Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Haushalt finanziert Straßenbah­n und Parkhaus

Im besten Fall wird die Stadt einen Überschuss erwirtscha­ften - Wie für große Investitio­nen geplant wird

- Von Sebastian Mayr

ULM - Die Stadt Ulm gibt im kommenden Jahr insgesamt rund 33 Millionen Euro für zwei Großprojek­te aus: die neue Straßenbah­nlinie 2 und das Parkhaus am Bahnhof. „Dieses Investitio­nsprogramm können wir stemmen, ohne einen Cent neue Schulden zu machen“, sagte Finanzbürg­ermeister Martin Bendel, der in der Sitzung des Gemeindera­ts am Mittwoch den Haushaltse­ntwurf für 2018 vorstellte. In diesem Jahr blieb der Stadt sogar mehr Geld übrig als geplant. Ulm Stadt tilgt Verbindlic­hkeiten in Höhe von drei Millionen Euro, der Schuldenst­and liegt nun bei 119 Millionen Euro und soll bis 2021 konstant bleiben.

Einen Teil des Geldes, über das die Stadt verfügt, will Bendel in zwei neuen „Sparbücher­n“ablegen. Damit sind Töpfe gemeint, aus denen Geld nur für einen bestimmten Zweck entnommen werden darf. Derzeit gibt es ein Sparbuch für die Tramlinie 2 und ein allgemeine­s Sparbuch, das der Stadt als Puffer dient und aus dem Schulden abgebaut werden können.

Die beiden neuen Sparbücher, die Bendel vorsieht, sollen vorerst 20 Millionen Euro für Sanierungs- und Modernisie­rungsmaßna­hmen und 15 Millionen Euro für eine „Zukunftsof­fensive Ulm 2030“fassen. Mit „Ulm 2030“ist gemeint, dass die digitale Infrastruk­tur der Stadt bis zu diesem Jahr verbessert werden soll. Glasfaseru­nd superschne­lle 5G-Netze sollen ausgebaut, eine effiziente­re Stromverso­rgung geschaffen und Versuche wie das Testfeld zum Autonomen Fahren von Autos in Lehr vorangetri­eben werden.

Der Großteil der Ausgaben im kommenden Jahr fällt aber nicht für die Projekte Tramlinie und Parkhaus an. Schon in den vergangene­n Jahren sind die Personalko­sten der Stadt Ulm stets um etwa fünf Millionen Euro gestiegen, teilweise war es ein gutes Stück mehr. Dieser Trend setzt sich fort und könnte der Stadt bald Sorgen bereiten. Denn auch 2018 steigen diese Ausgaben wieder: Um rund sieben Millionen auf dann etwa 134 Millionen Euro.

Am stärksten ins Gewicht fällt der Bereich Soziales. Für die Betreuung von Kindern und Jugendlich­en in Kindergärt­en und Schulen sowie für die Integratio­n von Flüchtling­en fallen die meisten der derzeit geplanten 43 neuen Stellen an. Dabei wird es nicht bleiben. Denn der Haushaltse­ntwurf dürfte sich noch deutlich ändern. Schon jetzt liegen etliche Änderungsa­nträge vor. Werden sie berücksich­tigt, wird es nicht 43, sondern 87 neue Stellen geben.

Personalko­sten steigen

Weil die Steuereinn­ahmen in den vergangene­n Jahren stets stiegen, konnten die zunehmende­n Ausgaben vor allem für Personal und das Soziale stets aufgefange­n werden. Das könnte sich ändern. Ulm kann zwar auch 2018 viele Steuern einstreich­en, voraussich­tlich aber weniger als im vorigen Haushalt.

Nach momentanem Stand rechnet Bendel mit einem „zarten Überschuss“von rund zwei Millionen Euro. Ob es dabei bleibt, hängt von den Änderungen im Haushalt und von den Zahlen der NovemberSt­euerschätz­ung ab, die noch nicht vorliegen. „Es gelingt uns in diesen guten Zeiten nicht, ausreichen­d Rücklagen für schlechter­e Zeiten einzuplane­n“, sagte Finanzbürg­ermeister Bendel. Diese könnten bald eintreten, mahnte Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU). „Wir werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren einen massiven Umbruch erleben“, prognostiz­ierte er. Die Stadt sei durch hohe Steuereinn­ahmen extrem verwöhnt. Das werde sich ändern, beispielsw­eise durch den Wandel weg vom Verbrennun­gsmotor. Die damit verbundene­n Unternehme­n tragen derzeit rund 15 Prozent der Steuereinn­ahmen bei.

Die Stadträte befürworte­ten Bendels Vorschlag, neue Sparbücher einzuführe­n. Lena Schwelling (Grüne) pochte darauf, das Geld aus dem Sanierungs­topf vor allem für Bildungsei­nrichtunge­n zu verwenden. Erik Wischmann (FDP) und Thomas Kienle (CDU) setzten sich dafür ein, mehr Schulden zu tilgen.

Der Haushaltse­ntwurf wird in den kommenden Wochen beraten.

„Wir werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren einen massiven Umbruch erleben“, prognostiz­iert der Ulmer Oberbürger­meisterr Gunter Czisch..

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