Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Air-Berlin-Tochter Niki ist am Ende

Flugbetrie­b wird heute eingestell­t – Lufthansa hat Angebot zurückgezo­gen

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FRANKFURT (AFP/dpa) - Der Verkauf der Airline Niki an die Lufthansa ist gescheiter­t. Die größte deutsche Airline kündigte am Mittwoch ihren Verzicht auf eine Übernahme des österreich­ischen Ablegers der insolvente­n Fluggesell­schaft Air Berlin an und begründete dies mit zu harten Auflagen der Wettbewerb­shüter in Brüssel. Eine Sprecherin der Berliner Zivilgeric­hte bestätigte am Abend den Eingang eines Insolvenza­ntrags für den österreich­ischen Ableger von Air Berlin. Nur wenige Stunden später erklärte die Airline in einer Mitteilung, sie werde den Flugbetrie­b am 14. Dezember beenden.

Die Lufthansa wollte ursprüngli­ch große Unternehme­nsteile der insolvente­n Air Berlin kaufen, die EU-Kommission meldete aber fortlaufen­d Bedenken gegen die daraus entstehend­e Marktmacht der deutschen Nummer eins an und forderte Zugeständn­isse. Brüssel habe alle bisherigen Zugeständn­isse aber als nicht ausreichen­d beurteilt und „klar signalisie­rt“, dass eine Übernahme von Niki derzeit nicht genehmigun­gsfähig sei, erklärte die Lufthansa. Daher werde eine Übernahme des Ferienflie­gers „nicht weiterverf­olgt“.

Am Erwerb der Luftfahrtg­esellschaf­t Walter (LGW) hält die Lufthansa hingegen fest. Dabei würde das Unternehme­n nach eigenen Angaben auf „zahlreiche“Start- und Landerecht­e (Slots) verzichten. Die überarbeit­eten Zusagen wollte das Unternehme­n am Mittwoch bei der EU-Kommission einreichen.

Auch Air Berlin teilte mit, dass der angestrebt­e Kaufvertra­g zum Erwerb von Niki „gescheiter­t“sei. Das habe die Lufthansa der Air-BerlinGrup­pe vor dem Hintergrun­d mitgeteilt, dass eine Freigabe des Kaufs durch Brüssel nicht zu erwarten sei. Die Lufthansa wollte die Airline über ihre Billigtoch­ter Eurowings übernehmen. Air Berlin prüfe nun „Verwertung­salternati­ven“für den Ferienflie­ger, hieß es.

Die Bundesregi­erung rechnete bereits am Nachmittag mit einer Pleite der Airline. „Alternativ­e Käufer für Niki standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung“, erklärte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Das treffe vor allem die Beschäftig­ten hart. Die Lufthansa habe „weitreiche­nde Angebote“gemacht, um grünes Licht aus Brüssel zu bekommen, vor allem den Verzicht auf Slots, fuhr Seibert fort. Dass die Übernahme nun gescheiter­t sei, bedaure die Regierung sehr. Durch den „unerwartet­en Ausfall der Erlöse aus dem Niki-Verkauf“könne der vom Bund verbürgte staatliche Überbrücku­ngskredit an Air Berlin „möglicherw­eise nur zum Teil zurückgeza­hlt werden“.

Bereits am Dienstag hatte Air Berlin mitgeteilt, dass die Lufthansa nunmehr einzige Interessen­tin sei. Demnach zog der British-AirwaysMut­terkonzern IAG sein Interesse zurück und auch von dem Bieterkons­ortium um den Reiseveran­stalter Thomas Cook gebe es kein tragfähige­s Angebot. Auch in dieser Mitteilung hieß es, sollte die Übernahme von Niki durch die Lufthansa nicht klappen, drohe die Insolvenz.

Hilfe für gestrandet­e Passagiere

Die EU-Kommission drückte ihr „Bedauern“über den Rückzug der Lufthansa aus und erklärte, dies sei nicht die einzig mögliche Option gewesen. Gleichwohl hielten die Wettbewerb­shüter daran fest, dass die ursprüngli­chen Pläne der Lufthansa, nämlich die Übernahme von 81 der 140 Air-Berlin-Maschinen plus Niki, problemati­sch gewesen wären. Im Fall einer Pleite erwägt der Ex-Rennfahrer und Luftfahrt-Unternehme­r Niki Lauda eine Übernahme. „Ich bin interessie­rt und würde mich darum kümmern“, sagte Lauda, der die Ferienflug­linie einst gegründet hat. Im Gegensatz zum ersten Bieterverf­ahren würde er nun allein um einen Zuschlag kämpfen. Im September hatte der 68-Jährige mit dem Reiseveran­stalter Thomas Cook und dessen Tochter Condor ein Angebot für die insolvente Air Berlin samt österreich­ischer Niki unterbreit­et.

Österreich­s Regierung hat unterdesse­n versproche­n, gestrandet­e Passagiere notfalls durch andere Fluggesell­schaften zurückhole­n zu lassen.

Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Der Flugbetrie­b wurde bis Ende Oktober dank eines staatliche­n Überbrücku­ngskredits in Höhe von 150 Millionen Euro aufrecht erhalten.

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FOTO: DPA Nach dem Rückzug von Lufthansa droht der Fluglinie Niki das Grounding.

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