Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Hauskuh Kelly ist eine Schmusekatze
Ein Ehepaar tut alles für ihr mit der Hand aufgezogenes Tier
RECHTSUPWEG (dpa) - Vier Jahre alt und ständig verrückte Sachen im Kopf: Das ist Kuh Kelly, die in Ostfriesland bei Pflegeeltern lebt. Freddy Janssen und Heike Rüdiger haben das Kälbchen seit der Geburt liebevoll im Haus mit der Flasche großgezogen und verwöhnt. Heute wiegt das massige Tier bereits 1300 Kilo, kann rückwärts laufen und schaut im Stall gern Fernsehen. „Sie macht alles, was andere Kühe nicht gern machen“, sagt Janssen.
In dem früheren Wohnhaus von Janssen und Rüdiger ging Kelly ein und aus: Sie konnte Türen öffnen, indem sie die Klinke runterdrückte – und hinter sich schloss. „Einmal haben wir versehentlich nicht abgesperrt, und als wir abends zurückkamen, hatte Kelly die Bonbons in der Küche aufgefressen und den Fernseher umgeworfen“, erinnert sich Rüdiger.
Nachmittags holte sich das anhängliche Tier zur Kaffeezeit Kekse ab oder wärmte sich im Winter am Kamin. Seit einem Jahr ist jedoch alles anders: Janssen und Rüdiger sind in einen Neubau umgezogen – und Hauskuh Kelly fremdelt noch. Bisher traut sie sich nur zur Hälfte durch die Tür in den Flur. Von dort könnte sie wie früher bis in die Küche laufen – macht sie aber nicht. Dabei sollen extra verlegte rutschfeste Fliesen auf dem Boden dafür sorgen, dass Kelly nicht längs hinschlägt. Das könnte mit zunehmendem Gewicht ein Problem werden. Aber warum reichen die Fliesen im Flur bis zur Decke? „Im alten Haus hat sie die Tapeten abgeknabbert, das wollten wir hier vermeiden“, erklärt Janssen.
Kelly kann draußen zwischen einem kleinen Stall oder einer großzügig ausgestatteten Blockhütte wählen. Dort gibt es ein beheizbares Trinkbecken, eine mit Teppichen ausgepolsterte Liegefläche und gelegentlich auch Radiobeschallung – wenn das Tier nicht gerade wieder das Lautsprecherkabel anknabbert. Manchmal äugt sie auch durch das Schlafzimmerfenster, wenn drinnen der Fernseher läuft.
Die Schwarzbunte tollt aber auch gern im Freien herum, jagt Hasen oder genießt Auto-Ausfahrten. Dann steht sie hinten auf dem Anhänger und beobachtet aufmerksam die Umgebung. Mit anderen Kühen will sie jedoch nichts zu tun haben. „Die beachtet sie nicht besonders, sie mag uns wohl lieber“, sagt Rüdiger, während sie das Fell von Kelly streichelt.
Kelly kam als Geschenk eines Landwirts zu den Pflegeeltern. Das Tier war als Zwitter nicht zur Zucht oder zur Milchproduktion geeignet und wäre wohl sonst bald im Schlachthof gelandet. Damit es Kelly gut geht, haben die Pflegeeltern inzwischen bereits um die 30 000 Euro investiert, vor allem für Umbauten an Haus, Stall, Blockhütte und Pflasterung auf dem Hof.
„Irgendwann kommt sie auch ganz ins Haus, wenn sie sich eingewöhnt hat“, sind sich Janssen (52) und Rüdiger (47) sicher. Und wie lange wollen sich die beiden um das Tier kümmern? „Ach, so eine Kuh kann 30 Jahre alt werden“, sagt Janssen, „dann gehen wir später zusammen ins Altenheim.“
„Sie macht alles, was andere Kühe nicht gern machen.“ Besitzer Freddy Janssen