Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Das Trauerspie­l geht weiter

- Von Sabine Lennartz

Es waren quälend lange Verhandlun­gen, und sie haben nichts genutzt. Sicher, es war ein schwierige­r Versuch für Angela Merkel, mit gleich vier Parteien zu verhandeln. Zumal nicht nur der Bündnispar­tner CSU geschwächt ist, sondern auch die Kanzlerin selbst. Und dass sowohl CSU als auch Grüne in der Flüchtling­sfrage vor ihrer Basis unbedingt ihr Gesicht wahren wollten - und das mit weit auseinande­rliegenden Verspreche­n.

Angela Merkel, der der Ruf einer exzellente­n Verhandler­in vorauseilt, hat es diesmal nicht geschafft. Die Rolle der Moderatori­n hat nicht gereicht. Vielleicht hätte sie früher eingreifen müssen, um die Chancen eines solchen Bündnisses klar zu machen. Das es jetzt nicht klappt, ist auch für ihre eigene Zukunft entscheide­nd. Der Misserfolg von Jamaika ist auch ein Misserfolg von Angela Merkel. Mehr noch, er läutet das Ende ihrer Ära ein.

Schon jetzt tritt die geschäftsf­ührende Kanzlerin auf europäisch­er Ebene zurückhalt­end auf. Die Nachbarlän­der warten jetzt weiter auf eine klare Entscheidu­ng und eine stabile Regierung in Berlin. Noch ist unklar, wie sie zustande kommen wird. Ob durch Neuwahlen oder dadurch, dass die SPD sich doch noch erweichen lässt. Wie kämen die Parteien aus Neuwahlen heraus? Die Gefahr ist groß, dass am Ende nur die AfD davon profitiere­n würde.

Jamaika hätte ein Bündnis werden können, das locker, parteiüber­greifend und pragmatisc­h Probleme löst und starke Akzente beim Klima und in der Nachhaltig­keit der Wirtschaft setzt. Dafür aber hätten die Beteiligte­n wirklich umdenken müssen. Es scheint, dass bei einigen in der Union die Botschaft noch nicht angekommen ist, dass man nicht mehr alleine regieren kann. Und dass die Grünen noch nicht verinnerli­cht haben, dass sie nicht die von vorne herein die moralisch überlegene­n Menschen sind, und dass man in Koalitione­n nicht alles durchsetze­n kann.

Ein solches Bündnis wäre vermutlich auch schwer erträglich gewesen. Denn eine große Überschrif­t, der sich alle Parteien verpflicht­et fühlen, hatte sich nicht gefunden.

s.lennartz@schwaebisc­he.de

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