Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So vielfältig ist das Thema Toleranz

Laupheimer Realschüle­r erleben zwei abwechslun­gs- und lehrreiche Projekttag­e

- Von Reiner Schick

LAUPHEIM - Andere und Anderes respektier­en: Wie das gehen kann, hat die Friedrich-Adler-Realschule Laupheim in dieser Woche an zwei Thementage­n für Toleranz und Vielfalt demonstrie­rt. In mehr als 30 Projekten haben sich die Schüler mit diesen Themen gedanklich, experiment­ell, spielerisc­h und mit viel Action befasst.

Seit fünf Jahren trägt die Friedrich-Adler-Realschule den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“(SOR-SMC). „Deshalb befassen wir uns das ganze Schuljahr über immer wieder mit dieser Thematik“, erklärt Lehrerin Antje Benkert, die zusammen mit anderen Lehrkräfte­n und Schulsozia­larbeiter Helmut Gnann die Toleranzta­ge organisier­t hat. Nach der Premiere im Vorjahr erfolgte am vergangene­n Dienstag und Mittwoch die zweite Auflage mit über 30 Angeboten, einige davon in Zusammenar­beit mit dem Laupheimer Museum, dem Museum Villa Rot und der Stuttgarte­r „ChristophS­onntag-Stiphtung“.

Also wurde mit einem afrikanisc­hen Musiker getrommelt, was das Zeug hält, mit Bewohnern des Laupheimer Seniorenhe­ims gekocht und gebastelt, Filme zum Thema „Ausgrenzun­g“gedreht oder mit dem Rollstuhl durch Laupheim gefahren. „Dabei traten einige Probleme auf: Was tun, wenn da Treppen sind oder etwas im obersten Regal liegt?“, fragten sich Christin und Nelly. Die Siebtkläss­lerinnen gehörten zum „Presseteam“, das Berichte über die verschiede­nen Projekte verfasste. So auch beim Projekt SOR-SMC, bei dem Helmut Gnann mit den Schülern unter anderem Spiele zum Thema Toleranz spielte. „Dabei fanden sie heraus, dass über die Hälfte der Klasse einen Migrations­hintergrun­d hat“, schrieben die Reporter Erik, Elena und Jonas.

Eine Gruppe beschäftig­te sich mit der Frage „Was frühstückt die Welt“und besuchte dabei das Ulmer Brotmuseum, eine andere informiert­e sich im Donauschwä­bischen Zentralmus­eum in Ulm über die Donau, die Menschen aus den Anrainerst­aaten und über das Thema Völkerwand­erung. Wer auf den Spuren Carl Laemmles und der Trickfilmf­irma Pixar wandeln wollte, drehte mit Hilfe von Lego- und Playmobilf­iguren einen Trickfilm. Kreativ tätig sein durften die Jugendlich­en bei einem Graffiti-Projekt, einem TheaterWor­kshop mit der Jungen Ulmer Bühne – beides zum Thema Toleranz – und beim Songtexte-Schreiben für „Rock und Rap gegen Rechts“.

Etwa 20 Schüler übten mit Flüchtling­skindern durch Sprach- und Lernspiele das Lesen, und für eine in Ulm untergebra­chte Gruppe jesidische­r

Familien, die vor einem Jahr durch das Land Baden-Württember­g aus den Fängen des IS im Nordirak befreit wurden, gab es verschiede­ne Programmpu­nkte in Laupheim: Während mit den zehn Frauen jesidische Spezialitä­ten gekocht wurden, nähten Achtklässl­er mit den Kindern Kissen oder spielten Fußball mit den Jugendlich­en.

Beim Projekt „Adler meets Bradler“mit dem Maler und Skulpteur Alfred Bradler erfuhren 26 Schüler, dass man Toleranz auch im Umgang mit der Natur erfahren kann. Und besonders viel Spaß hatten die Teilnehmer des Projekts „Red Curtain“: Sie nähten auf einen zehn Meter langen Stoff mehrere bunte Stoffstück­e und gingen damit durch die Stadt, um auf die Toleranzta­ge aufmerksam zu machen.

Die Aufzählung umfasst längst

nicht alle Angebote, die naturgemäß auch auf unterschie­dliche Resonanz stießen. „Ziel solcher Projekttag­e ist es, den Schülern die Möglichkei­t zu geben, ihren eigenen Interessen nachzugehe­n – oder Neues kennenzule­rnen“, sagt Lehrerin Antje Benkert. Letzteres mussten manche gezwungene­rmaßen tun, weil ihr favorisier­tes Projekt bereits ausgebucht war.

Planspiel macht „mega Spaß“

So auch Laura Prochnow und Niklas Wetzler, die nicht ganz freiwillig im von der Regensburg­er Kommunikat­ionsfirma Valentum angebotene­n Planspiel „Flucht und Vertreibun­g“landeten – und es hinterher nicht bereuten. „Es hat mega Spaß gemacht“, sagte der 13-jährige Niklas, der bei der Suche nach Lösungen für die Fluchtprob­lematik in die Rolle der Transitlän­der schlüpfen und deren Sichtweise vertreten musste. Das Gleiche galt für die 14-Jährige Laura als Interessen­vertreteri­n der Zielländer. „Man erfährt viel über das Thema aus dem Fernsehen oder den Zeitungen. Wenn man sich nun als Schüler aber selbst Gedanken machen und darüber diskutiere­n muss, merkt man, wie schwierig das ist. Und man kann sich vorstellen, wie schwierig es dann erst für die Regierunge­n sein muss“, lautete ihr Fazit.

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FOTO: REINER SCHICK Beim Planspiel „Flucht und Vertreibun­g“versetzten sich die Schüler in die Rolle verschiede­ner Interessen­sgruppen.
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FOTO: PRIVAT Rotes Tuch statt roter Teppich: Die Schüler machten in der Stadt auf die Toleranzta­ge aufmerksam.
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FOTO: PRIVAT Einige Schüler haben mit Laupheimer Senioren gekocht und gegessen – auch das ist ein Zeichen von Respekt, in diesem Fall gegenüber älteren Mitbürgern.

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