Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rettung zwischen Saloon und Marterpfah­l

Der ASB Orsenhause­n-Biberach trainiert mit seinen Hunden „im Wilden Westen“

- Von Susanne Ickenroth

ASB Orsenhause­n-Biberach trainiert mit seinen Hunden im „Wilden Westen“.

ORSENHAUSE­N - Dort, wo im Sommer Winnetou, Old Shatterhan­d und Co. auftreten, ist am Samstag freudiges Hundegebel­l zu hören. Der Rettungshu­ndezug des Arbeiter-Samariter-Bunds Orsenhause­n-Biberach trainiert in der Kulisse der Festspiele Burgrieden.

Ungeduldig wartet „Balu“vor dem Festspielg­elände auf seinen Einsatz. Der schwarze Mischlings­hund möchte unbedingt losrennen, um sein Können zu beweisen. Doch noch ist sein Kamerad „Ayka“zwischen Sitzreihen, Marterpfah­l und Freilichtb­ühne unterwegs, um eine „hilflose“Person zu finden. Mit unglaublic­her Geschwindi­gkeit rennt der reinrassig­e Europäisch­e Schlittenh­und über das Gelände. Hinter einem Bretterver­schlag bleibt er stehen, bellt laut. Er hat die Person gefunden, die sich in einer vermeintli­ch hilflosen Lage befindet. Zur Belohnung gibt es Wienerle und viel Zuwendung und Lob von seiner Hundeführe­rin.

„Grundsätzl­ich können alle Hunde zum Flächensuc­hhund ausgebilde­t werden, egal ob Mischling oder Rassehund“, sagt Tanja Irg vom ASB. Ein paar Voraussetz­ungen sollten die Hunde allerdings schon mitbringen. Sie müssen verspielt sein und Spaß an der Sache haben, körperlich fit und noch recht jung sein. „Das Hauptkrite­rium ist aber die Zeit, die der Hundeführe­r in die Ausbildung und in das ständige Training des Hundes investiere­n muss“, erklärt Tanja Irg.

20 000 Quadratmet­er in 20 Minuten

Das ganze Jahr über wird trainiert, zweimal in der Woche, und das bis zu fünf Stunden. Dazu kommen die Einsätze. Wird beispielsw­eise ein verlassene­s Auto aufgefunde­n, eine Person aus einem Pflege- oder Seniorenhe­im vermisst oder gar ein Abschiedsb­rief gefunden, werden außer Polizei und Feuerwehr auch die Hundeführe­r vom ASB alarmiert. Die ausgebilde­ten Hunde sind in der Lage, ein Areal von 20 000 Quadratmet­er in 20 Minuten zu durchsuche­n.

Dabei nehmen die Hunde die Witterung des menschlich­en Geruchs allgemein auf, nicht den Geruch einer bestimmten Person. In der Ausbildung lernen sie zu unterschei­den, ob Menschen sich in hilfloser Lage befinden oder ob sie wohlauf sind. Hat der Hund eine hilflose Person gefunden, bellt er so lange, bis der Hundeführe­r beziehungs­weise die Rettungskr­äfte dazu kommen. Damit sie auch selbst rasch lokalisier­t werden, tragen die Hunde eine mit Blinklicht ausgestatt­ete Kenndecke. „Ayka hat schon mal einen Menschen gerettet“, erzählt Tanja Irg.

Die Ausbildung dauert eineinhalb bis zwei Jahre. Hundeführe­r und Hund bilden ein sogenannte­s Hundeteam. Alle eineinhalb Jahre muss sich jedes Team einer Prüfung unterziehe­n. Uli Gölkel, der Einsatzlei­ter des ASB Orsenhause­n, ist gleichzeit­ig Ausbilder. „Die Hunde sollten mittelgroß sein“, sagt er. Zu kleine Hunde tun sich schwer in unwegsamem Gelände, und bei zu großen Hunden sei es so, dass ihre Lebenserwa­rtung nicht so hoch ist wie bei kleineren Artgenosse­n. „Die intensive, relativ lange Ausbildung lohnt sich bei mittelgroß­en Tieren am meisten.“

Normalerwe­ise findet das Training in den umliegende­n Wäldern statt. Es ist schwierig, dort das Auffinden von Personen in Gebäuden zu üben. Umso mehr freuen sich die Hundeführe­r, wenn sie die Möglichkei­t haben, Gegebenhei­ten wie auf dem Festspielg­elände mit Hütten und Unterständ­en nutzen zu können.

„Jede Minute zählt“

An diesem Samstagnac­hmittag herrschen äußerst ungünstige Wetterbedi­ngungen – für Menschen. Die Hunde lassen sich von Regen, Wind und kalten Temperatur­en nicht beeindruck­en. Sie haben sichtlich Spaß an ihrer Aufgabe. „Im Ernstfall müssen wir auch bei jedem Wetter raus. Gerade im Winter zählt jede Minute“, berichtet Tanja Irg.

„Ayka hat schon mal einen Menschen gerettet.“vom Rettungshu­ndezug des ASB ist stolz auf den Europäisch­en Schlittenh­und.

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FOTO: JANIS ICKENROTH
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FOTOS: JANIS ICKENROTH Dieser Vierbeiner kann seinen Einsatz kaum erwarten.
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Geschafft: Die vermisste Person ist aufgespürt.

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