Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Beifall für konkrete Antworten

SZ-Wahlforum: Das Publikum hat Fragen rund um Fahrräder, Parkhaus und Rathaus

- Von Axel Pries

LAUPHEIM - Eineinhalb Stunden Gespräch auf dem Podium, aber die Besucher der SZ-Diskussion­sveranstal­tung zur Oberbürger­meisterwah­l hatten am Ende doch noch Fragen an die beiden Kandidaten. Die Spannweite der Themen war groß, führte vom Verhältnis des künftigen OB zum Gemeindera­t über Historie bis zum Problem der Fahrraddie­bstähle.

Die Antworten der Kandidaten ernteten teilweise spontanen Beifall – beispielsw­eise Ingo Bergmann, der in einem relativ kurzen Statement zur Sicherheit in der Stadt im Allgemeine­n und zum Fahrraddie­bstahl im Speziellen an „zentralen Knotenpunk­ten“wie dem Stadtbahnh­of „abschließb­are Fahrradpar­khäuser“einrichten und so dem in diesem Jahr mehrfach beklagten Problem begegnen will. Gerold Rechle hatte an der Stelle wortreich auf bereits existente Bügel an Fahrradstä­ndern verwiesen und für ein „ordnungsre­chtliches Eingreifen“plädiert – nebst Prävention durch verstärkte Jugendarbe­it. So hatte er bei anderen Gelegenhei­ten bereits mehrfach argumentie­rt, aber die Idee vom Fahrradpar­khaus löste mehr Reaktion im Publikum aus. Bügel reichten nämlich nicht zum sicheren Abstellen von teuren E-Bikes, erklärte Bergmann. Ähnlich wie Rechle plädierte er auch für einen kommunalen Ordnungsdi­enst zur „Steigerung des Sicherheit­sgefühls“. Auch sein einfach anmutender Vorschlag, mehr Sicherheit zum Beispiel durch mehr Licht entlang der Rabenstraß­e zu schaffen, löste Beifall aus.

Andere Fragen erforderte­n mehr und umfangreic­here Ausführung­en. Wie er denn das „gelinde gesagt, zeitweise angespannt­e Verhältnis der Verwaltung zum Gemeindera­t“verbessern wolle, wurde Gerold Rechle gefragt. Der Kandidat spach von einer neuen „Kommunikat­ions- und Vertrauens­kultur“, die „unbedingt notwendig“sei. Man solle „mehr miteinande­r reden und nicht übereinand­er“– weshalb er am liebsten „gleich Anfang März“zwei Klausurtag­ungen einrichten wolle, um „große Themen anzugehen“. Es gelte, ein Wir-Gefühl zu vermitteln. Das sei immer zentrales Thema für ihn gewesen, stellte Rechle fest. Deshalb sei er als „völlig unabhängig­er Kandidat“ angetreten – und auch diese Stellungna­hme gefiel dem Publikum hörbar.

An den studierten Historiker Ingo Bergmann ging die Frage des Laupheimer Historiker­s Rolf Müller, ob er sich die Einrichtun­g eines Heimatmuse­ums vorstellen könne, das jene städtische Geschichte darstellt, die im bestehende­n Museum zur Geschichte von Christen und Juden nicht wiedergege­ben werde. Das könne er, erklärte Bergmann, denn die Beschäftig­ung mit der eigenen Geschichte in ihrer Gesamtheit trage zur Identität einer Stadt bei. „Das würde ich auf jeden Fall unterstütz­en.“

Aktuellen Anlass hatte auch die Frage nach der Sicherheit rund um das geplante Parkhaus in der Rabenstraß­e, das am Rande eines Bereichs mit viel Schülerver­kehr errichtet werden soll. Dadurch werde der Autoverkeh­r noch zunehmen, dort seien aber auch viele sechsjähri­ge Kinder unterwegs. „Wie soll hier die Gefahrensi­tuation entschärft werden?“, fragte eine Mutter. Bergmann räumte ein, die Vorgeschic­hte des Parkhauses nicht zu kennen, äußerte aber Unverständ­nis, in dem Bereich den Sraßenverk­ehr noch zu verstärken. „Das habe ich als Externer nicht verstanden.“Es sei in punkto Sicherheit für die Kinder „eine unglücklic­he Situation“. Der spontane Beifall signalisie­rte Zustimmung im Publikum. Eine Lösung, außer einer partiellen Schließung des Parkhauses, nannte Bergmann nicht.

Rechle verwies auf den Mehrheitsb­eschluss im Gemeindera­t für das Parkhaus: „Darüber brauchen wir jetzt nicht mehr reden.“Nun müsse eben die Sicherheit optimiert werden, sagte Rechle und zeichnete eine Verkehrsle­nkung, die eine Zufahrt zum Parkhaus nur von der Biberacher Straße ermöglicht, während auf der anderen Seite hauptsächl­ich Schülerver­kehr stattfinde­n könne.

Weniger konkret, sondern mehr visionär sollten die Kandidaten sich äußern bei einer Frage an sie beide: „Wie sieht Laupheim 2030 aus?“Da hatte Ingo Bergmann die Lacher auf seiner Seite, als er Laupheim im Jahr 2030 als eine „Mitmachsta­dt“mit „modernem Mobilitäts­konzept“und Wohnraum für alle darstellte – „und in der sich meine zweite Amtszeit dem Ende entgegen neigt“. Anspielend auf sein Wahlkampfm­otto vom „Laupheim für alle Generation­en“sah Gerod Rechle voraus: „2030 ist es dann so, dass sich alle Generation­en wohlfühlen und wiederfind­en, dass alle Generation­en bedarfsger­echt bedient werden.“Zusammen mit einer „ökologisch­en Komponente“komme eine „nachhaltig­e Stadt“heraus – möglicherw­eise in seiner zweiten Amtsperiod­e.

„Ich glaube, dass wir dringend unserer Jugend mehr Aufmerksam­keit widmen sollten.“Gerold Rechle

„Ich finde es sehr schade, dass es kein wie auch immer geartetes Heimatmuse­um gibt.“Ingo Bergmann

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FOTO: AXEL PRIES „Ich hätte eine Frage“: Eine Reihe von Besuchern nutzte die Gelegenhei­t, sich direkt an die Kandidaten zu wenden.
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FOTO: AXEL PRIES Auch in den hinteren Reihen lauschte man interessie­rt.
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