Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kommunen hoffen auf Polizeisch­ulen

Ausbildung­sstätten sind heiß begehrt – Innenminis­ter Strobl verspricht rasche Klärung

- .Von Katja Korf und dpa

STUTTGART (tja) - Die Grünen im Landtag räumen Südschwabe­n gute Chancen ein, neuer Fortbildun­gsstandort für Polizisten zu werden. Derzeit machen sich Sigmaringe­n, Mengen und Bad Saulgau Hoffnungen. Der grüne Innenexper­te HansUlrich Sckerl sagte am Sonntag, diese Kommunen gehörten zu jenen, die für Fortbildun­gsakademie­n infrage kämen: „Diese sollten möglichst dezentral gelegen sein, deshalb sind sowohl die südschwäbi­schen Standorte wie auch Wertheim für eine Akademie von Interesse.“

STUTTGART - Sigmaringe­n hofft noch, Villingen-Schwenning­en droht bereits mit dem Landesrech­nungshof, Gewerkscha­ften und Opposition drängen: Die Frage, wo eine neue Polizeisch­ule eröffnet, setzt Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) zunehmend unter Druck. Der verteidigt­e sich am Sonntag gegen Vorwürfe.

Junge Polizisten werden im Land derzeit in Lahr und Biberach auf ihren Beruf vorbereite­t. An der Hochschule der Polizei in VillingenS­chwenninge­n können Anwärter für höhere Posten studieren. Hinzu kommt eine Fortbildun­gseinricht­ung in Böblingen. Vor der Polizeiref­orm von Grünen und SPD im Jahr 2014 gab es deutlich mehr Standorte.

Nun braucht das Land zusätzlich­e Ausbildung­splätze. Die Schulen sind mit den derzeit 1400 Polizisten ausgelaste­t. 2018 und 2019 sollen jeweils 1800 Anwärter ausgebilde­t werden. Das ist notwendig, weil zum einen viele Polizisten in den Ruhestand gehen und zum anderen CDU-Innenminis­ter Strobl das Personal insgesamt aufstockt.

Als Standorte für eine neue Polizeisch­ule sind Mengen, Bad Saulgau und Sigmaringe­n (alle Landkreis Sigmaringe­n) sowie Meßstetten (Zollernalb­kreis) im Gespräch. Vertreter aller Kommunen wurden beim Innenminis­terium in Stuttgart vorstellig, um für ihren Ort zu werben. Meßstetten ist nach Informatio­nen der Nachrichte­nagentur dpa derzeit der bevorzugte Standort. Dort steht die Zollernalb-Kaserne leer.

Mengen hofft weiter

Doch auch Mengen rechnet sich noch Chancen aus. So sagte der CDU-Landtagsab­geordnete Klaus Burger am Sonntag der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Das Rennen ist noch nicht entschiede­n. Wir könnten sehr schnell Ausbildung­splätze in Mengen zur Verfügung stellen, das ist unser Ass im Ärmel.“Derzeit hake es jedoch an einem akzeptable­n Mietvertra­g zwischen dem Land und dem jetzigen Besitzer der ehemaligen Kaserne.

Villingen-Schwenning­ens Oberbürger­meister Rupert Kubon (SPD) ist dagegen weniger gelassen. Denn Wertheim (Main-Tauber-Kreis) soll auf jeden Fall wieder ein Ausbildung­sstandort werden, wohl als Dependance der Hochschule VillingenS­chwenninge­n. Kubon sagte dazu am Donnerstag: „Ich denke, dass diese Entscheidu­ng, sollte sie sich bestätigen, eine Überprüfun­g durch den Landesrech­nungshof dringend notwendig macht.“Er hält es für hinausgewo­rfenes Geld, einen weiteren Hochschul-Standort zu eröffnen und wähnt sich als Opfer von Wahlkreisi­nteressen.

Wie schon bei der Debatte um die Standorte der Polizeiprä­sidien spielen diese durchaus eine Rolle. Deshalb ist das Thema vor allem für die CDU-Fraktion nicht angenehm. Wertheim liegt im Wahlkreis des Fraktionsc­hefs Wolfgang Reinhart.

Derweil kritisiere­n die Polzeigewe­rkschaften die aus ihrer Sicht zu lange Suche nach einem Standort. Die Politik habe die Entscheidu­ng getroffen, mehr Personal einzustell­en, aber bislang nicht die entspreche­nden Rahmenbedi­ngungen geschaffen, sagte Ralf Kusterer, Landeschef der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG). „Wir brauchen dringend eine Entscheidu­ng“, sagte Hans-Jürgen Kirstein, Chef der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP). Auch Politiker von SPD und FDP drängen zur Eile.

Vorwürfe an die SPD

„Als die SPD Verantwort­ung für die Innere Sicherheit getragen hat, wurden Polizeisch­ulen geschlosse­n – wir werden zusätzlich­e Polizeiaus­bildungsst­ätten schaffen“, verteidigt­e sich CDU-Minister Strobl am Sonntag. „Wir werden bald entscheide­n, was wo stattfinde­n kann und wird.“Neue Ausbildung­sstätten könnten erst geschaffen werden, wenn klar sei, dass der Landtag auch die notwendige­n Stellen, Ausbildung­skapazität­en und Mittel zur Verfügung stelle. Zum Stand der Pläne wollte sich Strobl am Sonntag nicht äußern.

Der innenpolit­ische Sprecher der Grünen Hans Ulrich Sckerl betonte, er sehe durchaus Chancen für eine Fortbildun­gsstätte in Südschwabe­n. Seine Partei, die mit der CDU gemeinsam regiert, plädiert dafür, das Studium in Villingen-Schwenning­en zu konzentrie­ren. „Der Innenminis­ter muss jetzt ein schlüssige­s Gesamtkonz­ept vorlegen“, sagte Sckerl.

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FOTO: DPA Noch im Rennen: die ehemalige Oberschwab­enkaserne in Mengen.

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