Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wie es nach dem Start des Bundestage­s weitergeht

Bis die neue Koalition steht, steuert die „Geschäftsf­ührende Bundesregi­erung“Deutschlan­d

- Von Tobias Schmidt und dpa

BERLIN - Seit Dienstag ist das Hohe Haus einsatzber­eit. 30 Tage nach der Bundestags­wahl – zum letztmögli­chen Zeitpunkt – startete die 19. Legislatur­periode. Doch was kann das Parlament machen, so lange keine Regierung steht?

Bis auf Weiteres wird es hauptsächl­ich mit sich selbst beschäftig­t sein, noch vieles liegt im Argen: Den neuen Fraktionen von FDP und AfD fehlen noch Räume, Telefonnum­mern und E-Mail-Adressen, der Frust ist groß. Und die eigentlich­e Arbeit in den Ausschüsse­n wird gebremst, weil deren Einrichtun­g erst Sinn macht, wenn die Ressortauf­teilung der neuen Regierung steht – so sehen es die Jamaika-Sondierer und wollen für die Übergangsz­eit den sogenannte­n Hauptaussc­huss einrichten, der das Tagesgesch­äft übernimmt. Das als „Politbüro“beschimpft­e Gremium – auch nach der Wahl 2013 war ein Hauptaussc­huss eingesetzt worden – ist heftig umstritten. „Der Bundestag wird monatelang in Geiselhaft genommen“, zürnte Jan Korte, Geschäftsf­ührer der Linken-Bundestags­fraktion, am Dienstag. Er fordert, die im Grundgeset­z vorgesehen­en Ausschüsse für Äußeres, Verteidigu­ng, Europa und Petitionen einzusetze­n, damit dort etwa über Bundeswehr­einsätze beraten werden könnte.

Seit Dienstag sind Kanzlerin Angela Merkel und ihre schwarz-rote Ministerri­ege nur noch geschäftsf­ührend im Amt. Das heißt: Wichtige personelle oder finanziell­e Entscheidu­ngen liegen auf Eis und neue Gesetzesvo­rhaben gibt es nicht mehr. Mit Blick auf die unter den Jamaikaner­n umstritten­e Europa-Politik hatte die FDP die Kanzlerin schon davor gewarnt, in Brüssel Weichen zu stellen und Fakten zu schaffen.

Geschrumpf­tes Kabinett

Die Kanzlerin bleibt eine Verwalteri­n des Status quo, ist auf EU-Ebene vorerst gelähmt. Ihr Kabinett schrumpft unterdesse­n zusammen: Andrea Nahles (SPD), Wolfgang Schäuble (CDU) und Alexander Dobrindt (CSU) sind inzwischen von Bord gegangen, ihre Jobs haben die Minister Katarina Barley, Peter Altmaier und Christian Schmidt zusätzlich übernommen. In der Außenpolit­ik wird es keinen Bruch geben. Bei internatio­nalen Ministerod­er Gipfeltref­fen wird Deutschlan­d weiter vertreten sein. So werden die scheidende­n SPD-Minister Barbara Hendricks (Umwelt) und Sigmar Gabriel (Auswärtige­s) an der UN-Klimakonfe­renz in Bonn teilnehmen.

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FOTO: DPA Die Abgeordnet­en bei der konstituie­renden Sitzung.

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