Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Aktivisten kämpfen weiter für Mesale Tolu

Vater Ali Riza Tolu fordert mehr Engagement der Bundesregi­erung

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ULM (lsw/mö) - Nach der Entlassung des Berliner Menschenre­chtlers Peter Steudtner aus türkischer Untersuchu­ngshaft machen Aktivisten Druck, um weitere deutsche Inhaftiert­e freizubeko­mmen. So fordert der Solidaritä­tskreis „Freiheit für Mesale Tolu“auch die Freilassun­g der in der Türkei inhaftiert­en deutschen Übersetzer­in und Journalist­in, des „Welt“-Journalist­en Deniz Yücel und aller gefangen gehaltenen Journalist­en. Für Freitagabe­nd hatte der Solidaritä­tskreis zu einer Kundgebung für Mesla Tolu in Ulm aufgerufen.

Das sei bereits die 22. Ulmer Freitagsde­mo, sagte der Sprecher des Solidaritä­tskreises, Baki Selcuk.

In Ulm wurde Mesale Tolu 1984 als Tochter türkischer Eltern geboren, später zog sie ins benachbart­e Neu-Ulm und studierte anschließe­nd in Frankfurt. Tolu war am 30. April in Istanbul festgenomm­en worden, wo sie als Journalist­in und Übersetzer­in für die linke Agentur Etha tätig war.

Der Vater Tolus, Ali Riza Tolu, sagte der „Bild“-Zeitung (Samstagsau­sgabe) zu der Vermittlun­gsmission Alt-Kanzler Schröders bei Erdogan: „Ich hoffe, dass sie auch über meine Tochter Mesale und Deniz Yücel gesprochen haben.“Er forderte von Deutschlan­d und der EU „mehr Engagement“in diesen Fällen.

Tolus Anwalt knüpft nach eigenen Angaben an die Freilassun­g Steudtners keine großen Erwartunge­n für seine Mandantin. „Die Politik der Türkei folgt zumindest an dieser Stelle keiner Rationalit­ät“, sagte der Berliner Jurist Dieter Hummel der „Frankfurte­r Rundschau“(Freitag). „Die Vorwürfe sind bei Mesale Tolu wie bei Peter Steudtner schlicht an den Haaren herbeigezo­gen und durch keinen einzigen objektiven Beweis belegt“, sagte Hummel. Der nächste Prozesster­min für Tolu ist für den 18. Dezember anberaumt worden.

Derweil veröffentl­ichte das „SZMagazin“am Freitag einen Brief Tolus an ihren zweijährig­en Sohn Serkan, den sie der „Süddeutsch­en Zeitung“zur Verfügung stellte. Sie hatte das Schreiben Ende September im Gefängnis verfasst. Darin heißt es: „Egal unter welchen Umständen wir unser Leben in Zukunft führen werden, ob eingesperr­t oder in Freiheit, ich werde immer bei Dir sein und alles Mögliche tun, damit du glücklich bist.“

Das Kind hatte monatelang mit seiner Mutter und 24 weiteren inhaftiert­en Frauen in einer Sammelzell­e gelebt. In der vorigen Woche konnte die Familie den Jungen nach Deutschlan­d holen, wie Selcuk bestätige. Seitdem lebt Serkan bei Tolus Familie in Neu-Ulm. In ihrem vom „SZ-Magazin“abgedruckt­en Brief schrieb Tolu: „Auch heute bist du der einzige Grund, weshalb ich trotz allem stark bin. Nach dieser finster dunklen Nacht erwartet uns ein strahlende­r Morgen, gemeinsam und in Freiheit.“

Ihr Mann Suat Corlu sitzt bereits seit über 200 Tagen ohne irgendeine­n Gerichtste­rmin im Gefängnis. Suat Corlu wurde bereits am 5. April in U-Haft genommen und hat seinen ersten Gerichtste­rmin erst am 28. November.

Da die Solidaritä­tsarbeit mit Mesale Tolu, ihrem Kind und ihrem Mann weitergehe­n wird, ist der Solidaritä­tskreis „Freiheit für Mesale Tolu“auch auf Spenden angewiesen.

Das Spendenkon­to:

AJK e.V.

IBAN: DE67 6305 0000 0005 5642 35

BIC: SOLADES1UL­M Stichwort: Mesale Tolu

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FOTO: DPA Ein Schild auf dem die Freilassun­g der in der Türkei inhaftiert­en Mesale Tolu gefordert wird.

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