Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Simon kämpft gegen den Krebs

Ein Zwölfjähri­ger ist scheinbar unheilbar krank - Die Therapie eines Arztes hilft

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NEU-ULM (az)- Simon Habenicht ist an einem Hirntumor erkrankt, in einem unheilbare­n Stadium. Die Lebenserwa­rtung liegt bei einem Jahr. Doch mit dieser Diagnose lebt der Schüler schon seit knapp drei Jahren. Weil er ein großer Kämpfer ist und weil er von der besonderen Therapie eines Neu-Ulmer Professors profitiert.

Simons Krankheit beginnt im Herbst 2014 unspektaku­lär: Erbrechen und Schwindel. Doch die Symptome werden immer schlimmer und dauern immer länger an. Eine Bildgebung, ein Magnetreso­nanztomogr­afie, gibt Aufschluss: Es handelt sich um einen Hirntumor, wahrschein­lich bösartig. Simon wird operiert, sein Gewebe wird untersucht. Das Ergebnis: ein so genanntes Glioblasto­m im Stadium IV.

Der Neu-Ulmer Professor Frank Gansauge erklärt: „Das bedeutet: nicht nur fortgeschr­itten, sondern hochaggres­siv, eigentlich unheilbar. Das ist ganz selten bei einem Kind.“Simons Gewebe wird ein zweites Mal begutachte­t, wieder kommen die Ärztezu diesem Ergebnis.

Für Simon, der mit seiner Familie im Münchner Umland lebt, bricht eine Welt zusammen. Doch der heute Zwölfjähri­ge zeigt sich als Kämpfer. Er hat ein Lied darüber geschriebe­n und schreibt im Internet in einem Blog über sich und seine Krankheit. Simons Mutter, eine Krankensch­wester, recherchie­rt und stößt im Internet auf eine neuartige Behandlung: Dendritisc­he Zellen. Sie findet heraus, dass ein Labor in Ulm diese Art der Immunthera­pie anbietet und dass der dazugehöri­ge Arzt in NeuUlm praktizier­t: Professor Frank Gansauge. Sie wendet sich an ihn.

Die Therapie ist in Deutschlan­d bislang nur als sogenannte­r „individuel­ler Heilversuc­h“zugelassen. Deshalb tragen die Krankenkas­sen nur selten die Kosten von rund 7000 Euro. Simons Krankenkas­se lehnt ab.

Doch ein Bekannter von Gansauge übernimmt die Behandlung­skosten: Lin Yangjun. Der Chinese ist Professor für Klavier an der Folkwang-Musikhochs­chule in Peking, hat aber auch einen Wohnsitz in Frankfurt. „Er war so beeindruck­t von dem tapferen Jungen, dass er sich spontan bereit erklärt hat, die Patenschaf­t für die Behandlung­skosten zu übernehmen“, erzählt Gansauge.

Als Simon in Neu-Ulm die Therapie mit Dendritisc­hen Zellen beginnt, reist Lin Yangjun eigens an. Der Chinese sagt: „Simon und ich wollen allen da draußen in ihrer Erkrankung Mut machen und Hoffnung schenken.“Dem Patienten geht es unter der Therapie gut, er leidet unter fast keinen Nebenwirku­ngen und der Tumor schreitet derzeit nicht fort. Im November wird diese Behandlung voraussich­tlich wiederholt – wieder gesponsert von Lin Yangjun. Simon ist optimistis­ch. „Nächstes Jahr fliege ich nach Peking zu Lin“, sagt er.

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FOTO: YVONNE NEUHÄUSLER Prof. Lin Yangjun (links) freut sich mit Simon Habenicht im Zentrum für onkologisc­he, endokrinol­ogische und minimalinv­asive Chirurgie in NeuUlm.

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