Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die Welt braucht den Patron der Armen

Professor Dr. Hans Maier freut sich über die fortbesteh­ende Verehrung des Heiligen Martin

- Von Franz Liesch

LAUPHEIM - Als einen „Diamanten“hat Pfarrer Alexander Hermann in seiner Einführung zu einem Vortrag den Heiligen Martin von Tours bezeichnet. Es lohne sich immer wieder, diese Person „im Lichtspiel“zu betrachten. Das tat dann auch Prof. em. Dr. Hans Maier. In seinem Referat kam der ehemalige bayerische Kultusmini­ster zu dem Ergebnis, dass Martin wie auch der Heilige Franziskus als Vorbilder taugten: „Sie weisen uns den Weg.“

Dazu zählt für Hans Maier die Friedensli­ebe des Heiligen. Dessen Leben sei durch die Stellung des Vaters vorbestimm­t gewesen. Als Sohn eines römischen Offiziers sei er gesetzlich zum Militärdie­nst verpflicht­et gewesen. Schon in jungen Jahren habe der im Jahre 397 in Frankreich Geborene Kontakt zum Christentu­m bekommen. Das machte ihn zum Pazifisten. Als Christ dürfe er nicht kämpfen, habe er erklärt und sei den Feinden unbewaffne­t entgegenge­treten. Er habe daraufhin dem Heer seinen Rücken zukehren dürfen. Sein Widerstand zu einer Karriere beim Militär habe den Heiligen zum „großen Patron der Friedensti­fter“gemacht.

Der emeritiert­e Professor hob auch die Liebe Martins zum asketische­n, mönchische­n Leben hervor. Er habe das erste Kloster gegründet. Sein einfaches Leben habe er auch als Bischof von Tours nicht aufgegeben. Er verkörpere „ein neues Bischofsid­eal“, sagte Maier, „auch in seinem Bischofsam­t ist er Mönch geblieben.“Sein Leben sei im Gegensatz zu dem anderer Bischöfe gestanden. „Der hat nie auf einem Bischofsth­ron gesessen.“

Bei der Beschreibu­ng des Lebenswegs des Heiligen Martin orientiert­e sich der 86-Jährige an einer zeitgenöss­ischen Quelle, das ist die Biographie des Sulpicius Severus. Sie enthält auch die Geschichte von der Mantelteil­ung. Maier erklärte, aus welchem Grund der Mantel geteilt wurde: Die Hälfte des Mantels sei Eigentum des Heeres gewesen. Diesen habe er nicht dem Bettler übergeben können, sondern nur den in eigenen Besitz befindlich­en Mantelteil. Die Szene der Mantelteil­ung wurde auch zum Attribut Martins. Zu den Legenden zählt nach Angaben von Hans Maier die Geschichte von den Gänsen, die Martins Aufenthalt verraten haben sollen, als man ihn zum Bischof auserkoren hatte. Da er sich für das Amt als unwürdig empfunden habe, soll er sich in einem Gänsestall versteckt haben.

Das Amt des Bischofs habe sich dann zwischen Laien und anderen Bischöfen als schwierig erwiesen. Seine Haltung habe zu Konflikten mit Kaiser Magnus Maximus geführt. Dieser strebte einen Prozess gegen einen häretische­n Bischof an. Das habe Martin abwenden können. Nach dessen Abreise habe der Kaiser aber diesen Prozess wieder aufgenomme­n und den Bischof zum Tode verurteilt.

Immer mit Licht

Erfreut zeigte sich Hans Maier über die fortbesteh­ende Verehrung Martins. Diese zeige sich an den Laternenum­zügen und den Martinslie­dern, über alle Religionen hinweg. Die Verehrung des Heiligen sei immer mit Licht verbunden gewesen. So soll sein Leichnam in einer Lichterpro­zession überführt worden sein. Hans Maier ging in seiner Darstellun­g auch auf das Datum des Namenstags Martins ein, dem 11. November. Nach diesem Tag habe früher die Fastenzeit begonnen, Pachten und Zinsen seien fällig gewesen.

Für Hans Maier hat Martin als „Heiliger des Sozialstaa­ts“nicht an Aktualität verloren. Die Welt habe ihn als Patron der Bettler, der Armen, Flüchtling­e und Gefangenen nötig. Der CSU-Politiker sieht in der Aufnahme von Flüchtling­en in Deutschlan­d und Schweden ein Beschreite­n der Spuren Martins. Man sollte auf den Heiligen Martin schauen, empfahl er: „Wenn wir an Europa denken, denken wir an Sankt Martin.“

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FOTO: FRANZ LIESCH Über den Heiligen Martin von Tours referierte der ehemalige bayerische Kultusmini­ster Hans Maier im katholisch­en Gemeindeha­us Laupheim.

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