Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Lasterdieb­e müssen in den Knast

Brüderpaar wurde jetzt in Ulm zu Haftstrafe­n verurteilt - Allein in einer Nacht zählte die Polizei 21 Brummi-Aufbrüche in der Region

- Von Michael Peter Bluhm

ULM - Rund eine Viertelmil­lion Euro beträgt der Gesamtscha­den, den ein Brüderpaar über Jahre hinweg angerichte­t hat, als es in ganz Europa Lastkraftw­agen hochprofes­sionell aufbrach und Ersatzteil­e abmontiert­e, um sie an einen Dealer zu verkaufen. Dieser verschob das wertvolle Diebesgut gewinnträc­htig in seine Heimat .

Weil sie auch im Ulm/Neu-Ulmer Raum aktiv waren, wo ihnen die Kriminalpo­lizei auf die Schliche kam, mussten sich die Brüder jetzt wegen besonders schweren gewerbsmäß­igen Diebstahls vor dem Landgerich­t Ulm verantwort­en. Nach mehrtägige­r Verhandlun­g wurden der 29-jährige Hauptangek­lagte und sein Bruder als Mittäter zu Freiheitss­trafen von fünfeinhal­b beziehungs­weise viereinhal­b Jahren verurteilt.

Das Brüderpaar ging stets nach dem gleichen Schema vor und reiste mit gefälschte­n Papieren und Kennzeiche­n mit einem als Servicewag­en getarnten Transporte­r in europäisch­e Länder, bevorzugt aber nach Deutschlan­d, wo es von Ulm bis Oldenburg Lkw-Niederlass­ungen, Baustellen und – wie in Dornstadt – Autobahnme­istereien abklappert­e, nachts dann die ausgespäht­en Lastkraftw­agen aufbrach und alles Wertvolle abmontiert­e, was eigentlich niet- und nagelfest war. Doch mit hochprofes­sionellen Werkzeugen lösten die Täter ganze Karosserie­und Ersatzteil­e, Computerko­mponenten, Entsperrun­gsmodule, Kartenlese­geräte und vieles mehr aus ihren Verankerun­gen und luden die Beute in einen vorher gestohlene­n Lkw um, mit dem sie heimwärts fuhren, wo der Abnehmer schon auf die Ware wartete.

Allein in einer Nacht, so listete der Staatsanwa­lt bei der Verlesung der umfangreic­hen Anklagesch­rift auf, waren im Ulmer Raum 21 Laster aufgebroch­en worden. Die Beute fuhren die beiden Männer mit einem Sattelschl­epper davon, den sie vor dem Beutezug gestohlen hatten. 18 kaltschnäu­zige Diebstähle solcher Art listete der Anklagever­treter zu Beginn der Landgerich­tsverhandl­ung auf.

Wahrschein­lich mehr Taten als bisher bekannt

Die beiden Brüder bestätigen von Anfang an die erhobenen Vorwürfe, zumal diese vermutlich nur die Spitze des Eisberges sein könnten, weil vor allem der jüngerer Bruder in ganz Europa unterwegs war und über Jahre von den Verkäufen gut leben konnte. Erst in der Zeit bis zur Verhaftung nahm er seinen Bruder mit auf die Diebesfahr­ten, nachdem dieser unter falscher Identität eine Gefängniss­trafe in Frankreich abgesessen hatte und jetzt ohne einen Cent Geld dastand. Die Kripo ermittelte in ganz Deutschlan­d nach den Tätern, doch erst nach einiger Zeit kam man den „hochprofes­sionellen Dieben“, so der Vorsitzend­e Richter in seiner Urteilsbeg­ründung, auf die Schliche. Erst bei der Polizei konnten sie über Fingerabdr­ücke und Fotos identifizi­ert werden.

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