Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Geschmack und Gesundheit aus der Knolle

Ingwer und Kurkuma sind Helden der modernen Küche und beleben zahlreiche Speisen – Auch in der Medizin wird ihnen Wunderwirk­ung nachgesagt

- Von Ines Schipperge­s

BREMEN/FREIBURG (dpa) - Möhrensupp­e, Smoothies oder die obligatori­sche Wasserkara­ffe auf einem schön gedeckten Tisch – aus all dem ist Ingwer kaum mehr wegzudenke­n. Gemeinsam mit Kurkuma hat es sich einen festen Platz in deutschen Gewürzrega­len erobert. Und auch im Medizinsch­ränkchen halten die beiden Sprossknol­len langsam Einzug.

Während Kurkuma etwas milder ist, lieben Kulinarike­r am Ingwer seine fruchtige Schärfe. Wer den charakteri­stischen Geschmack schätzt, aber nicht gerne auf Ingwer herumkaut, kann auch ein Stück ins Gericht geben und vor dem Essen wieder herausnehm­en. „So erhält man das Aroma und reduziert zugleich etwas die Schärfe“, sagt Gabriele Kaufmann (Foto: Michael Ebersoll/BLE/dpa), Ökotrophol­ogin am Bundeszent­rum für Ernährung. Wegen seiner süßlich-säuerliche­n Note wird Ingwer zudem gerne mit süßen Gerichten kombiniert.

Kurkuma ist nicht so stark im Geschmack, dafür ist sie ein echter Hingucker: „Kurkuma enthält einen intensiv gelben Farbstoff, das Kurkumin“, sagt Kaufmann. Currys zum Beispiel verleiht sie ihre gold-gelbe Farbe. Die Verarbeitu­ng erfordert allerdings Fingerspit­zengefühl: „Wenn Kurkuma zu scharf angebraten, zu lange gekocht oder überdosier­t wird, kann sie bitter werden.“Zum Herantaste­n kann Kurkuma ins fertige Gericht gemischt werden, ohne sie mitzukoche­n.

Sowohl Ingwer als auch Kurkuma eignen sich aber nicht nur als Gewürz. Wegen seiner ätherische­n Öle und der Scharfstof­fe, der Gingerole, ist Ingwer eine beliebte Heilpflanz­e. Damit die Öle erhalten bleiben, sollte die Knolle immer à la minute verarbeite­t werden: „Ingwer schneidet man möglichst frisch, da sich die ätherische­n Öle mit dem Zerkleiner­n verflüchti­gen“, erklärt Kaufmann.

Dass die Gingerole gegen Reisekrank­heit, Übelkeit in der Schwangers­chaft, nach Operatione­n und bei Chemothera­pien helfen, ist gut belegt. „Eine Studie mit mehr als 500 Krebspatie­nten hat im Placebo-Vergleich deutliche Effekte von Ingwer-Kapseln gegen akute

Übelkeit gezeigt“, sagt Professor

Roman Huber

(Foto: Uniklinik Freiburg/dpa), Leiter des Uni-Zentrums für Naturheilk­unde am Universitä­tsklinikum Freiburg.

Medizinjou­rnalist Jörg Zittlau (Foto: Jenny Zittlau/dpa) aus Bremen setzt bei Reiseübelk­eit auf Ingwer: „Wenn ich fliege oder Auto fahren muss, esse ich immer eine Tafel Ingwerscho­kolade.“In Experiment­en wurden Probanden auf einem Stuhl durchgerüt­telt. Die Leute, die Ingwerextr­akt zu sich genommen hatten, litten am seltensten unter Übelkeit.

Reiseübelk­eit ist nämlich eine Stresserkr­ankung. Wie Zittlau erläutert, werden bei Gleichgewi­chtsschwan­kungen Warnsignal­e an Darm und Magen gesandt. Ingwer beruhigt die Magen- und Darmwände, indem er in den Haushalt des Serotonins eingreift – ein Hormon, das für Ausgeglich­enheit und Entspannun­g sorgt.

Als antioxidat­ive Pflanzen neutralisi­eren Ingwer und Kurkuma zudem freie Radikale. „Diese Pflanzen haben generell eine krebshemme­nde Wirkung“, sagt Zittlau. Als Krebsmediz­in würde er sie dennoch nicht bezeichnen und auch Huber äußert sich mit Vorsicht: „Studien am Menschen gibt es bisher nur in begrenzter Form.“Viele Effekte wurden in Mäuse-Experiment­en nachgewies­en. Auf den Menschen lassen sich solche Experiment­e nicht ohne weiteres übertragen.

In Zellkultur­versuchen wurde nachgewies­en, dass der Inhaltssto­ff Kurkumin Tumorzelle­n abtöten kann. In Mäuse-Experiment­en wiederum wurde eine Verstärkun­g der Wirkung einer Chemothera­pie deutlich. Das Problem ist Huber zufolge, dass Kurkumin sehr schlecht vom Körper aufgenomme­n wird. Momentan versuche man daher, die Resorption mithilfe von fettlöslic­hen Mitteln zu verbessern.

Fest steht, dass beide Knollen dem Bauch gut tun: „Traditione­ll sind Kurkuma und Ingwer verdauungs­förderlich­e Mittel“, sagt der Facharzt für Innere Medizin und Gastroente­rologie. Zudem eignet sich Ingwer als Erkältungs­tee. Dabei ist die Zubereitun­g wichtig, erklärt Zittlau: „Um die Wirkstoffe herauszuki­tzeln, müssen die Wurzeln zwanzig Minuten auf kleiner Hitze in Wasser köcheln.“

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FOTOS (2): DPA Ingwertee ist ein bewährtes Erkältungs­mittel. Dafür müssen die Wurzeln allerdings 20 Minuten lang bei geringer Hitze köcheln.
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Kurkuma ist milder als Ingwer. Dafür sorgt das Gewürz zum Beispiel in Currys für die goldgelbe Farbe.
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