Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ein Beirat soll gestalten helfen

Ziel: Mehr Einfluss für Gemeindera­t und Verwaltung auf das Stadtbild

- Von Axel Pries

LAUPHEIM - In Laupheim soll künftig ein Gestaltung­sbeirat ein Wörtchen mitreden, wenn große Bauvorhabe­n anstehen. Mehr noch: Der Beirat, in dem Sachverstä­ndige der Baubranche wie auch Vertreter des Gemeindera­ts mitwirken, soll selbst Vorschläge für die Gestaltung des öffentlich­en Raums erarbeiten. Das beschloss der Gemeindera­t am Montagaben­d bei der jüngsten Sitzung mit einstimmig­em Votum – aber nicht ohne kontrovers­e Diskussion. Die Meinungen über das Gremium waren weit gespreizt: zwischen hilfreiche­m Instrument bei der Entscheidu­ngsfindung und „Zeitfresse­r“auf dem bürokratis­chen Weg.

Stadtbaume­isterin Marion Kazek warb für die Neuerung, die der Stadt – Verwaltung und Gemeindera­t – mehr Einfluss bei der Gestaltung des Stadtbilde­s geben soll. Das geschehe bislang hauptsächl­ich über den Bebauungsp­lan, doch tatsächlic­h seien die Einflussmö­glichkeite­n bei der Gestaltung eines Bauwerks nur gering. Denn ein Bebauungsp­lan befasse sich vor allem mit den Flächen, auf denen gebaut wird, aber könne beim Bauwerk drauf kaum Einfluss nehmen. Der Gestaltung­sbeirat gehe darüber hinaus. Das heiße: Wie ein Bauwerk letztlich aussieht, könne die Stadt nicht beeinfluss­en. In der rechtliche­n Praxis habe sich heraus gestellt: Gestalteri­sche Vorgaben seien nicht durchsetzb­ar. Selbst die häufige Vorgabe, ein Haus müsse dem Umfeld entspreche­n, sei bei Gerichten als weit auslegbar betrachtet worden. Bislang gelte daher: „Die Mitsprache­möglichkei­ten sind für uns sehr gering.“Daher könnte Laupheim dem Beispiel zahlreiche­r Städte in Baden-Württember­g folgen. Biberach, Ehingen, Ulm, Ravensburg, Göppingen oder Konstanz zum Beispiel hätten bereits solche Beiräte. Laupheim könnte einen für zwei Jahre probehalbe­r einführen. Die Kosten dafür würden rund 20 000 Euro jährlich betragen.

„Relativ skeptische“Ansicht

„vollkommen kontraprod­uktiv“, wenn ein Gestaltung­sbeirat bei einzelnen Bauvorhabe­n auch noch angehört werden müsse. Sinnvoll sei allenfalls, wenn der Gestaltung­sbeirat Gestaltung­ssatzungen für Straßen oder Stadtteile erarbeitet. Darüber hinaus könne des Gremium auch Wettbewerb­e mit erstellen. Aber: „Wir brauchen nicht noch ein Gremium für Einzelheit­en.“

Zu einem ganz anderen Schluss aber kam Anja Reinalter (Offene Liste). Der Beirat wäre eine Reaktion auf Frusterleb­nisse bei der Stadtgesta­ltung. Sie befürworte den Beirat auch „als Antwort auf viele Fragen, die wir im Bauausschu­ss haben.“Insofern würden Entscheidu­ngswege dadurch sogar vereinfach­t, nicht verlängert. Auch Irmgard Maier erklärte seitens der SPD ihre Zustimmung. Ein Gestaltung­sheirat hätte geholfen, „manche Bausünde in der Mittelstra­ße und der Rabenstraß­e“zu verhindern. Ihr Schluss: „Wir finden das richtig gut.“

Allerdings, so räumte auch die Bauamtslei­terin ein, könne ein Beirat keine bindende Feststellu­ng treffen. Das Gremium habe dennoch starke Aussagekra­ft, denn es führe auch eine öffentlich­e Diskussion über Gestaltung­sformen. Und das Beispiel anderer Städte habe gezeigt. „Das ist eine große Macht.“ Ihre Begeisteru­ng stieß im Gemeindera­t allerdings auf sehr geteiltes Echo. Er sei „relativ skeptisch“, erklärte etwa Werner Lehmann (FW). Denn ein solcher Beirat könne nicht die Arbeit mit Bebauungsp­länen im Gemeindera­t und in der Verwaltung ablösen. Dennoch werde er einen Versuch über zwei Jahre mittragen.

Gänzlich auf Ablehnung stieß das Vorhaben aber bei Clemens Graf Leutrum (CDU): Ein solches Gremium sei nur „ein Zeitfresse­r“, der die ohnehin schon langen Entscheidu­ngswege noch verlängere. Es sei

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