Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Etwas mehr Respekt
Alle Welt diskutiert über den Videobeweis im Fußball. Ich jetzt auch. Man darf wohl ruhigen Gewissens sagen, dass das ganze Projekt noch in den Kinderschuhen steckt und wesentlich mehr Probleme aufwirft wie etwa das Hawk-Eye im Tennis. Das ist unbestechlich und hat immer recht. Das gilt auch für strittige Torentscheidungen im Fußball. Da hilft der Videobeweis definitiv. Aber bei Fouls, Elfmeterentscheidungen, Abseitsstellungen, Platzverweisen oder sonstigen strittigen Fragen ist nach wie vor der Mensch gefragt. Genauso wie Sie und ich sitzt der vor dem Bildschirm und beurteilt die Szene. Na, ja, vielleicht vor vier oder fünf Bildschirmen und der Mann ist selbst Schiedsrichter, was ja auch nicht vor Fehlern schützt, wie unser offiziell bester Unparteiischer Felix Brych schon zweimal in dieser Saison „bewiesen“hat. Auch deshalb ist wohl der Streit unter den Schiedsrichtern entbrannt. Fandel oder Krug oder wie sie alle heißen. Der DFB und auch die UEFA haben schon gewusst, warum der Videobeweis erst mal ausprobiert werden muss. Denn er gilt bislang nur in der Bundesliga. Nicht in der Champions League, nicht im DFB-Pokal und auch nicht im Amateurbereich. Am Dienstag hätte den Manuel Gräfe beim Pokalspiel in Düsseldorf gegen Mönchengladbach sicher brauchen können.
Vielleicht hätte die Fortuna dann doch einen Elfmeter bekommen, beim Stand von 0:0. Oder gar beim Kreisligaspiel zwischen dem FC Inter Laupheim und der SGM Warthausen/Birkenhard, das derzeit die Fans hierzulande umtreibt. Aber auch der Videobeweis hat keine Ohren. Was da der Schiedsrichter Nicolai Weimer vom FC Heimertingen gesagt oder nicht gesagt hat, hätte er auch nicht aufklären können. Hier kann ich nur an die Vernunft aller Beteiligten appellieren, auch an die angeblich 50 Zuschauer, die im Laupheimer Gretel-Bergmann-Stadion für Unruhe gesorgt haben sollen. Es wird immer wieder mal das Gefühl geben, benachteiligt zu werden. Aber das gehört zum Sport. Meistens gleicht sich das auch wieder aus – egal ob Champions League oder Kreisliga. Letztlich hat der Schiedsrichter immer recht, auch wenn es Millionen oder eben nur 50 anders gesehen haben. Das hat auch was mit Respekt zu tun.
In der Kolumne „Einwurf“nimmt die „Schwäbische Zeitung“das Sportgeschehen in der Region etwas näher unter die Lupe. Lobend, kritisch, mit einem Augenzwinkern oder auch nur ganz nüchtern – so soll, so kann es dabei zugehen. Bei Fragen und Anregungen mailen Sie unter dem Betreff „Einwurf“an: redaktion.sport.biberach@ schwaebische.de