Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Würfel und Karten sind ihre Welt
1600 Besucher genießen bei „Komm, spiel mit“eine riesige Auswahl an Spielen
NEU-ULM - Hannah, Melissa, Alissa und Sasha haben im voll besetzten großen Saal des Edwin-Scharff-Hauses einen freien Platz gefunden. Zwischen den vielen anderen BrettspielFreunden fühlen sich die vier Freundinnen wohl, sie kommen jedes Jahr, um Trends und Klassiker zu spielen. „Das ist einfach eine gute Möglichkeit, viele Spiele für Jung und Alt auszuprobieren“, erzählt Melissa aus Neu-Ulm und legt das ausgewählte Spiel auf den Tisch.
Dieses Mal haben sie sich „Blizz Quizz“ausgesucht, ein Ratespiel. Aufgebaut ist es schnell, lediglich die Karten müssen sortiert werden. Das Ziel: Ein Moderator stellt Fragen, die die Mitspieler richtig aufnotieren müssen. Der Schnellste mit der richtigen Antwort gewinnt. „Aber Achtung“, liest die 15-jährige Hanna aus der Anleitung vor, „die Fragen stecken voller Tücke!“
So wie die vier Freundinnen aus Neu-Ulm sind am vergangenen Wochenende rund 1600 Besucher auf die Spielemesse „Komm, spiel mit!“ins Edwin-Scharff-Haus gekommen. Traditionell am letzten Novemberwochenende wird die Schau heuer bereits zum 33. Mal von der evangelischen Jugend im Dekanat Neu-Ulm veranstaltet.
Mehr als 50 Freiwillige sind am Samstag und Sonntag im Einsatz. Sie kümmern sich um die Verpflegung, den Aufbau sowie die Erklärung der Spiele. Besonders Letzteres kommt bei den Besuchern immer gut an, wie Hauptorganisatorin Ute Kling weiß. „Viele wollen einfach spielen, haben aber keine Lust darauf, sich die An- leitung durchzulesen. Da kommt es natürlich gut an, wenn die Spieleerklärer da sind und einfach und schnell die Regeln erklären können.“
Darüber hinaus überzeugen die vielen Turniere die Besucher: Abalone, King Domino, Cacao sowie der Dauerbrenner „Heck Meck“locken mit Preisen und Qualifikationsrunden zur deutschen Meisterschaft. „Da wollen viele natürlich an mög- lichst allen Turnieren teilnehmen, aber das schaffen wir dann organisatorisch nicht mehr“, so Kling, die sich über so viel Hingabe zum Spielen freut.
Keine Trend-Spiele mit Handy-Erweiterung
Überhaupt – die Beliebtheit des Brettspiels ist auch in Zeiten des Smartphones und Tablets nicht ge- brochen. „Im Gegenteil, es ist doch einmal schön, wenn man mal abschalten kann und nicht dauernd auf das Handy schauen muss, sondern sich total im Spiel verlieren kann.“
Aus diesem Grund haben es die Organisatoren abgelehnt, die seit einiger Zeit trendigen Spiele mit Handy-Erweiterung anzuschaffen. Diese Brettspiele funktionieren im Extremfall nur mit einem Smartphone. „Aber dann bin ich ja wieder vom Spiel abgelenkt, wenn beispielsweise eine Nachricht kommt“, so Kling. „Wenn die Handynutzung optional ist, dann haben wir uns dafür entschieden. Ansonsten wollen wir lieber die klassischen Brettspiele.“
Und noch ein aktueller Spieletrend hat es nicht in die große Halle geschafft: Escape-Room-Spiele, also Flucht-Spiele. Diese funktionieren wie sogenannte „Escape-Rooms“, reale Rätselräume, in denen sich eine Gruppe von Spielern einsperren lässt. Dann geht es darum, im Team genügend Rätsel zu lösen, um innerhalb einer vorgegebenen Zeit wieder aus dem Raum zu finden. „Und diese Escape Rooms gibt es nun auch als Brettspiel.“Das Problem: „Wenn man das Spiel einmal gespielt hat, dann weiß man, wie das Rätsel geht. Damit kann man das Spiel nicht zwei Mal spielen“, erklärt Kling.
Doch noch ein weiterer Punkt schlägt zu Buche: „Oft muss man bei diesen Spielen das Inventar beschädigen, also beispielsweise Karten zerreißen, um das Rätsel zu lösen. Aber ein Spiel, das nach einem Mal kaputt gespielt ist, können wir natürlich nicht brauchen.“Schließlich soll die Spielemesse im kommenden Jahr ja wieder stattfinden können.