Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Rettung zwischen Saloon und Marterpfahl
Der ASB Orsenhausen-Biberach trainiert mit seinen Hunden „im Wilden Westen“
ASB Orsenhausen-Biberach trainiert mit seinen Hunden im „Wilden Westen“.
ORSENHAUSEN - Dort, wo im Sommer Winnetou, Old Shatterhand und Co. auftreten, ist am Samstag freudiges Hundegebell zu hören. Der Rettungshundezug des Arbeiter-Samariter-Bunds Orsenhausen-Biberach trainiert in der Kulisse der Festspiele Burgrieden.
Ungeduldig wartet „Balu“vor dem Festspielgelände auf seinen Einsatz. Der schwarze Mischlingshund möchte unbedingt losrennen, um sein Können zu beweisen. Doch noch ist sein Kamerad „Ayka“zwischen Sitzreihen, Marterpfahl und Freilichtbühne unterwegs, um eine „hilflose“Person zu finden. Mit unglaublicher Geschwindigkeit rennt der reinrassige Europäische Schlittenhund über das Gelände. Hinter einem Bretterverschlag bleibt er stehen, bellt laut. Er hat die Person gefunden, die sich in einer vermeintlich hilflosen Lage befindet. Zur Belohnung gibt es Wienerle und viel Zuwendung und Lob von seiner Hundeführerin.
„Grundsätzlich können alle Hunde zum Flächensuchhund ausgebildet werden, egal ob Mischling oder Rassehund“, sagt Tanja Irg vom ASB. Ein paar Voraussetzungen sollten die Hunde allerdings schon mitbringen. Sie müssen verspielt sein und Spaß an der Sache haben, körperlich fit und noch recht jung sein. „Das Hauptkriterium ist aber die Zeit, die der Hundeführer in die Ausbildung und in das ständige Training des Hundes investieren muss“, erklärt Tanja Irg.
20 000 Quadratmeter in 20 Minuten
Das ganze Jahr über wird trainiert, zweimal in der Woche, und das bis zu fünf Stunden. Dazu kommen die Einsätze. Wird beispielsweise ein verlassenes Auto aufgefunden, eine Person aus einem Pflege- oder Seniorenheim vermisst oder gar ein Abschiedsbrief gefunden, werden außer Polizei und Feuerwehr auch die Hundeführer vom ASB alarmiert. Die ausgebildeten Hunde sind in der Lage, ein Areal von 20 000 Quadratmeter in 20 Minuten zu durchsuchen.
Dabei nehmen die Hunde die Witterung des menschlichen Geruchs allgemein auf, nicht den Geruch einer bestimmten Person. In der Ausbildung lernen sie zu unterscheiden, ob Menschen sich in hilfloser Lage befinden oder ob sie wohlauf sind. Hat der Hund eine hilflose Person gefunden, bellt er so lange, bis der Hundeführer beziehungsweise die Rettungskräfte dazu kommen. Damit sie auch selbst rasch lokalisiert werden, tragen die Hunde eine mit Blinklicht ausgestattete Kenndecke. „Ayka hat schon mal einen Menschen gerettet“, erzählt Tanja Irg.
Die Ausbildung dauert eineinhalb bis zwei Jahre. Hundeführer und Hund bilden ein sogenanntes Hundeteam. Alle eineinhalb Jahre muss sich jedes Team einer Prüfung unterziehen. Uli Gölkel, der Einsatzleiter des ASB Orsenhausen, ist gleichzeitig Ausbilder. „Die Hunde sollten mittelgroß sein“, sagt er. Zu kleine Hunde tun sich schwer in unwegsamem Gelände, und bei zu großen Hunden sei es so, dass ihre Lebenserwartung nicht so hoch ist wie bei kleineren Artgenossen. „Die intensive, relativ lange Ausbildung lohnt sich bei mittelgroßen Tieren am meisten.“
Normalerweise findet das Training in den umliegenden Wäldern statt. Es ist schwierig, dort das Auffinden von Personen in Gebäuden zu üben. Umso mehr freuen sich die Hundeführer, wenn sie die Möglichkeit haben, Gegebenheiten wie auf dem Festspielgelände mit Hütten und Unterständen nutzen zu können.
„Jede Minute zählt“
An diesem Samstagnachmittag herrschen äußerst ungünstige Wetterbedingungen – für Menschen. Die Hunde lassen sich von Regen, Wind und kalten Temperaturen nicht beeindrucken. Sie haben sichtlich Spaß an ihrer Aufgabe. „Im Ernstfall müssen wir auch bei jedem Wetter raus. Gerade im Winter zählt jede Minute“, berichtet Tanja Irg.
„Ayka hat schon mal einen Menschen gerettet.“vom Rettungshundezug des ASB ist stolz auf den Europäischen Schlittenhund.