Schwäbische Zeitung (Laupheim)
So gut wie Hannes Löhr
Robert Lewandowski schießt den FC Bayern beim mühsamen 1:0 (0:0) gegen Köln zum Sieg – Insgesamt 166. Bundesligatreffer des Polen
MÜNCHEN - Es waren noch keine 40 Minuten gespielt in der Münchner Arena, als vom Oberrang der Nordkurve erst etwas zaghafte, dann zunehmend klarer zu vernehmende Gesänge erklangen. „Wer wird Deutscher Meister?“, stimmten die Singenden also an – und ergänzten sogleich: „Wenn man die Tabelle dreht.“
Im Oberrang der Nordkurve der Allianz Arena stehen bei Heimspielen des FC Bayern München die Gästefans. Gestern also die des Tabellenletzten 1. FC Köln, die, obwohl sie sich punktemäßig langsam zu schlechteren Tabellenletzten der Bundesligageschichte entwickeln, ihren Humor nicht verloren haben. 0:0 stand es, als die Kölner dies sangen. 0:0 stand es kurze Zeit später, als aus dem restlichen Stadion vereinzelte, aber ebenso klar zu vernehmende Pfiffe zu hören waren. Einige Anhänger des FC Bayern München waren ganz offensichtlich nicht sehr angetan von dieser Geduldsprobe, die ihnen ihre Mannschaft da auferlegte.
Tatsächlich war dieses auch am Ende nicht klare, aber verdiente 1:0 (0:0) des Tabellenführers über den Letzten zeitweise eine Bundesligapartie von geradezu ausgesuchter Ödnis. Was für die Kölner ein Kompliment ist. Die Bayern dominierten, sie suchten geduldig Lücken in der Kölner Abwehr und fanden diese auch zunehmend, doch ihren Chancen mangelte sehr oft die Präzision.
„Wir nehmen so ein 1:0 einfach mal mit. Nach dem Führungstor hat man schon gemerkt, dass die Mannschaft weiß, dass noch zwei Spiele anstehen. Dann haben wir den Ball laufen lassen und das Ergebnis so genommen, wie es war“, erklärte Thomas Müller, der das Siegtor vorbereitete. Und Kölns Torwart Timo Horn sagte im Anschluss bei Sky: „Wir sind arg gebeutelt von Verletzungen, stehen nach dem 16. Spieltag mit drei Punkten da. Sich da in München so reinzuhauen, ist aller Ehren wert. Leider hat wie so oft ein bisschen das Matchglück gefehlt.“
Mangels Alternativen hatte beim FC Bayern zuvor Lukas Klünter, ein 21-jähriger gelernter Außenverteidiger, in vorderster Front angreifen müssen. Oft am Ball war er nicht – auch weil sich Tim Handwerker und Pawl Olkowsky, die anderen auf dem Platz stehenden Außenverteidiger, meist zu den drei Kölner Innenverteidigern gesellten und so eine Fünferkette in der Defensive bildeten. Davor hatte Trainer Stefan Ruthenbeck, der Kölner Interims- oder vielleicht auch Bis-zum-Abstieg-Trainer mit Vergangenheit beim VfR Aalen, einen weiteren Riegel aus vier Spielern postiert. Der bemitleidenswerte Klünter hing somit meist in der Luft respektiive vor dem Mittelkreis fest – und als er zu Beginn der zweiten Halbzeit sehenswert von Milos Jojic im Strafraum freigespielt wurde, hatte er Probleme mit der Annahme und vertändelte den Ball (53.).
Da hatte übrigens längst die Schickeria, die in der Südkurve stehende Ultragruppe des FC Bayern München, die Stimmhoheit über das Stadion übernommen. So wurde der auch zu Beginn der zweiten Halbzeit noch etwas umständliche, aber zunehmend offensivere Kick des Tabellenführers fortan also bejubelt.
Und nach fast einer Stunde traf Robert Lewandowski ja trotzdem noch – und nach was für einer wunderbaren Kombination! Boatengs unwiderstehlicher Heber aus dem Mittelfeld erreichte Thomas Müllers Hinterkopf, der den Ball in die Mitte spielte, von wo ihn Lewandowski ins Tor mehr sprintete als schoss. Der 15. Saisiontreffer Lewandowskis war sein 166. in der Bundesliga insgesamt. Damit hat Lewandowski Hannes Löhr eingeholt und steht zusammen mit der Kölner Vereinslegende der 1970er Jahre auf Platz zehn der ewigen Torschützenliste der Bundesliga. Löhr brauchte einst übrigens 381 Spiele für seine 166 Treffer, Lewandowski gerade mal 243. Noch ein Meilenstein für Lewandowski: Laut Zählung der UEFA war es das insgesamt 52. Tor im laufenden Kalenderjahr für Bayern und die polnische Nationalmannschaft des Stürmers – im 52. Spiel. Für Spieler wie Lewandowski wurde einst der Begriff des Torjägers erfunden. Und so skandierte nach dem Schlusspffif ein Großtei der Münchner Fans „Super Bayern! Super Bayern! Hey! Hey!“