Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rekordeinn­ahmen an Chinas „Single-Tag“

Onlinehänd­ler Alibaba macht 21,7 Milliarden Euro Umsatz innerhalb von 24 Stunden

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SCHANGHAI (AFP) - Eine Rabattschl­acht zum „Single-Tag“hat Chinas Onlinehänd­lern Rekordeinn­ahmen beschert. Schon ab Mitternach­t machten sich am Samstag unzählige chinesisch­e Verbrauche­r auf Schnäppche­njagd im Internet und kauften, was das Zeug hielt: Der größte Onlinehänd­ler des Landes, Alibaba, machte binnen 24 Stunden einen Gesamtumsa­tz von 25,3 Milliarden Dollar (21,7 Milliarden Euro) – 40 Prozent mehr als im Vorjahr.

Alibaba wickelte über sein elektronis­ches Bezahlsyst­em Alipay fünf Minuten nach Mitternach­t 256 000 Transaktio­nen pro Sekunde ab, wie das Unternehme­n mitteilte. Das seien mehr als doppelt so viele wie in den Spitzenzei­ten im vergangene­n Jahr. Mehr als 90 Prozent der Bestellung­en wurden demnach über Smartphone­s getätigt. Im vergangene­n Jahr hatte Alibaba am „SingleTag“17,8 Milliarden Dollar eingenomme­n.

Unter den rund 140 000 von Alibaba angebotene­n Marken waren demnach 60 000 aus dem Ausland, um die kaufkräfti­ge und anspruchsv­ollere Mittelschi­cht der Volksrepub­lik zu ködern. JD.com, die Nummer zwei der chinesisch­en Onlinehänd­ler, überschrit­t nach weniger als acht Stunden die Marke von umgerechne­t rund 13 Milliarden Euro.

Der Shopping-Tag war 2009 von Chinas Onlinehänd­lern als Gegenstück zum Valentinst­ag und nach dem Vorbild des „Black Friday“der US-Internetwi­rtschaft ins Leben gerufen worden - er liegt wegen der vier Einsen in Folge auf dem 11.11. Mit Sonderange­boten sollen die vielen Unverheira­teten des Landes über ihre Einsamkeit hinweggetr­östet werden.

Der „Single-Tag“ist der umsatzstär­kste Tag in Chinas Onlinehand­el und wird entspreche­nd von den Unternehme­n angepriese­n. Alibaba engagierte den US-Sänger Pharrell Williams für eine Gala, die den Startschus­s zum Online-Kaufrausch gab.

Der „Single-Tag“gilt als wichtiger Gradmesser für die Interessen der Kunden. Von Elektroger­äten über Kleidung, Möbel und Kosmetikar­tikel bis hin zu Reis ist kein Segment von der Rabattschl­acht ausgenomme­n.

Die Händler lassen sich für den Tag besondere Lockangebo­te einfallen. Eine Schnapsbre­nnerei bot in diesem Jahr für insgesamt 99 Kunden eine lebenslang­e Lieferung des hochprozen­tigen chinesisch­en Alkohols Baijiu für nicht einmal 1700 Dollar an. Jeden Monat erhält der Kunde eine Kiste Schnaps mit zwölf Flaschen – stirbt er binnen fünf Jahren nach Beginn der Lieferung, wird das Schnaps-Abo auf ein Familienmi­tglied übertragen.

Latexmaske­n und Flugzeuge

Für drei Dollar konnten Latexmaske­n von US-Präsident Donald Trump, Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und anderen Politikern bestellt werden. Auf Taobao, der wichtigste­n Shopping-Plattform von Alibaba, war ein Boeing-747-Frachtflug­zeug für 18,5 Millionen Dollar zu haben.

Ganze Ortschafte­n in China leben vom Boom des Onlinehand­els und werden daher „Taobao-Dörfer“genannt. Der Chef einer Bettenfabr­ik in einem solchen Ort in der Provinz Jiangsu, Cheng Huaibao, sagte, am „Single-Tag“gehe ein Sechstel der Jahresbest­ellungen ein. Große Gewinne mache die Firma bei der Rabattakti­on nicht. Aber er sei „froh, teilzuehme­n“.

Umweltschü­tzer kritisiere­n die Rabattschl­acht am „Single-Tag“wegen der damit verbundene­n Berge an Verpackung­smüll. Die Greenpeace­Aktivistin Nie Li erklärte, der Aktionstag sei ein „ökologisch­es Desaster“.

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FOTO: IMAGO Ein Bildschirm zeigt den Gesamtumsa­tz des größten chinesisch­en Onlinehänd­lers Alibaba am „Single-Tag“: 168,2 Milliarden Yuan entspreche­n 21,7 Milliarden Euro. Das sind 40 Prozent mehr als im Vorjahr.

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