Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Lasterdiebe müssen in den Knast
Brüderpaar wurde jetzt in Ulm zu Haftstrafen verurteilt - Allein in einer Nacht zählte die Polizei 21 Brummi-Aufbrüche in der Region
ULM - Rund eine Viertelmillion Euro beträgt der Gesamtschaden, den ein Brüderpaar über Jahre hinweg angerichtet hat, als es in ganz Europa Lastkraftwagen hochprofessionell aufbrach und Ersatzteile abmontierte, um sie an einen Dealer zu verkaufen. Dieser verschob das wertvolle Diebesgut gewinnträchtig in seine Heimat .
Weil sie auch im Ulm/Neu-Ulmer Raum aktiv waren, wo ihnen die Kriminalpolizei auf die Schliche kam, mussten sich die Brüder jetzt wegen besonders schweren gewerbsmäßigen Diebstahls vor dem Landgericht Ulm verantworten. Nach mehrtägiger Verhandlung wurden der 29-jährige Hauptangeklagte und sein Bruder als Mittäter zu Freiheitsstrafen von fünfeinhalb beziehungsweise viereinhalb Jahren verurteilt.
Das Brüderpaar ging stets nach dem gleichen Schema vor und reiste mit gefälschten Papieren und Kennzeichen mit einem als Servicewagen getarnten Transporter in europäische Länder, bevorzugt aber nach Deutschland, wo es von Ulm bis Oldenburg Lkw-Niederlassungen, Baustellen und – wie in Dornstadt – Autobahnmeistereien abklapperte, nachts dann die ausgespähten Lastkraftwagen aufbrach und alles Wertvolle abmontierte, was eigentlich niet- und nagelfest war. Doch mit hochprofessionellen Werkzeugen lösten die Täter ganze Karosserieund Ersatzteile, Computerkomponenten, Entsperrungsmodule, Kartenlesegeräte und vieles mehr aus ihren Verankerungen und luden die Beute in einen vorher gestohlenen Lkw um, mit dem sie heimwärts fuhren, wo der Abnehmer schon auf die Ware wartete.
Allein in einer Nacht, so listete der Staatsanwalt bei der Verlesung der umfangreichen Anklageschrift auf, waren im Ulmer Raum 21 Laster aufgebrochen worden. Die Beute fuhren die beiden Männer mit einem Sattelschlepper davon, den sie vor dem Beutezug gestohlen hatten. 18 kaltschnäuzige Diebstähle solcher Art listete der Anklagevertreter zu Beginn der Landgerichtsverhandlung auf.
Wahrscheinlich mehr Taten als bisher bekannt
Die beiden Brüder bestätigen von Anfang an die erhobenen Vorwürfe, zumal diese vermutlich nur die Spitze des Eisberges sein könnten, weil vor allem der jüngerer Bruder in ganz Europa unterwegs war und über Jahre von den Verkäufen gut leben konnte. Erst in der Zeit bis zur Verhaftung nahm er seinen Bruder mit auf die Diebesfahrten, nachdem dieser unter falscher Identität eine Gefängnisstrafe in Frankreich abgesessen hatte und jetzt ohne einen Cent Geld dastand. Die Kripo ermittelte in ganz Deutschland nach den Tätern, doch erst nach einiger Zeit kam man den „hochprofessionellen Dieben“, so der Vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung, auf die Schliche. Erst bei der Polizei konnten sie über Fingerabdrücke und Fotos identifiziert werden.