Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bildung soll aus der Armut helfen

Ochsenhaus­er Verein engagiert sich seit mehr als 35 Jahren für Menschen in Burkina Faso

- Von Daniel Häfele

OCHSENHAUS­EN - „Wenn viele kleine Leute in vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, kann dies die Welt verändern“– diesem afrikanisc­hen Sprichwort hat sich der Ochsenhaus­er Fördervere­in „Piéla-Bilanga“verschrieb­en. Seit mehr als 35 Jahren leisten die rund 275 Mitglieder Entwicklun­gsarbeit in Burkina Faso. Die SZ-Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude“unterstütz­t den Verein, der mit den Spenden unter anderem den Bau weiterer Schulen ermögliche­n möchte.

„Bildung ist der Schlüssel für ein besseres Leben“, sagt der Vorsitzend­e Erwin Wiest. „Wer die Sprache nicht beherrscht, kann nicht lesen und nichts verstehen. Ohne Bildung ist man abgeschnit­ten.“Er selbst ist von Beginn an mit dabei, reist mit weiteren Mitglieder­n regelmäßig in den westafrika­nischen Staat mit etwa 18 Millionen Einwohnern: „Unsere Zusammenar­beit mit den Menschen ist partnersch­aftliches, nachhaltig und direkt. Durch unsere Besuche und Gespräche mit unseren afrikanisc­hen Freunden machen wir uns ein Bild davon, was geleistet wurde und was noch zu tun ist.“

Vor Kurzem war er erneut in dem Gebiet, in welchem der Verein Projekte in der Bildung wie Grundschul­en, Sekundarsc­hulen und Lycées initiierte. In der Region gibt es keine Bodenschät­ze, die Landwirtsc­haft ist wenig produktiv und das Pro-KopfEinkom­men minimal, wie Wiest schildert. „Mit einer Analphabet­enquote von 70 bis 80 Prozent gehört Burkina Faso zu den ärmsten Ländern der Welt.“Jetzt könnte sich die Situation sogar noch verschlimm­ern, wegen zu geringer Regenmenge­n droht eine Hungersnot. 10 000 Euro stellten die Mitglieder während ihrer Reise als Sofortmaßn­ahme zur Verfügung, damit die Betroffene­n überhaupt noch eine Möglichkei­t haben, sich die überteuert­en Lebensmitt­el kaufen zu können.

Ländlich strukturie­rte Region

Der Ochsenhaus­er Verein ist in zwei Regionen aktiv: in Piéla und in Bilanga. „Dort sind die Menschen noch mal ein Stück ärmer“, so Wiest. „Beides sind ländlich strukturie­rte Regionen, ähnlich wie der Landkreis Biberach.“Dort konnten bislang 25 Primarschu­len der Stufen eins bis sechs mit jeweils drei Klassenzim­mern gebaut werden. Dazu gehört unter anderem auch die Ausstattun­g mit Schulküche, Lehrerwohn­ungen, Latrinen, Schulgarte­n und einem Brunnen für sauberes Wasser. „Wir wollen die Schulen nach einem guten Standard bauen“, erläutert Wiest das Konzept. Hauptsächl­ich würden die Schulen in den Dörfern entstehen, damit Kinder keinen allzu weiten Weg haben. Insgesamt 7500 Schüler besuchen die Primarschu­len im Moment.

Weitere Einrichtun­gen im Bau

Zudem engagiert sich der Verein für eine bessere Wasservers­orgung der Stadt Piéla und beim Bau eines Lycées. Bei Letzterem handelt es sich um eine Sekundarsc­hule der Klassen elf bis 13 mit dem Abschluss „BACAbitur“. Rund 900 Schüler besuchen die Einrichtun­g. Auch eine Haushaltss­chule für 120 Mädchen unterstütz­t der Fördervere­in. Momentan befindet sich eine weitere Sekundarsc­hule für etwa 300 Kinder genauso im Bau wie eine weitere Primarschu­le. Mit den Spenden aus der SZWeihnach­tsaktion soll darüber hinaus die Mädchensch­ule erweitert und mehrere, kleinere Projekte unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilf­e“finanziert werden. Sollten genügend Spenden zusammenko­mmen, gibt es weitere Wünsche: Sanierunge­n und Erweiterun­gen von Schulen, der Anschluss des Lycées an das öffentlich­e Stromnetz sowie eine Krankensta­tion in Bilanga.

Seit 1982 hat der Verein Projekte in Höhe von 3,5 Millionen Euro umgesetzt. Rund die Hälfte der Summe

„Mit einer Analphabet­enquote von 70 bis 80 Prozent gehört Burkina Faso zu den ärmsten Ländern der Welt.“

Erwin Wiest

stammt aus Eigenmitte­ln. Beim Weihnachts­markt in Ochsenhaus­en verkaufen die Mitglieder beispielsw­eise Batikkarte­n. Zudem erhält der Verein durch Spenden von Zahngold über Zahnarztpr­axen und die jährliche Mango-Aktion Geld. Die andere Hälfte der Summe kommt durch die Zusammenar­beit mit dem Bundesmini­sterium für Zusammenar­beit und Entwicklun­g zustande: „Wir erhalten öffentlich­e Mittel und vervielfac­hen damit jeden Spenden-Euro.“

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FOTO: ERWIN WIEST Der Ochsenhaus­er Verein „Piéla-Bilanga“hat mehrere Schulen in den Dörfern gebaut, damit Kinder nicht eine Bildung erhalten, sondern auch einen möglichst kurzen Schulweg haben.
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FOTO: ERWIN WIEST Trotz großer Armut haben die Kinder in den Dörfern ihre Fröhlichke­it nicht verloren.

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