammenspiel mit den Nachbargebäuden „Rother Ochsen“und „Gasthaus Rad“ein Ensemble darstellt und aus Sicht des Bauamts an sich erhaltenswert wäre. Eine Untersuchung hat jedoch ergeben, dass das Holz vom Hausbockkäfer befallen und irreparabel geschädigt ist. „Da haben wir vielleicht zu lange geschlafen“, merkte Stadträtin Iris Godel-Ruepp (Offene Liste) an. „Jetzt müssen wir handeln.“
Vielleicht baut die Stadt selbst
Für die Zukunft kann sich die Verwaltung an der Ecke Kapellenstraße/ Radstraße zwei Lösungen vorstellen:
1. Das Grundstück wird an einen privaten Bauherrn verkauft mit der Maßgabe, das Erdgeschoss in Form von Läden zu öffnen und gestalterische Vorgaben einzuhalten. Das Baudezernat hat einen Testentwurf für ein modernes neues Gebäude erarbeitet, das sich gut in die Umgebung einfüge. Nach Auskunft von Marion Kazek gibt es eine Anfrage, in einem Neubau Hotelzimmer und ein Ladengeschäft anzupachten.
2. Die Stadt baut selbst und sieht zumindest im Erdgeschoss eine Nutzung für den Gemeinbedarf vor. Das könnten zum Beispiel Räumlichkeiten für den Martinusladen und ein Bürgercafé sein.
CDU-Stadtrat Achim Schick würde den zweiten Vorschlag gerne ausloten: Eine Kombination von Martinusladen und Bürgercafé, „das hätte Charme an dieser Ecke“. Mit den Betreiben des Martinusladens – er wird von der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde gemeinsam getragen – wäre zu sprechen.
Eine Abstimmung, welche Variante zum Zug kommen soll, endete 7:7. Auf Vorschlag von Christian Striebel (CDU) beraten Verwaltung und Fraktionen jetzt noch einmal intern.
Die Abbruchkosten für alle genannten Objekte liegen laut Marion Kazek bei 112 000 Euro. Die Gebäude befinden sich, mit Ausnahme der Kapellenstraße 58/2, im Sanierungsgebiet „Judenberg/Innenstadt II“; dort gibt es 80 Zuschuss vom Land.