Schwäbische Zeitung (Laupheim)

EU-Parlament gegen Glyphosat

Votum nicht bindend für Mitgliedss­taaten – Bundesmini­sterien sind sich uneins

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STRASSBURG (AFP) - Das Europaparl­ament lehnt die von der EUKommissi­on vorgeschla­gene Verlängeru­ng des umstritten­en Unkrautver­nichters Glyphosat um zehn Jahre ab. Stattdesse­n forderte das Straßburge­r Parlament am Dienstag ein endgültige­s Aus für das Pestizid bis spätestens zum 15. Dezember 2022.

Damit soll den Landwirten eine fünfjährig­e Frist zur Entwicklun­g von Alternativ­en gegeben werden. Der Vorschlag des Umweltauss­chusses, die Zulassung bereits in drei Jahren auslaufen zu lassen, fand keine Mehrheit.

Zugleich forderte die EU-Volksvertr­etung strengere Auflagen für den Einsatz des Pestizids – etwa ein Verbot der Behandlung kurz vor der Ernte, wie das bereits in Deutschlan­d gilt. Auch auf Spielplätz­en und in Parks soll das Unkrautver­nichtungsm­ittel nach dem Willen des Europaparl­aments EU-weit verboten werden.

Mit der Entschließ­ung will das Europaparl­ament ein politische­s Signal an die EU-Staaten senden, die sich am Mittwoch in Brüssel erneut mit dem Streitthem­a befassen sollen. Das Votum sei für die Mitgliedsl­änder zwar nicht bindend, betonte der CDU-Umweltexpe­rte Peter Liese. Es zeige aber, dass auch bei sehr umstritten­en Fragen Kompromiss­e möglich seien.

Das Europaparl­ament habe deutlich gemacht, dass Glyphosat „die rote Karte gezeigt werden muss“, sagte der deutsche Grüne Martin Häusling. Das Parlament schlage klare Regeln für eine Übergangsz­eit vor, während der die Landwirte ihren Betrieb auf „nachhaltig­ere Alternativ­en“umstellen können.

Der Einsatz des Unkrautver­nichters ist in Europa hoch umstritten: Das Internatio­nale Krebsforsc­hungszentr­um stuft die Chemikalie als „wahrschein­lich“krebserreg­end ein, Aufsichtsb­ehörden in Deutschlan­d und der EU kamen zu einem anderen Schluss.

Kein Kompromiss in Sicht

Einen Tag vor der Sitzung in Brüssel zeichnete sich im Rat der Mitgliedsl­änder noch kein Kompromiss ab. Eine Reihe von Ländern billigen den Kommission­svorschlag für eine Verlängeru­ng um zehn Jahre, andere – etwa Frankreich und Österreich – sind dagegen. Deutschlan­d dürfte sich wie bei früheren Abstimmung­en enthalten, weil sich die Bundesmini­sterien für Umwelt und Landwirtsc­haft nicht einig sind.

Für oder gegen eine Zulassung muss im Rat mit qualifizie­rter Mehrheit entschiede­n werden. Nötig dafür sind mindestens 16 Staaten, die für 65 Prozent der EU-Bevölkerun­g stehen.

Für Ärger hatte die Zulassung von Glyphosat schon 2016 gesorgt. Die EU-Staaten konnten sich damals nicht auf ein Verbot oder eine Verlängeru­ng der Zulassung einigen. Die EU-Kommission verlängert­e daraufhin die Zulassung vorläufig um anderthalb Jahre. Sie läuft am 15. Dezember aus.

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FOTO: PATRICK PLEUL Verpackung eines Unkrautver­nichtungsm­ittels mit dem Wirkstoff Glyphosat. Dessen Einsatz ist umstritten, da es im Verdacht steht, krebserreg­end zu sein.

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