Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wenn der Körper streikt

„Lieber Leben“: Französisc­he Komödie über Rollstuhlf­ahrer in der Reha

- Von Sabine Glaubitz Lieber Leben. Regie: Fabien Marsaud und Mehdi Idir. Mit Pablo Pauly, Nailia Harzoune, Soufiane Guerrab. Frankreich 2017. 112 Minuten. FSK ab 6.

Nach einem Unfall gelähmt: „Lieber Leben“erzählt vom Alltag junger Menschen in einer Rehaklinik. Ein Film mit Einfühlung­svermögen, Tabubrüche­n und Humor.

Ben (Pablo Pauly) ist jung, sportlich und voller Träume. Doch ein Unfall im Schwimmbad macht einen Strich durch seine Zukunftspl­äne: Er ist fortan vom Hals abwärts gelähmt. In einer Rehaklinik muss er vieles wieder neu lernen, denn zu allem braucht er Hilfe, gleich ob es dabei ums Essen, Pinkeln oder Telefonier­en geht.

Der Film wurde von Fabien Marsaud mitgedreht, Frankreich­s Poetry-Slam-Star, der selbst einmal nach einem Unfall gelähmt war. Er habe mit dem Film keine Art Therapie machen wollen, wie Marsaud, der unter dem Künstlerna­men „Grand Corps Malade“bekannt ist, sagt. Man wisse kaum etwas über körperbehi­nderte Menschen. Deshalb wollte er deren Welt zeigen. Eine Welt, die Angst mache, aber auch eine Welt, in der man nicht nur weine.

Und so hat der Slammer den Film mit einer Dosis Galgenhumo­r aufgemisch­t. Sätze wie: „Dein Körper ist kaputt, kümmere dich wenigstens um deine Frisur“geben die Richtung vor. Allerdings beschönigt „Lieber Leben“nichts: die Schmerzen, wenn Ben aus dem Bett gehoben wird zum Waschen, die Unfähigkei­t, den Telefonhör­er in der Hand zu halten oder allein zu essen. Bei allem ist er auf Hilfe angewiesen, etwa durch die ungeschick­te Schwester Christiane oder den stets gut gelaunten Pfleger Jean-Marie.

Ben lernt in der Klinik auch neue Freunde kennen wie Farid, der sich mit seiner Behinderun­g abgefunden hat, oder die hübsche Samia, in die sich Ben auf Anhieb verliebt. Der Film schwankt so stets zwischen Hoffnung und Verzweiflu­ng, zwischen Lachen und Weinen.

„Lieber Leben“basiert auf dem stark autobiogra­fischen Roman von Marsaud, der sich nach seinem Unfall im Jahr 1997 den Künstlerna­men „Grand Corps Malade“, übersetzt „großer kranker Körper“, gegeben hat. Marsaud hat die schwarzhum­orige Komödie zusammen mit dem ehemaligen Hip-HopTänzer und Musikvideo­regisseur Mehdi Idir gedreht. Und beide haben die Geschichte in ein einfühlsam­es und emotionale­s Filmdebüt verwandelt. (dpa)

 ?? FOTO: NEUE VISIONEN FILMVERLEI­H ?? Steeve (Franck Falise), Farid (Soufiane Guerrab), Ben (Pablo Pauly) und Toussaint (Moussa Mansaly, von links) rollen sich – Witze reißend – durchs Reha-Leben.
FOTO: NEUE VISIONEN FILMVERLEI­H Steeve (Franck Falise), Farid (Soufiane Guerrab), Ben (Pablo Pauly) und Toussaint (Moussa Mansaly, von links) rollen sich – Witze reißend – durchs Reha-Leben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany