Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein goldener Herbst mit Schattenseite
Konjunkturmotor läuft rund, doch Baustellen schaden dem Ulmer Handel
ULM (sz) - Die wirtschaftliche Lage im Gebiet der Ulmer Industrie- und Handelskammer (IHK) ist so gut wie lange nicht. Lediglich fünf Prozent der Unternehmen melden der IHK einen schlechten Geschäftsverlauf. Dem stehen 60 Prozent mit einer guten und weitere 35 Prozent mit einer zumindest befriedigenden Geschäftslage gegenüber.
Die Umsatzentwicklung in den vergangenen vier Monaten verlief laut Pressemitteilung der IHK positiv. Zudem könne gerade die Ertragssituation der Betriebe weiter zulegen.
Auch die Zuversicht in der regionalen Wirtschaft hält an. Zwar gehen im Herbst mit rund 27 Prozent nun weniger Betriebe von einer weiteren Verbesserung der Geschäfte in den kommenden Monaten aus. Allerdings ist hierbei das schon erreichte, hohe Niveau zu beachten. Rund zwei von drei Betrieben erwarten letztlich auch eine Fortsetzung der guten Wirtschaftslage. Zudem spricht ein steigender Auftragseingang ebenfalls dafür, dass die Konjunktur derzeit keinesfalls vor einem Umbruch steht.
Insofern sei auch das leichte Absacken des IHK-Konjunkturklimaindex - Maß für die Lageurteile und die Erwartungen - nicht auf einen Abwärtstrend, sondern vielmehr auf einen statistisch-methodischen Effekt zurückzuführen.
Eine stabile Säule des Aufschwungs ist und bleibt dabei die Binnennachfrage. Steigende Beschäftigtenzahlen und eine der deutschlandweit geringsten Arbeitslosenquoten (Septemberwert 2,8 Prozent) befeuern bei höheren Reallöhnen und niedrigen Zinsen den privaten Konsum. Und hieran dürfte sich auch wenig ändern. So waren im September gut 5 700 offene und sozialversicherungspflichtige Stellen bei der Arbeitsagentur gemeldet.
Zudem geht mehr als jeder vierte Betrieb trotz des herrschenden Beschäftigungsrekords von einer weiteren Personalzunahme in den kommenden Monaten aus. Weitere 63 Prozent wollen den hohen Bestand zumindest halten. Aber auch von den Investitionen gehen Impulse auf die Binnennachfrage aus. Zum einen ist ein erhöhtes Engagement der öffentlichen Hand auszumachen.
Zum anderen bleibt die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ordentlich. Gut ein Drittel geht in den kommenden zwölf Monaten sogar von einer weiteren Steigerung aus.
Dabei sind Kapazitätserweiterungen nun bedeutsamer als Rationalisierungsinvestitionen. Somit bestätigt auch diese Entwicklung den expansiven Pfad der regionalen Wirtschaft.
Allerdings schwächelt der Einzelhandel. Zum einen profitieren nicht alle Warensegmente gleichermaßen von der gestiegenen Kaufkraft, zum anderen greift der Onlinehandel zunehmende Anteile ab. Nicht zuletzt sind auch regionale Unterschiede auszumachen. So schlägt sich die eingeschränkte Erreichbarkeit aufgrund der Baustellensituation in Ulm negativ in den Zahlen der örtlichen Händler nieder.
Große Zuwächse erwartet der Einzelhandel auch in den kommenden Monaten nicht. Vielmehr wird ein Fortschreiten auf dem gegenwärtigen Niveau gesehen. Die Investitionsneigung bleibt aber hoch. Denn die Einzelhändler reagieren auf die sich ändernden Marktanforderungen. Abzulesen ist dies an der seit Monaten stetig steigenden Bedeutung von Vertriebsinnovationen. Zusätzliches Personal wird zwar gesucht, eine geeignete Besetzung aber immer schwieriger.