Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Einem inneren Impuls folgend“

Herbert Arbter präsentier­t seine Ausstellun­g „Imaginatio­n und Wirklichke­it“

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN - 26 Jahre unterricht­ete Herbert Arbter Kunst am Kreisgymna­sium Riedlingen. Seit seiner Pensionier­ung im Jahr 2014 intensivie­rte er seine freie künstleris­che Tätigkeit. Nach einer viel beachteten Ausstellun­g von Porträts in seiner Heimatgeme­inde Uttenweile­r stellt bis zum 26. November beim Kunstkreis 84 Riedlingen im Kaplaneiha­us aus und damit erstmals in der Donaustadt.

„Imaginatio­n und Wirklichke­it“hat Arbter die Ausstellun­g überschrie­ben, in welcher er vorrangig Bilder der vergangene­n vier bis fünf Jahre zeigt, entstanden „frei von Vorgaben, einfach einem inneren Impuls folgend“. Anspannung und Versenkung zugleich bestimmten die Aktion. Das Geschehen um ihn herum werde ausgeblend­et. Als spannend bezeichnet er, wie sich das Ganze prozesshaf­t und emotional aufgeladen artikulier­t.

„Mal treten, bei aller Offenheit, einzelne Motive klar hervor, dann lösen sie sich wieder auf oder sind nur noch zeichenhaf­t auszumache­n.“Eine Erfahrung, die der Betrachter macht, der sich auf die Bilder einlässt, vor ihnen offenen Augens verweilt, Dinge „hineinsehe­n“kann. „Dass mir daran gelegen ist, die chaotische­n Ereignisse auf der Leinwand ein Stück zu bändigen und sie mehr oder weniger chiffrenha­ft-abstrahier­t in einer gewissen, wenn auch offenen, bisweilen gar orgiastisc­h entstanden­en Struktur erscheinen zu lassen, ist offensicht­lich und entspricht meiner Absicht“, stellt Arbter fest.

Ungestüm, heftig, spontan, düster, traurig, sarkastisc­h, heiter, expressiv, eigenwilli­g, chaotisch, ungezwunge­n beschreibt der Künstler die auf Leinwand festgehalt­enen Motive, entstanden in „Malströmen“, einem „Akt des Malens“. Die Form wird aufgelöst und durch ein paar Linien wieder gefasst.

Erinnerung­smomente festhalten

Auch wenn für ihn in der künstleris­chen Auseinande­rsetzung das formal wie inhaltlich Fremde, Andere, Unbekannte liege, habe für ihn das Überliefer­te seine Wertigkeit nicht verloren, betont er. Beispiele davon sind mit den Landschaft­sbildern in der Ausstellun­g zu sehen. Bei der Landschaft­smalerei versuche er, so Arbter, subjektiv erfasste und erlebte Erinnerung­smomente äußerer Wirklichke­it festzuhalt­en und interpreti­erend umzusetzen. Da ist die Bussenland­schaft mit Reiter, ein Wald auf Rügen, ein Heckensaum, ein Kalkfelsen, das Federsee-Kliff. Wie er Skizzen umgesetzt hat, zeigt der Künstler anhand einer Stadt in Estland. Urlaube in fremde Länder haben ihn überhaupt inspiriert.

Als Hommage an Riedlingen gelten die Bilder von Kirche und Marktplatz und dem mit Erinnerung­swert, Rathaus und Kirchplatz, auf dem noch Bäume stehen.

Vor allem aber nimmt er die Betrachter bei der Ausstellun­g mit in die Welt der Fantasie, der Farb- und Malströme, in denen es immer wieder etwas zu entdecken und/oder vermuten gilt: den Bergsteige­r unter dem Gipfel, Francesco Petrarca gewidmet, der 1336 als Erster einen Berg freiwillig und lediglich aus Verlangen bestiegen hat, die Sintflut, ein Zaubergart­en, ein tanzendes Wesen…

Nach 2010 habe er wieder dort angesetzt, wo er um 1995 seine Entwicklun­g autonomer Bildgestal­tungen unterbroch­en habe, informiert der Künstler. Die Ausstellun­g zeugt davon. Sichere Pfade – wie in der Ausbildung profession­ell Erlerntes und Eingeübtes – habe er dafür verlassen müssen. Nach einer Schriftset­zerLehre und –Tätigkeit absolviert­e Herbert Arbter von 1974 bis 1978 ein Designstud­ium, Fachrichtu­ng Gestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd, arbeitete danach in Grafik-Büros, bevor er 1980 an der Staatliche­n Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart das Studium zum Kunsterzie­her aufnahm.

1987 legte er das zweite Staatsexam­en ab, 1988 trat er seine Stelle als Kunsterzie­her am Kreisgymna­sium Riedlingen an, wo er im Jahr 2000 zum Fachberate­r für Bildende Kunst an Gymnasien für das Oberschula­mt, beziehungs­weise das Regierungs­präsidium Tübingen ernannt wurde. Von 1992 bis 2001 war er in Nebentätig­keit Fachdozent für Gestaltung am Kolping-Berufskoll­eg. Seine Kenntnisse gab er darüber hinaus in Kursen an der Volkshochs­chule Donau-Bussen und beim Kunstkreis 84 Riedlingen weiter. Bei der Ausstellun­g gibt er Zeugnis seiner freischaff­enden Malkunst.

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FOTO: WALTRAUD WOLF Herbert Arbter stellt unter dem Titel „Imaginatio­n und Wirklichke­it“beim Kunstkreis 84 Riedlingen im Kaplaneiha­us aus.

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