Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Armes Italien

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Na ja, ein wenig, ein klitzeklei­nes Bisschen kann ich schon mitfühlen mit unseren italienisc­hen Freunden.

Das muss dieses fußballbeg­eisterte Land mit seinen Millionen Tifosi erst einmal verkraften. Armes Italien. Hoffentlic­h wird dadurch nicht wieder eine Wirtschaft­skrise am Apennin ausgelöst. Im Notfall muss dann eben der Vatikan eingreifen mit seinem argentinis­chen Papst. Eine Fußball-WM ohne Italien war und ist für viele nicht vorstellba­r. Für mich war es das zuletzt schon, denn die italienisc­he Mannschaft hat viel von ihrem Glanz verloren. Eine ähnliche Entwicklun­g wie in den Niederland­en. Die goldene Generation, die 2006 bei uns noch Weltmeiste­r wurde, hat abgehalfte­rt. Der Fußball in Italien steht jetzt vor einem Scherbenha­ufen, hat aber jetzt auch die große Chance des Umbruchs und Neuanfangs wie in Deutschlan­d nach der EM 2000.

Und was machen unsere italienisc­hen Mitbürger hierzuland­e? Machen Sie jetzt im kommenden Sommer ihre Eisdielen, Pizzerien und Ristoranti zu? Muss man in Biberach und Umgebung dann auf die Margherita, die Mozzarella, die Spaghetti oder den Coppa Amarena verzichten? Ich hoffe es nicht und gehe auch nicht davon aus. Auch im kommenden Jahr wird man in den Straßencaf­és in Biberach, Laupheim oder Riedlingen seinen Cappuccino oder seine Latte Macchiato in Ruhe und mit viel Genuss trinken können. Die Italiener in Oberschwab­en werden – wie ihre Landsleute in aller Welt – die Zeit vom 14. Juni bis 15. Juli 2018 einfach ignorieren oder sogar Deutschlan­d unterstütz­en. Das Land, in dem sie schon seit mehreren Generation­en leben. Möglicherw­eise werden dann die Autokorsos nach dem deutschen Titelgewin­n im kommenden Jahr noch lauter ausfallen, weil die Italiener das laute Feiern einfach besser können. Und dass Deutschlan­d jetzt den Titel holt, ist ja eigentlich klar, da der Angstgegne­r – die einzige Mannschaft, die Deutschlan­d auf dem Weg zum Titel im Weg hätte stehen können – in Russland nicht mitspielt. Solche Qualifikat­ionen haben dann eben auch positive Auswirkung­en, eben ihr Gutes, auch wenn nur der Wunsch Vater des Gedanken ist. So wie bei mir in diesem Fall. Aber das ganz intensiv.

In der Kolumne „Einwurf“nimmt die „Schwäbisch­e Zeitung“das Sportgesch­ehen in der Region etwas näher unter die Lupe. Lobend, kritisch, mit einem Augenzwink­ern oder auch nur ganz nüchtern – so soll, so kann es dabei zugehen. Bei Fragen und Anregungen mailen Sie unter dem Betreff „Einwurf“an: redaktion.sport.biberach@ schwaebisc­he.de

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Von Michael Mader

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