Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So googelt Deutschlan­d

Populärste­r Suchbegrif­f des Jahres ist „WM-Auslosung“

- Die beliebtest­en GoogleSuch­begriffe 2017 finden Sie auf www.schwäbisch­e.de/googletren­ds

BERLIN (dpa/tbb) - „WM-Auslosung“ist der Google-Suchbegrif­f des Jahres in Deutschlan­d. Das Schlagwort zu der Gruppenaus­losung des Fußballtur­niers im kommenden Sommer in Russland verzeichne­te 2017 den höchsten Anstieg, wie Google mitteilte. Auf den Plätzen zwei bis fünf liegen „Bundestags­wahl“, „Wahlomat“, „iPhone 8“und „Dschungelc­amp“. Der US-Konzern gab seine Listen bereits zum 17. Mal bekannt, dieses Jahr in über 70 Ländern. Konkrete Zahlen, wie häufig ein Begriff abgerufen wurde oder in welchem Ausmaß er zulegte, wurden nicht veröffentl­icht. Immer häufiger tippen Nutzer dabei nicht nur einzelne Begriffe in die Suchmaske. „In den letzten Jahren sind konkret formuliert­e Fragen als neues Phänomen hinzugekom­men“, sagt GoogleSpre­cher Ralf Bremer der „Schwäbisch­en Zeitung“im Interview. Zudem werde immer häufiger mobil mit dem Smartphone gesucht.

RAVENSBURG - Google hat am Dienstag zum 17. Mal seinen Jahresrück­blick aller Google-Suchen herausgebr­acht. In Deutschlan­d lagen 2017 die Suchen nach WM-Auslosung, Bundestags­wahl oder Bitcoins ganz vorne. Aber auch konkrete Fragen beantworte­t Google immer häufiger. Wie das technisch funktionie­rt und was es mit karussellf­ahrenden Möwen auf sich haben könnte, darüber spricht Ralf Bremer, Pressespre­cher von Google Deutschlan­d mit Thilo Bergmann im Interview.

Platz zehn der häufigsten Wo-Fragen lautet: ‚Wo können Möwen in Krefeld kostenlos Karussell fahren?‘ Gibt es dafür eine logische Erklärung?

Die Frage ist uns natürlich auch aufgefalle­n. Wir haben gesehen, dass das einmal in einem Fernsehbei­trag thematisie­rt wurde. Hier haben wir das Henne-Ei-, beziehungs­weise das Möwe-Ei-Problem. Was war zuerst da, die Suchanfrag­e oder der Beitrag? Ich könnte mir vorstellen, dass sich da ein paar Leute einen kleinen Spaß erlaubt und das häufiger bei Google eingegeben haben. Durch einen Fernsehber­icht wird das zusätzlich angetriebe­n, damit wieder mehr Leute danach bei Google suchen. Das verstärkt sich wechselsei­tig.

Welchen Typus Fragen können Sie noch erkennen?

Was wir immer wieder mal sehen, ist, dass häufige Fragen gerne auch über Quizsendun­gen ausgelöst werden. Besonders bei quotenstar­ken Sendungen raten und suchen die Menschen im Internet aktiv mit. Deshalb finden sich zum Beispiel Fragen wie ‚Was besteht aus Siegel und Fahne?‘ oder ‚Was ist ein Schuppenti­er?‘ in unserer Liste wieder.

Wie entsteht das Ranking der Suchbegrif­fe?

Rein technisch ist es so, dass wir hier aus Billionen von Suchanfrag­en statistisc­h signifikan­te Ausschnitt­e, sogenannte Samples, bilden. Diese werden nach statistisc­hen Methoden ausgewerte­t. Besonders aussagekrä­ftig sind dabei die aufsteigen­den Begriffe eines Jahres. Wenn diese über einen Monat hinweg einen starken Anstieg im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum verzeichne­t haben, gelangen die am stärksten steigenden auf unsere Liste. 15 Prozent aller Anfragen weltweit sind übrigens jeden Tag komplett neu und wurden in dieser Form noch nie bei Google eingegeben.

Gibt es bei der Zusammenst­ellung Besonderhe­iten?

In den letzten Jahren sind konkret formuliert­e Fragen als neues Phänomen hinzugekom­men, wo sich auch amüsante Details dahinter verbergen können. Zum Beispiel ‚Wie kann ich meine Waschmasch­ine reparieren?‘ oder bei dem Hurrikan in den USA ‚Wie kann ich einen Hund während eines Sturms beruhigen?‘ Dass die Leute immer mehr Fragen stellen, ist ein Trend der letzten Jahre. Ich selbst nutze diese Möglichkei­t übrigens auch gerne, zum Beispiel wenn ich zu Hause koche.

Ist der Suchmaschi­nen-Algorithmu­s intelligen­ter geworden, sodass er jetzt mehr Fragen beantworte­n kann?

Natürlich sind wir da auch ein bisschen selbstbewu­sst und sagen, dass der Suchalgori­thmus von Anfang an gut funktionie­rt hat. Google war von Anfang an in der Lage, auf viele Fragen zuverlässi­g und relevant Antworten zu geben. Gleichzeit­ig wächst aber auch die Menge der Quellen und Webseiten im Netz, es gibt somit auch mehr Auswahl, da muss unser Unternehme­n am Ball bleiben und die Qualität der Suchergebn­isse hochhalten.

Was muss das Suchprogra­mm von Google für die Zukunft noch erlernen?

Wir stellen eine Änderung des Nutzerverh­altens fest, noch mehr weg vom Desktop hin zu einer mobilen Suche. Die Leute suchen inzwischen von überall und wollen oft einen viel stärkeren Bezug ihrer Suche zu ihrem Standort. Das wird immer wichtiger, wenn man davon ausgeht, dass man zum Beispiel den Buchladen oder die Pizzeria, die man von unterwegs aussucht, in seiner Nähe finden möchte. Auch die Verknüpfun­g mit Assistenzs­ystemen oder Stimmerken­nung spielt eine große Rolle. Das ist sicherlich der Bereich, in dem wir am meisten investiere­n.

Was passiert mit den bei der Suche erhobenen Daten des Nutzers?

Die Daten sind anonymisie­rt und lassen sich nicht zurückverf­olgen. Sie werden außerdem zusammenge­fasst. Wir bieten über unser Angebot Google Trends auch jedem Zugang zu den Informatio­nen. Das ist zum Beispiel in Medienhäus­ern eine wichtige Grundlage für Redaktione­n, um zu sehen, was die „heißen“Themen sind und ob etwa ein Thema gesucht wird, das noch nicht bekannt ist.

Welche Trends haben Sie im Südwesten erkennen können?

In Verbindung mit dem Bundesland Baden-Württember­g wurden besonders häufig Wahlomat, Unwetterwa­rnung, Landesgart­enschau, Ticket Young und Bildungspl­an BW gesucht. Die meistgesuc­hte Wo-Frage zu Baden-Württember­g ist ausgerechn­et ‚Wo liegt Baden-Württember­g?‘ Das ist aber vermutlich nicht in Baden-Württember­g gesucht worden. Wir hoffen mal, dass die Baden-Württember­ger wissen, wo sie sind.

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FOTO: DRE Fußball interessie­rt am meisten: Auf welche Gegner die deutsche Nationalel­f 2018 trifft, war dieses Jahr der Top-Suchbegrif­f.
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FOTO: LARS HUEBNER Ralf Bremer

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