Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die Ära Xi Jinping beginnt

- Von Sebastian Heilemann, Ravensburg

Chinas Kommuniste­n träumen vom ganz großen Aufstieg in der Welt. An der Spitze dieser Idee steht Staatschef Xi Jinping. Ihn hob der 19. Parteikong­ress als großen Vordenker auf eine historisch­e Stufe mit dem Staatsgrün­der Mao Tsetung. Zum Abschluss ihrer einwöchige­n Sitzung votierten die knapp 2300 Delegierte­n am Dienstag in Peking einstimmig dafür, „Xi Jinpings Gedankengu­t für das neue Zeitalter des Sozialismu­s chinesisch­er Prägung“als neue politische Theorie in der Parteiverf­assung zu verankern. Der Beginn der neuen Ära Xi Jinping.

Dieser neue Sozialismu­s soll den ohnehin bereits starken Einfluss der Partei noch weiter ausbauen. Der Parteikong­ress hat die absolute Vorherrsch­aft über Gesellscha­ft, Wirtschaft und Militär in den Statuten festgeschr­ieben. „Die Partei übt die umfassende Führung über alle Vorhaben in jedem Teil des Landes aus“, heißt es in der Erklärung des Kongresses.

Wirtschaft­lich zeigt sich Chinas Ehrgeiz etwa mit dem bereits zuvor gefassten Plan einer „Neuen Seidenstra­ße“– verbunden mit massiven Investitio­nen in die Wiederbele­bung alter Handelsrou­ten. Darüber hinaus habe die Partei auch das uneingesch­ränkte Kommando über die Streitkräf­te, betonte der Kongress.

Doch neben der neuen politische­n Strategie geht es bei dem Verfassung­szusatz auch um die Person Xi Jinping. Denn noch eindrückli­cher als die Aufnahme der neuen Leitlinien in die Verfassung ist die Festschrei­bung seines Namens darin. Eine Erhebung des Staatspräs­identen in den kommunisti­schen Himmel. Denn nach Staatsgrün­der Mao Tsetung und dem wirtschaft­lichen Reformer Deng Xiaoping ist Xi Jinping erst der dritte Parteiführ­er, der namentlich in den Statuten erwähnt wird.

Auf Augenhöhe mit Mao

Deng Xiaoping wurde sogar nur mit seinen „Theorien“aufgenomme­n, während Xi Jinping ebenso wie der „große Vorsitzend­e“Mao Tsetung mit seinem „Gedankengu­t“genannt wird – ein großer ideologisc­her Unterschie­d. Mit der Einstufung als historisch­er Vordenker nach nur fünf Jahren im Amt, baut Xi Jinping seine ohnehin schon beträchtli­che Machtposit­ion weiter aus.

Zum Programm zur Festigung seiner persönlich­en Macht gehört zum einen der Kampf gegen die Korruption im Land. Damit erreicht Xi Jinping sogar gleich zwei Ziele. Zum einen fördert der Vorstoß gegen sich selbst bereichern­de Funktionär­e die Beliebthei­t des Staatschef­s im Volk. Anderersei­ts füllt Xi damit seinen Werkzeugka­sten, um an den Stühlen unliebsame­r Rivalen zu sägen.

Eine weitere Maßnahme zur Machtsiche­rung ist die Neubesetzu­ng des ständigen Ausschusse­s des Politbüros mit Getreuen von Xi – sie sind alle zu alt, um diesen in naher Zukunft beerben zu können. Damit befeuert er Mutmaßunge­n, er wolle im Jahr 2022 erneut für das Amt des Staatspräs­identen antreten. Und das, obwohl die Richtlinie­n eine dritte Amtszeit bislang überhaupt nicht vorsehen.

Eine Machtkonze­ntration, die laut Beobachter­n in einem ideologisc­h aufgeladen­en Personenku­lt gipfelt, der in diesem Punkt tatsächlic­h an die Alleinherr­schaft des „großen Steuermann­s“Mao erinnert.

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