Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Das Zentrum einer Stadt muss dem Kommerz gehören“

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Zum Bericht „Verwaltung­sgericht: Kein Baustopp beim ,Laupheimer Hof’“(SZ vom 15. November):

Die Schlacht der Advokaten um die Baugenehmi­gung für den „Laupheimer Hof“nimmt immer krassere Züge an. Endlich könnte das Stadtzentr­um aufgewerte­t und belebt werden, wobei es nicht vorstellba­r ist, dass das neue Hotel eine RemmiDemmi-Bude oder ein „Stachus“im Herzen der Stadt werden könnte. Auch Einwände bezüglich Fundierung­sund Wasserprob­lemen sind angesichts moderner bautechnis­cher Möglichkei­ten nicht überzeugen­d.

Jedes Planungsob­jekt, ob Großbahnho­f oder Gartenlaub­e, ruft heute in unserem Land 1000 Bedenkentr­äger, Protestbür­ger, Spaßkrawal­lis und militante Ideologen auf den Plan, wobei für diese Art von „Bürgermitb­eteiligung“gilt: Viele Köche verderben den Brei.

Das Zentrum einer Stadt muss dem Kommerz gehören. Wer Tomaten und Radieschen pflanzen will, soll sich gleich den richtigen Wohnort dafür suchen. Wer die vielfachen Annehmlich­keiten des zentralen Wohnens gewählt hat, hat wohl das etwas rührigere Treiben der Innenstadt von vornherein billigend in Kauf genommen. So ist der jetzige Aufschrei der Anlieger dem unvoreinge­nommenen Zeitungsle­ser nicht verständli­ch und der vom Zaun gebrochene Prozessmar­athon nicht nachvollzi­ehbar.

Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose schuld. Wenn die Fenstersch­eiben seines am Flugplatz neu errichtete­n Häuschens dem Bauherrn in den Ohren klirren, ist die oberste Heeresleit­ung schuld. Wenn der City-Bewohner nicht das Gras wachsen hören kann und nicht den Schlag der Nachtigall, ist der Bürgermeis­ter schuld.

Dr. Manfred Berwind, Laupheim

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