Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Frieden bekommt man nicht geschenkt
Die VdK-Vorsitzende Gisela Scharnagl ruft am Volkstrauertag dazu auf, dem Vergessen entgegenzuwirken
Mahnende Worte bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag.
LAUPHEIM - „Wir●dürfen unsere Toten nicht vergessen.“Dazu hat Gisela Scharnagl, Vorsitzende des Sozialverbands VdK in Laupheim, bei der Gedenkfeier auf dem Alten Friedhof anlässlich des Volkstrauertags aufgerufen.
Ein zerbrechliches Gut
Die Millionen Opfer von Gewalt, Terror, Vertreibung und der beiden Weltkriege „mahnen uns Lebende, dass Sicherheit, Frieden und Freiheit ein zerbrechliches Gut sind“, betonte Gisela Scharnagl in ihrer Rede. Mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sei es allerdings für jüngere Generationen fast nicht möglich, sich das unerträgliche Leid und die Not der Kriegs- und Nachkriegszeit vorzustellen. „So ist es unsere Aufgabe, den jungen Menschen die Bedeutung des Volkstrauertags nahe zu bringen, damit dieses Erbe nicht eines Tages mit uns stirbt.“Es sei ihr Bestreben gewesen, Jugendliche zur Teilnahme an der Gedenkfeier zu gewinnen, so die VdK-Vorsitzende – „leider ist dieses Interesse nicht groß“. Neben dem Elternhaus, den Schulen und Kirchen sei es „auch die Aufgabe von uns allen, der Gleichgültigkeit und dem Vergessen entgegenzuwirken. Wir dürfen es nicht zulassen, dass all die Toten, die durch Krieg, Vertreibung und Mord ihr Leben lassen mussten, keinen Platz in unserer Erinnerung haben.“
Politische und gesellschaftliche Veränderungen weltweit kündeten immer wieder von den gleichen Fehlern, stellte Scharnagl fest: Machtstreben, Hass, Lügen, Gier. „Es scheint, dass aus der Vergangenheit nichts gelernt wird. Deshalb dürfen wir unsere Toten nicht vergessen, denn das Gedenken an die Toten wird so für uns immer wieder zur Mahnung, aus der Vergangenheit Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen und sich für eine friedliche Zukunft einzusetzen. So wird der Volkstrauertag zu einer Fürsprache für das Leben in Frieden.“Und ein Anlass, einen eigenen Beitrag zu leisten, denn: „Den Frieden bekommt man nicht geschenkt.“
Kein Platz für Fanatismus
Würde, Respekt und Toleranz nannte die Rednerin als Grundsteine für den Frieden. Für ein Leben ohne Gewalt und in Freiheit „sind wir alle gemeinsam und solidarisch verantwortlich“. Fanatiker, die Menschen wegen ihrer Religion, Herkunft oder Behinderung zu Menschen zweiter Klasse herabstuften, dürfe Nährboden gegeben werden.
Gemeinsam mit OB Rainer Kapellen und dem Kommodore des Hubschraubergeschwaders 64, Oberstleutnant Christian Mayer, legte Gisela Scharnagl Kränze am Kriegerdenkmal nieder. Sie entzündete ein Licht kein für alle Kriegstoten; an 75 von ihnen wird auf dem Alten Friedhof erinnert.
Während die Stadtkapelle das Lied vom „Guten Kameraden“spielte, gedachte die VdK-Vorsitzende feierlich der gefallenen Soldaten und aller Menschen, die durch Kriegshandlungen, in Gefangenschaft oder als Flüchtlinge ihr Leben verloren; all jener, die wegen ihrer Abstammung, ihres Glaubens, Krankheit oder Behinderung verfolgt und getötet wurden; die durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache zu Opfern geworden sind. In ihre Fürbitten bezog Scharnagl aber auch die Soldaten ein, die heute bei Auslandseinsätzen ihr Leben riskierten, sowie Polizisten, Rettungskräfte und Ärzte, die im Bemühen zu helfen vielfach ihre Gesundheit aufs Spiel setzten. An der Gedenkfeier nahmen Abordnungen von Feuerwehr, DRK und Bundeswehr teil.