Schwäbische Zeitung (Laupheim)
OG des „Kleinen Schlössle“sollte für ein Heimatmuseum genutzt werden
Zum Umgang mit der Laupheimer Geschichte:
Unsere Große Kreisstadt ist auf dem Wege, Museumsstadt zu werden: Museum zur Geschichte von Christen und Juden mit neugestalteter Laemmle-Abteilung, Haus am Friedhof mit Museum, Kommunales Kino und nun vielleicht noch das Film- und Kinomuseum Baden-Württemberg und ein Laemmle-Skulpturenpfad vom Rathaus zum Schloss. Dazu wird reichlich Geld ausgegeben.
Das Heimatmuseum im sogenannten „Kleinen Schlössle“wurde in den 1990er-Jahren geschlossen, was unser Verein sehr bedauerte; er versuchte eine Nachfolgeeinrichtung zu schaffen. Zwei Projekte scheiterten durch Mitschuld der Stadt; dann wurde das „Wirtshaus Zum Rad“dafür ersteigert. Wegen fehlender Finanzmittel konnte daraus noch kein Heimatmuseum geschaffen werden.
Mit großer Sorge sehen wir, wie Gegenstände, die für unsere Heimatgeschichte interessant wären, wegen Fehlens einer Anlaufstelle nach Todesfällen oder Wegzug für ewig verloren gehen; sie landen auf dem Flohmarkt oder im Müllcontainer.
Unser Stadtmuseum hat wohl den Namen „Museum zur Geschichte von Christen und Juden“. Tatsächlich beziehen sich die Ausstellungsgegenstände fast ausschließlich auf die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde, auf jüdische Personen und Firmen. Doch: Wo sind die an erster Stelle genannten Christen? Die Heimatgeschichte vor 1730 und nach 1942 existiert museal gar nicht. Die Christen aus der Zeit 1730 bis 1942 sind im Stadtmuseum kaum erwähnt. Doch ist auch diese Geschichte für die Bürger und ihre Kinder interessant, wie Mammutzähne als Eiszeitfunde aus heimischen Kiesgruben oder der Flughafen der Reichsluftwaffe mit dem Hubschrauberbau von Professor Focke, der späteren Autofertigung durch Böbel und dem Flugzeugbau durch Bölkow, um nur zwei Beispiele zu nennen. Hochinteressant ist auch die Geschichte unserer Stadtteile: Alemannenfriedhof Baustetten, Wallfahrt in Bihlafingen, Hochadel und Klosterfiliale in Sulmetingen.
Das jetzige Stadtmuseum im Schloss hat eine hervorragende Konzeption, ist sehr gut gestaltet, überregional bedeutsam, hat einen ausgezeichneten Ruf; es sollte keine Veränderung erfahren. Wir meinen, dass es richtig wäre, die Räume im Obergeschoss des „Kleinen Schlössle“, die früher schon Teil des ehemaligen Heimatmuseums waren und derzeit nur als Lagerraum genutzt werden, für die Einrichtung eines kleinen Heimatmuseums zur Verfügung zu stellen. Wegen der relativ kleinen Ausstellungsfläche müsste man sich auf nur heimatbezogene Gegenstände beschränken; also keine Möbel, Heiligenbilder und -figuren, Haushaltsgegenstände, Arbeitsgeräte usw. – ausgenommen von Laupheimer Firmen gefertigte Holzspielwaren, Holzwerkzeuge und Ähnliches. Das Museum könnte – wie einst – einmal im Monat und auf Anfrage geöffnet sein.
Damit könnte der Dauerverlust heimatkundlich relevanter Gegenstände erheblich verringert, Wesentliches für die Nachwelt bewahrt werden. Unsere Nachbarn Burgrieden, Mietingen und Schwendi haben ihren Heimatvereinen Räume für ein Heimatmuseum zur Verfügung gestellt. Folgen wir diesem guten Beispiel. Auf das Prädikat „Einzige Große Kreisstadt des Landes ohne Heimatmuseum“kann man verzichten. Unser Verein, der bisher schon heimatkundliche Gegenstände im Rahmen des Möglichen sammelt, wäre bereit, diese sehr wichtige Aufgabe mit dem neuen OB anzupacken.
Rolf Müller, Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Laupheim