Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mehr Mut beim Klimaschutz
Es ist die Woche der Entscheidungen. In Berlin ringen Union, FDP und Grüne darum, ob es für ein Jamaika-Bündnis reicht. In Bonn wollen 195 Staaten den Klimaschutz weiter voranbringen und für die Umsetzung des Pariser Abkommens aus dem Jahr 2015 kämpfen. Die Zeit drängt. Das Ziel, die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad zu begrenzen, wird mit den bisherigen Vorhaben zur Reduzierung der Treibhausgase und dem Tempo ihrer Umsetzung nicht erreicht werden. Im Gegenteil. Es rückt in weite Ferne.
Deutschland und andere Industriestaaten sind als Hauptverursacher des Klimawandels besonders gefordert, an einer konkreten und zügigen Umsetzung der Vereinbarungen zu arbeiten. Wenn Berlin die selbst gesteckten Ziele bei der CO2Reduzierung bis 2020 um mindestens 40 Prozent im Vergleich zu 1990 verfehlt, ist dies ein fatales Signal. Es sind vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer, die den Klimawandel zu spüren bekommen. Deren Belange muss die Staatengemeinschaft stärker in den Blick nehmen.
Natürlich müssen die Menschen beim Klimaschutz mitgenommen werden. Dazu braucht es pragmatische Lösungen, die nicht zur De-Industrialisierung ganzer Regionen und zum Verlust Tausender Arbeitsplätze führen. Doch gilt es, deutlich stärker umzusteuern und mehr auf die wirtschaftlichen Chancen des Klimaschutzes zu setzen, als vor vermeintlichen Wohlstandsrisiken zu warnen. Die Energiewende und der Klimaschutz verursachen nicht nur Kosten. Sie sind auch Zukunftsinvestitionen, die sich auszahlen. Die Regierungsvertreter in Bonn müssen über Appelle und Lippenbekenntnisse hinaus ein Zeichen setzen und die Zusagen zu Paris zu Taten werden lassen. Der Klimakanzlerin und den Jamaika-Partnern wünscht man derweil mehr Mut im Kampf gegen die Erderwärmung. Ob Kohleausstieg oder Verkehrswende – hier müssen die Weichen gestellt werden, um den selbst gesteckten Zielen näher zu kommen. Pragmatisch, aber nicht ohne die dringend notwendige Entschlossenheit.