Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auch zum Mitsummen gibt’s Gelegenheit
Kammerorchester Laupheim und die Solistin Annika Oser bieten ein kurzweiliges Konzert
LAUPHEIM - „Ich denke, wir werden Sie sehr gut unterhalten.“Mit dieser selbstbewussten Ansage hat Lars Feigelmann das Publikum beim Jahreskonzert des Kammerorchesters Laupheim begrüßt. Das weckte natürlich Erwartungen, die – soviel vorweg – das Ensemble unter der Leitung von Michael Strele erfüllt hat. Die Musiker bereiteten den Zuhörern im beinahe ausverkauften Kulturhaus einen kurzweiligen Abend.
Orient und Okzident
Begonnen hat das Konzert, das ganz der russisch-ungarischen Musik gewidmet war, mit der „Ouvertüre über ein spanisches Marschthema“von Mili Balakirew. Ursprünglich für ein Theaterstück über die Vertreibung der Mauren aus Spanien gedacht, stehen sich in dem Stück Orient und Okzident gegenüber. Das orientalisch anmutende Intro der Flöte bereitete wunderbar den Boden für die musikalische Auseinandersetzung mit dem spanischen Marschmotiv, die das Orchester nach anfänglichen Intonationsschwächen zunehmend homogener gestaltete.
Solchermaßen „warmgespielt“, war das Orchester dann auch ein zuverlässiger Begleiter für die Solistin Annika Oser im „Konzert für Oboe und Orchester“des 2007 verstorbenen Ungarn Frigyes Hidas. Ihr frischer, energetischer Einstieg in den ersten Satz, Allegro, verbreitete anhaltend gute Laune. Ihr weicher, bis in die Höhen runder Ton kam besonders in der Schlusskadenz zum Tragen, die mit virtuosen Läufen und schnellen Lagenwechseln nicht von Pappe war. Die Erleichterung über die gelungene Gestaltung war der jungen Musikerin anzusehen.
Im Andante begegneten sich Harfe und Oboe auf einem weichen Streicher-Teppich, die verträumte Oboenmelodie mit ihren unerwarteten harmonischen Wendungen untermalte das Orchester mit den dezent dissonanten Harmonien, die die zeitliche Nähe der Komposition zur atonalen Musik erahnen lassen. Im Schlusssatz schließlich überraschte die Solistin mit präzise angestoßenen Tönen, die dem kecken Motiv Schwung und Bestimmtheit verliehen.
Wiederhören mit „Schwanensee“
Während der erste Konzertteil unbekannten, doch interessanten Komponisten vorbehalten war, konnte man den zweiten Konzertteil beinahe durchgehend mitsummen. Das Wiederhören mit den bekanntesten Stücken aus den Balletten „Schwanensee“und „Nussknacker“von Peter Tschaikowski bereitete dem Publikum großes Vergnügen. Wer hätte beim Hören der „Szene“nicht die Reihe der jungen Schwäne vor Augen? Beim „Walzer“waren die Musiker hörbar in ihrem Element, zuweilen bedarf es jedoch eines strengen Blickes des Dirigenten, um die einzelnen Instrumentengruppen zusammenzuhalten. Beim „Tanz der Schwäne“glänzten besonders die Holzbläser, der „Ungarische Tanz“bestach durch die Tempogestaltung.
Aus der Nussknacker-Suite erklangen der schwungvolle „Marsch“, der „Arabische Tanz“mit zarten Streichern, der „Chinesische Tanz“mit einer wunderbar ausgestalteten Flötenmelodie. Schwelgerisch begann der „Blumenwalzer“, bei dem die Hörner ihre Kollegen von den Holzbläsern kurz verunsicherten, dann aber wieder zusammenfanden. Zunehmende Intensität dann beim „Russischen Tanz“, der das Programm mit russischem Temperament beschloss.