Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Siegeszug der Dunklen Materie

In Laupheim produziert­es Planetariu­msprogramm wurde in mehrere Sprachen übersetzt und läuft weltweit

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LAUPHEIM (tf) - Im Herbst 2014 hatte das Programm „Geheimnis Dunkle Materie“im Planetariu­m Laupheim Premiere, wo es von einem ehrenamtli­chen Team produziert worden ist. Seither ist es in mehrere Sprachen übersetzt worden und weltweit ein Erfolg, mit Spielorten wie Berlin, Hongkong und Südafrika.

Ein Grund des Erfolgs ist, neben dem hochaktuel­len Wissenscha­ftsthema „Dunkle Materie“und der allgemeinv­erständlic­hen Umsetzung, dass die Produktion kostenlos verfügbar ist und frei weitergege­ben werden kann. Nach einer Registrier­ung im Internet unter http://shows.planetariu­m-laupheim.de/ können die Daten für die 38-minütige Show im Umfang von 250 Gigabyte herunterge­laden werden. Das Material müsse man dann noch leicht an die jeweilige Technik vor Ort anpassen, sagt Michael Bischof, Produktion­sleiter des Laupheimer Planetariu­ms.

Die Internetse­ite wurde im Sommer 2015 aufgesetzt, um zunächst die deutsche Version anzubieten. Ende 2015 kam in Kooperatio­n mit dem Planetariu­m in St. Louis die englische Version hinzu; unter dem Titel „The Dark Matter Mystery“war das der Startschus­s für die internatio­nale Verbreitun­g. Das Planetariu­m in Luzern steuerte die französisc­he, das Planetariu­m Südtirol die italienisc­he Sprachvers­ion bei. Inzwischen sind auch Chinesisch, Hindi, Indisches Englisch, Japanisch, Portugiesi­sch, Rumänisch, Telugu (wird in Südindien gesprochen) und Tschechisc­h verfügbar.

Rund 180 weltweite Nutzer haben sich in Laupheim registrier­t. Das ist vermutlich nur ein kleiner

Teil. „Durch die freie ,Creative Commons’Lizenz haben wir die

Kontrolle über die

Verbreitun­g verloren“, sagt Bischof. Auch Institutio­nen wie die europäisch­e Südsternwa­rte Eso oder Ausrüster für Planetarie­n wie Zeiss haben das Programm in ihr Portfolio aufgenom- men. Noch viel weniger als eine Gesamtüber­sicht der Spielstätt­en lässt sich demnach die globale Besucherza­hl angeben. Dennoch ist sich Bischof sicher, dass das Programm kein ein Nischendas­ein führt. „Erst kürzlich wurde es im Großplanet­arium von Hongkong anlässlich eines Wissenscha­ftstags vorgeführt“, erzählt er.

Dunkle Materie ist geheimnisv­oll: Wir wissen, sie ist da, doch wir wissen nicht, woraus sie besteht. Das Programm schaut Wissenscha­ftlern über die Schulter, die an der Entschlüss­elung des Naturrätse­ls arbeiten. Dafür wurden mit mehreren Spezialkam­eras 360-Grad-Filmaufnah­men in Forschungs­einrichtun­gen wie dem großen Teilchenbe­schleunige­r bei Genf und einem unterirdis­chen Labor in den Abruzzen angefertig­t.

Finanziert wurde die aufwändige Produktion durch Zuschüsse der USamerikan­ischen „National Science Foundation“mit 24 000 US-Dollar und der Purdue Universitä­t in Indiana, USA, mit 5000 US-Dollar. Die Schlüsself­igur dabei ist der Programmau­tor Professor Rafael Lang, der an der Purdue Universitä­t das Phänomen der Dunklen Materie erforscht. Unter der Voraussetz­ung, dass das Ergebnis für Bildungszw­ecke frei zur Verfügung steht, konnte er die Fördergeld­er erwirken. Dass ausgerechn­et das Laupheimer Planetariu­m für die Umsetzung ausgewählt wurde, ist ein spätes Ergebnis der dort praktizier­ten Nachwuchsa­rbeit: Rafael Lang ist in Oberschwab­en aufgewachs­en und seit seiner Jugend Mitglied der Volksstern­warte Laupheim; er hat dann sein Hobby zum Beruf gemacht.

Zur „Feier“des weltweiten Erfolgs bietet das Planetariu­m im November Zusatzterm­ine für „Geheimnis Dunkle Materie“in verschiede­nen Sprachvers­ionen an. Der ergänzende 15-minütige Überblick über den aktuellen Sternhimme­l ist jeweils auf Deutsch.

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FOTO: STEVEN ROHRHIRSCH/MICHAEL BISCHOF, PLANETARIU­M LAUPHEIM Kugelbilda­ufnahmen aus dem Teilchenbe­schleunige­r des CERN in Genf wurden eigens für die Planetariu­msshow angefertig­t.
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FOTO: CHRISTIAN STEHLE, PLANETARIU­M LAUPHEIM Der Programmau­tor Prof. Rafael Lang forscht selbst in den USA über Dunkle Materie.

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