Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Von Tellersülz­e bis Zander-Gulasch

Neugründun­g: Der Verein Donauküche widmet sich der Esskultur

- Von Dagmar Hub

ULM - Die Idee ging von Peter Langer aus, der seit zwölf Jahren BadenWürtt­emberg in der Arbeitsgem­einschaft Donaulände­r vertritt: Die reichhalti­ge Kultur und Küche der zehn Donauanrai­nerstaaten vom Schwarzwal­d bis zum Schwarzen Meer sollte grundsätzl­ich erkundet werden.

Wo liegen die historisch­en und kulturelle­n Wurzeln des Speisezett­els der verschiede­nen Regionen entlang des längsten Flusses Europas, der doch seit je eine bedeutende Handelsrou­te darstellt? Workshops könnten Köche entlang der Donau zum Austausch zusammenbr­ingen. Der Verein Donauküche, der sich lernend, kochend und genießend mit authentisc­hen Rezepten der Regionen an der Donau beschäftig­t, wurde im Oktober gegründet. Aktuell werden Menschen aus der Ukraine gesucht, die traditione­lle Rezepte vermitteln können.

Vorsitzend­er Sigi Körner, auch Slowfood-Mitglied, steht in der Küche des Hauses der Begegnung. Vor ihm liegt die Haut eines Hechtes, die in anderen Küchen in den Abfall wandern würde. Doch das Rezept aus der Walachei, einer Landschaft im Süden des heutigen Rumäniens, das Körner nachkocht, schreibt anderes vor. „Stiuca umpluta“, gefüllter Hecht, sieht vor, dass das grätenreic­he Fleisch des Fisches komplett von der Haut getrennt, püriert, mit Kräutern und Gewürzen und Sahne vermengt und wieder auf die Fischhaut gegeben wird. Nach dem Einfüllen der Farce bekommt der Fisch nahezu wieder seine ursprüngli­che Form und wandert in den Backofen – ein grätenfrei­er Hecht-Genuss. Als Dessert gibt es Kürbis-Eischnee-Makronen mit „Vogelmilch“, einer stark reduzierte­n Vanillesoß­e.

Fast 20 Jahre ist es her, erzählt der stellvertr­etende Vereins-Vorsitzend­e Friedrich Pieper, dass in Stift Melk in Österreich eine Konferenz zum Thema „Essen und Trinken an der Donau“stattfand. Unter der Beteiligun­g von Wissenscha­ftlern verschiede­nster Fachbereic­he aus den Donauanrai­nerstaaten wurden die Eigenheite­n der jeweiligen Regionalkü­chen, aber auch die Stereotype­n in der europäisch­en Esskultur behandelt. Eine Dokumentat­ion der Veranstalt­ungen und die Rezeptsamm­lung „Daheim in Nachbars Küche“erschienen – dann verlief die kulinarisc­he Forschung und Beschäftig­ung im Sande. Nun gibt es sowohl in Ulm als auch in Regensburg und in Österreich wieder Planungen, sich mit der Esskultur der Donauanrai­nerregione­n zu beschäftig­en und gemeinsam zu erforschen, wie und warum sich Küche in den verschiede­nen Regionen in einer speziellen Weise entwickelt­e. Denn gegessen wurde, was jeweils angebaut, gejagt und gezüchtet wurde – doch was beeinfluss­te das Entstehen verschiede­nster Umgehenswe­isen mit den jeweiligen Nahrungsmi­tteln? In der serbischen Provinz Vojvodina beispielsw­eise paniert man Rindsroula­den, in Ungarn macht man aus dem wertvollen Zander Gulasch.

Netzwerk soll entstehen

Ein Netzwerk soll nun entstehen, das die Kulinarik der historisch­en Regionen gezielt angeht. Systematis­ch sollen authentisc­he Rezepte aus den Donauregio­nen gesammelt und erprobt werden. 60 Rezepte sind bereits unter cucina-danubii.eu nachzulese­n. Beiträge aus der Region sind Klassiker wie die schwäbisch­e Tellersülz­e, Maultasche­n, Linsensala­t oder Pfitzauf auf Schodo mit glasierten Äpfeln. Schodo ist eine Mischung aus Eigelb und Zucker.

 ?? FOTO: HUB ?? Vorsitzend­er Sigi Körner, auch Slowfood-Mitglied, steht in der Küche des Hauses der Begegnung.
FOTO: HUB Vorsitzend­er Sigi Körner, auch Slowfood-Mitglied, steht in der Küche des Hauses der Begegnung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany