Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Erdogans Spiel
Ein Verdacht trübt die Freude über die Freilassung des Berliner Menschenrechtlers. Wenn es stimmt, dass Altkanzler Schröder mit einer persönlichen Intervention beim türkischen Präsidenten Erdogan die Rückkehr Steudtners nach Deutschland ermöglicht hat, stellen sich mindestens zwei Fragen. Gab es eine deutsche Gegenleistung – und wenn ja, welche? Und: Spielt Deutschland damit nicht Erdogans Spiel?
Noch gibt es keinen Hinweis darauf, dass Schröder mit Erdogan in einer irgendwie inakzeptablen Weise „gedealt“haben könnte. Dass die beiden persönlich gut miteinander klarkommen, ist seit Jahren bekannt. Wenn das zu einer Lösung beiträgt, die für beide Seiten gut ist, dann kann man das nur begrüßen.
Vertrauliche Gespräche gehören zu den wichtigsten Instrumenten bei der Bewältigung internationaler Krisen. Dass die Bundesregierung über Schröder den Kontakt mit der türkischen Führung sucht, um die Freilassung von deutschen Häftlingen zu erreichen, ist daher völlig in Ordnung. Nur sollte Berlin jetzt so schnell wie möglich klarstellen, ob im Fall Steudtner über Zugeständnisse gesprochen wurde. Geschieht das nicht, wird ein fader Nachgeschmack bleiben. Deutschland sollte sich nicht dem Verdacht aussetzen, sich auf Tauschgeschäfte eingelassen zu haben.
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