Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Lehren aus dem Desaster
Drei Chefs der Berliner Flughafengesellschaft mussten schon ihren Hut nehmen. Jeder neue, auch der nun amtierende vier- te, gelobte Besserung. Doch die Realität war stets eine andere. Immer neue Hiobsbotschaften zum Zeitplan, den Kosten und Mängeln belegen eine erstaunliche Kontinuität des Versagens. Vermutlich haben die Manager aber sogar nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet. Der erste wollte sich die Überforderung nicht eingestehen. Die Nachfolger waren oder sind mit der Beseitigung der Fehler aus der Vergangenheit vollauf beschäftigt. Das alles sind Folgen einer schweren politischen Fehlentscheidung des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck und seines Berliner Amtskollegen Klaus Wowereit. Beiden war das Angebot eines privaten Baukonsortiums mit dem Hochtief-Konzern zu teuer. Sie glaubten, in Eigenregie kämen sie besser weg. Ein Trugschluss. Zu lernen gibt es aus dem Desaster einiges. Zum Beispiel, dass ein Mammutprojekt ausreichend fachliche Expertise bei den Kontrollorganen benötigt. Daran fehlte es in Berlin im vor allem politisch besetzten Aufsichtsrat. Eine klare Zuordnung von Verantwortung für Fehlplanungen ist eine weitere Schlussfolgerung. Das schmeckt zwar weder Politikern noch Managern, wäre aber für die Bürger als Geldgeber ein wünschenswerter Standard.
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