Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Entscheide­nde Woche für Jamaika

Sondierung­en von CDU/CSU, Grünen und FDP sollen Donnerstag abgeschlos­sen sein

- Von Andreas Herholz

BERLIN (dpa) - Mit Kompromiss­signalen sind die Jamaika-Verhandlun­gspartner in die entscheide­nde Sondierung­swoche gegangen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Sonntag in Berlin: „Jetzt in der dritten Etappe heißt die Aufgabe, Kompromiss­e zu finden.“Mit den Verhandlun­gsführern der anderen drei Parteien bereitete sie am Abend die Woche vor. Bis zum Donnerstag sollen die Sondierung­en abgeschlos­sen sein. Auf der Agenda standen die Themen Finanzen, Flüchtling­e und Klima.

BERLIN - Vertauscht­e Rollen: Plötzlich stellen sich die Grünen quer, die Liberalen zeigen Zuversicht. Wolfgang Kubicki habe plötzlich das Gefühl: „Ja, es könnte was werden“, erklärte der FDP-Parteivize am Sonntag vor Beginn der heißen Sondierung­sphase. Auch Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich am Sonntag optimistis­ch. Ob Jamaika gelinge, werde man allerdings erst Ende der Woche sehen.

Die Grünen, die bislang Kompromiss­bereitscha­ft bei den Themen Klimaschut­z und Verbrennun­gsmotor signalisie­rt hatten, fordern jetzt Bewegung von CDU, CSU und FDP. Bei der Union und den Liberalen gebe es „keinerlei Entgegenko­mmen“, kritisiert­e Grünen-Chef Cem Özdemir.

Ob Klimaschut­z, Flüchtling­spolitik, innere Sicherheit, Bildung, Außenund Verteidigu­ngspolitik – die Liste der offenen Streitpunk­te ist nach wie vor lang. Am Sonntagnac­hmittag begannen die Gespräche der Spitzen von Union, FDP und Grünen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU), CSU-Chef Horst Seehofer, FDP-Chef Christian Lindner und Wolfgang Kubicki und die Grünen-Unterhändl­er Cem Özdemir, Katrin Göring-Eckardt und Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) loteten in der Landesvert­retung Baden-Württember­g in Berlin Kompromiss­linien für die kommende Woche der Entscheidu­ng. Dabei hätten vor allem die Finanzen, der Klimaschut­z und die Flüchtling­spolitik im Mittelpunk­t gestanden, sagten Teilnehmer.

Einigkeit bei der Rente

Einig ist man sich offenbar über Verbesseru­ngen bei der Rente. „Uns eint der Wille, dass jemand, der länger gearbeitet hat, im Alter mehr haben soll als die Grundsiche­rung“, heißt es in einem Papier der Sondierung­sgruppe. Auch die Erwerbsmin­derungsren­te soll verbessert und private Vorsorge gestärkt werden. Bis Donnerstag soll Klarheit herrschen, ob die Gemeinsamk­eiten für ein schwarz-gelbgrünes Bündnis ausreichen. GrünenUnte­rhändler Jürgen Trittin ist ernüchtert: „Wenn heute Grünen-Parteitag wäre, müsste ich sagen: Von unserem Zehn-Punkte-Programm ist noch kein einziger Punkt umgesetzt. Für die Grünen steht es 0:10“, sagte er und drohte, dass es kein JamaikaBün­dnis geben werde, wenn die Grundlagen nicht stimmten. Wenn Angela Merkel mit den Stimmen der Grünen zur Kanzlerin gewählt werde wolle, müsse sie sich bewegen, sagte der Ex-Umweltmini­ster am Samstag bei einer Landesdele­giertenkon­ferenz seiner Partei in Hameln. „Komm mal rüber“, rief er der CDU-Vorsitzend­en zu.

FDP-Chef Lindner zeigte sich zuversicht­lich: „Ich bin etwas optimistis­cher als in den letzten Wochen. Es hat bei Grünen und FDP den Abschied von Maximalpos­itionen gegeben“, erklärte er am Sonntag der „Schwäbisch­en Zeitung“und forderte von CDU und CSU mehr Kompromiss­bereitscha­ft: „Nun sollte die Union sich auch einmal bewegen, indem sie ihre Fixierung auf den Bildungsfö­deralismus überwindet und mehr Kooperatio­n zwischen Bund und den 16 Ländern zulässt“, erklärte der Liberale. FDP und auch Grüne fordern, der Bund müsse mehr Einfluss auf die Finanzieru­ng von Schulen bekommen.

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FOTO: RASE Grünen-Chef Cem Özdemir wünscht sich ein Entgegenko­mmen.

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