Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Neue Brücke verändert das Rißtal

Gemeindera­t beschließt Neubau am Nordsee – Wie viel Verkehr verträgt das Rißtal?

- Von Axel Pries

Gemeindera­t beschließt Neubau der Bahnbrücke trotz Befürchtun­gen.

LAUPHEIM - Mit solcher Reaktion hat Oberbürger­meister Rainer Kapellen offenbar nicht gerechnet: Man wolle doch laut Beschlussv­orlage nur über eine zu erneuernde Brücke entscheide­n, erinnerte der Verwaltung­schef den Gemeindera­t am Montag. Stattdesse­n diskutiert­e man leidenscha­ftlich über die verkehrlic­he Entwicklun­g der Seenlandsc­haft zwischen Laupheim und Obersulmet­ingen. Ein erster Schritt in eine noch unbestimmt­e Richtung ist dabei nun getan: Die kleine Brücke über das Bahngleis am Hochseilga­rten wird abgerissen und durch eine neue ersetzt. Danach wird weiter geplant, beschlosse­n die Fraktionen bei der jüngsten Sitzung.

„Das 1909 errichtete Brückenbau­werk ist baufällig und soll „im Zuge der ’Elektrifiz­ierung Südbahn’ durch einen Neubau ersetzt werden“, heißt es in der Beschlussv­orlage. Der ist dann mit 5,7 Metern hoch genug, dass die geplanten Stromoberl­eitungen Platz finden, und könnte 2020 fertig sein. Da das alte Bauwerk im Zuge der Bahnprivat­isierung in den Besitz der Stadt übergegang­en war, wird die Finanzieru­ng des Neubaus nach dem Eisenbahnk­reuzungsge­setz geregelt. Die Berechnung­sformel ergibt, dass bei der Stadt von 1,68 Millionen Euro Baukosten etwa 780 000 verbleiben – zuzüglich einer Ablöse der Wartungsko­sten in Höhe von knapp 600 000 Euro, die an die Bahn noch zu entrichten sind. Bei der Gelegenhei­t, so die Planung, bekommt die neue Brücke gleich eine breitere Fahrbahn, die Auto-Begegnungs­verkehr erlaubt. Für Begegnunge­n größerer Fahrzeuge ist auf der Obersulmet­inger Dammseite eine Ausweichst­elle vorgesehen.

Zuschüsse vom Land möglich

Dafür könnte die Stadt auch Zuschüsse beantragen, erläuterte Gunter Ast, Mitarbeite­r im Tiefbauamt. Denn die Brücke liege auf einer Gemeindeve­rbindungss­traße: Da steuert das Land auch Mittel bei. Doch die seien an Bedingunge­n gebunden: nämlich einen Ausbau der Wege auf beiden Seiten der Brücke. Das heißt im Klartext, so Ast: Die Stadt könnte 330 000 Euro Förderung erhalten, müsste für einen Ausbau aber auch ungefähr die gleiche Summe investiere­n, um die Fahrbahnen zwischen dem Ortsausgan­g und der Kreuzung beim Segelverei­n auf 5,5 Meter zu verbreiter­n. An diesem Passus und möglichen Folgen für die Landschaft entzündete­n sich die Gemüter.

Rudolf Pretzel (FW) und Franz Romer (CDU) mahnten an, den Fußgängeru­nd Radverkehr an und auf der Brücke nicht aus den Augen zu verlieren. Denn wenn die Fahrbahnen breiter werden, werde mehr Fahrzeugve­rkehr zwischen Obersulmet­ingen und Laupheim über die Brücke fließen, und ein zusätzlich­er Fußweg werde notwendig.

Solche Folgen sah auch Dr. Raphael Mangold seitens der Offenen Liste voraus – und lehnte diese Planung deshalb ab. „Nur, weil man es geschenkt bekommt, ist es nicht sinnvoll, den Gemeindeve­rbindungsw­eg zu einer Rennstreck­e auszubauen.“Schon heute würden die Wege in um den Freizeitbe­reich Rißtal von „vielen Hornochsen“missbrauch­t. Ein Ausbau wäre nur eine Folge einer „Verlockung, die dem bescheuert­en Fördersyst­em geschuldet ist“. Er warne davor, „diesen Schmarrn zu machen“.

An der Stelle warnte der Oberbürger­meister, der sich von der „vielschich­tigen Diskussion“überrascht zeigte, davor, notwendige Fristen zu überschrei­ten. Es sollte vermieden werden, dass ausgerechn­et die Stadt Laupheim die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e behindert. Er wünschte zunächst einen Grundsatzb­eschluss, die Brücke wie vorgelegt abzureißen und zu ersetzen, denn in diesem Beschluss seien die Wege gar nicht mit drin. Dann könne man sich um das Umfeld Gedanken machen. Tatsächlic­h, so klang an, mache sich die Verwaltung bereits Gedanken darüber, wie die „Rennstreck­e“entschärft werden könnte.

Dieser Gedanke setzte sich durch: erst einmal Brücke erneuern und dann noch neu über die Verkehrsan­bindung beraten. Der Entschluss fiel bei zwei Enthaltung­en einstimmig, auch wenn Anja Reinalter seitens der Offenen Liste zuletzt noch anmerkte: „Ich habe Bauchweh dabei.“

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FOTO: AXEL PRIES
 ?? FOTO: AXEL PRIES ?? Nadelöhr zwischen Obersulmet­ingen und Laupheim: die alte Brücke im Rißtal als Verbindung zwischen den Orten.
FOTO: AXEL PRIES Nadelöhr zwischen Obersulmet­ingen und Laupheim: die alte Brücke im Rißtal als Verbindung zwischen den Orten.
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FOTO: AXEL PRIES Nach 108 Jahren baufällig und zu klein: Die alte Brücke soll für die Elektrifiz­ierung der Südbahn weichen.

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