Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Notfallseelsorge feiert 15-jähriges Bestehen
Ehrenamtliche Mitarbeiter absolvierten 400 000 Bereitschaftsstunden und 1527 Einsätze
BIBERACH (sz) - Die Notfallseelsorge im Landkreis Biberach hat bei einem ökumenischen Gottesdienst mit dem evangelischen Dekan Hellger Koepff und dem katholischen Dekan Sigmund F .J. Schänzle ihr 15-jähriges Bestehen in der Kirche St. Josef in Biberach gefeiert. Neben vielen aktiven und ehemaligen Notfallseelsorgern konnte Iris Espenlaub, Leiterin der Notfallseelsorge, einige Kooperationspartner begrüßen. Vertreter von Feuerwehr, Polizei, Rettungsdiensten und Kirchen gratulierten und bedankten sich herzlich für 400 000 Bereitschaftsstunden und 1527 Einsätze in den vergangenen 15 Jahren, bei denen die Notfallseelsorge Menschen in Not beistand.
Dekan Schänzle sprach seinen Dank für den Dienst der Seelsorger aus, betonte aber zugleich: „Wer danken will, muss auch denken und heute denken wir auch an all diejenigen, die Sie in ihrer Not begleitet haben.“Dekan Koepff lud in seiner Predigt „zu einer geerdeten Dankbarkeit“ein. Beim Dienst der Notfallseelsorge bleibe der Dank geerdet und hebt nicht ab, „er verschließt den Blick nicht, aber lässt sich auch nicht von der Erdenschwere ganz nach unten ziehen.“Koepff schilderte: „Die Notfallseelsorge ist zur Hilfe gerufen, um Menschen zu begleiten, Todesnachrichten zu überbringen und Menschen damit nicht allein zu lassen, aber auch um Einsatzkräften zuzuhören, die Bilder verarbeiten und wieder funktionieren müssen.“Dekan Koepff dankte den Notfallseelsorgern ebenfalls: „Sie nehmen sich Zeit und müssen sich mit Ihren Familien und Arbeitgebern absprechen. Sie legen Ihr Schutzschild ab und setzen sich den Menschen in ihrer Not aus. Damit setzen Sie sich auch Gott aus.“In einer Aktion lud Iris Espenlaub die Anwesenden dazu ein, auf ausgeschnittene Herzen aufzuschreiben, wofür sie im Leben besonders dankbar sind, denn „für uns Notfallseelsorger ist es wichtig, zu wissen, was uns in unserem Leben trägt.“
Im Gottesdienst wurden mit Uwe Grau und Ulrich Götzeler zwei Notfallseelsorger aus ihrem Dienst verabschiedet und mit Olja Ilic, Brigitte Blersch und Susanne Miller drei neue Notfallseelsorgerinnen mit einem Segen in den Dienst eingeführt.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde bei einer Feierstunde an die zurückliegenden 15 Jahre gedacht. Iris Espenlaub bedankte sich herzlich bei den anwesenden Berthold Seeger und Friedrich Lechner für ihr damaliges Engagement zur Gründung der Notfallseelsorge im Landkreis Biberach. Helmut Sontheimer vom Leitungsteam der Notfallseelsorge schaute auf die Gründungszeit der Notfallseelsorge zurück und machte deutlich, dass man durch das besondere Konzept, das auf ehrenamtlicher Basis beruht, bundesweit viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Iris Espenlaub übergab das Wort an die Notfallseelsorger. Beispielsweise berichtete eine Notfallseelsorgerin von ihrem Herzklopfen und ihrer Aufregung, als sie das erste Mal durch den Piepser zu einem Einsatz gerufen wurde und eine Todesnachricht überbringen musste. „Egal, wie es mir geht, den Betroffenen geht es schlechter“, sprach sie sich damals Mut zu und machte die Erfahrung: „Es ist ein gutes Gefühl für jemanden da zu sein, der sonst im Moment niemanden hat.“In der Kirche wurde es ganz still, als eine neue Notfallseelsorgerin einen von ihr verfassten Brief vorlas, wie sie und ihre Familie durch viele ehrenamtliche Helfer beim Brand der eigenen Wohnung gerettet
So sprach sich eine Notfallseelsorgerin vor ihrem ersten Einsatz Mut zu.
und unterstützt wurden. Dieses Engagement verleitete sie dazu, sich selbst einzubringen und ehrenamtlich Notfallseelsorgerin zu werden. Iris Espenlaub nahm das zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass weitere Mitarbeiter gesucht sind.
In den Grußworten betonte der neue Kreisbrandmeister Peter Frei, wie wichtig die Arbeit der Notfallseelsorge sei. Die Feuerwehr arbeite meistens mit schwerem Gerät, aber an der Notfallseelsorge findet er es „faszinierend, mit wie wenig man viel bewirken kann“. Auch Ulrike Renz von der Polizeidirektion Ulm und Frank Netzer vom Deutschen Roten Kreuz machten deutlich, dass die Notfallseelsorge bei ihrer Arbeit nicht mehr wegzudenken sei. Der Dienst für Angehörige von Opfern sowie für Einsatzkräfte sei unersetzlich. Am Ende bekamen alle aktiven Notfallseelsorger ein kleines Spiel als Geschenk überreicht. Mit viel Applaus lud Iris Espenlaub zum gemütlichen Ausklang in den Gemeindesaal ein.
„Egal, wie es mir geht, den Betroffenen geht es schlechter.“