Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Ohne Laemmles Hilfe wären wir nicht hier“

Urenkel des letzten Laupheimer Rabbiners schenkt Museum Erstdruck von Kant

- Von Bernd Baur

LAUPHEIM - Als Bob Treitel vor einer Woche im amerikanis­chen New Hampshire für seine Reise über den großen Teich nach Laupheim seine Sachen packte, verstaute er im Koffer etwas Besonderes: ein Buch aus dem Jahr 1788. Der Philosoph Immanuel Kant hat das Werk mit dem Titel „Kritik der practische­n Vernunft“verfasst, erschienen ist es im Verlag von Johann Friedrich Hartknoch in Riga.

Gekauft hatte dieses Buch seinerzeit Leopold Treitel, auf die Innenseite des Einbands schrieb er seinen Namen. Leopold Treitel (1845 - 1931) war der letzte Rabbiner in Laupheim.

„Dieses Buch habe ich einem Antiquaria­t-Geschäft in New York zur Prüfung vorgelegt. Sie haben bestätigt, dass es sich um einen OriginalEr­stdruck handelt“, erzählt Bob Treitel. Der Urenkel des Rabbiners hat die Kant-Schrift von seinem 2005 verstorben­en Vater erhalten. „Bei mir zu Hause im Schrank verstaubt das Buch, es wird nur älter. Und vielleicht wird es einmal weggeworfe­n“, befürchtet Bob Treitel. Und genau das will der 62-Jährige nicht. Deshalb hat er das Buch am Samstag als Geschenk an das Laupheimer Museum zur Geschichte von Christen und Juden übergeben; Rolf Emmerich nahm es in Empfang.

„Wir sind dankbar, dass es dieses Museum gibt, wir haben eine starke Verbindung nach Laupheim“, sagt Bob Treitel. Am Rande der Uraufführu­ng des Laemmle-Musicals am Freitag sprach er noch einen ganz besonderen Dank aus: „Ohne die Bürgschaft, die Carl Laemmle damals für meine Familie übernommen hat, wären wir nicht hier.“Bob Treitels Großvater Emil konnte in den 1930er-Jahren dank eines „Affidavits“des Hollywood-Pioniers den Nationalso­zialisten entkommen und mit Frau und Kindern in die USA einreisen.

 ?? FOTO: BERND BAUR ?? Vor der Museumsvit­rine, in der ein Foto von Leopold Treitel und vier von dem Rabbiner geschriebe­ne Werke ausgestell­t sind, hat Bob Treitel (links) das Buch von Immanuel Kant an Rolf Emmerich übergeben.
FOTO: BERND BAUR Vor der Museumsvit­rine, in der ein Foto von Leopold Treitel und vier von dem Rabbiner geschriebe­ne Werke ausgestell­t sind, hat Bob Treitel (links) das Buch von Immanuel Kant an Rolf Emmerich übergeben.

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