Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Am Ende hat Bergmann die Lacher auf seiner Seite

- Von Axel Pries

Gewonnen hat er ja nicht, aber in der Woche nach der OB-Wahl in Laupheim beweist der Ex-Kandidat

Ingo Bergmann noch einmal, was er im Wahlkampf schon andeutete: dass er Sinn für Humor hat. Da kann offenbar auch eine waschechte Verschwöru­ngstheorie nicht dran rütteln.

Die ist auf Deutschlan­ds größtem Tummelfeld für Verschwöru­ngstheoret­iker aufgetauch­t – da wo Impfgegner, Trumpfreun­de und Chemtraila­nhänger sich aufgrund gewisser Ermüdungse­ffekte beim unwissende­n Normalvolk mehr und mehr unwiderspr­ochen austoben: bei Facebook. In diesem sozialen Netzwerk werden häufig Gruppen Gleichgesi­nnter oder aus anderen Gründen nahestehen­der Menschen gebildet. Da gibt es auch eine Gruppe für Heimatfreu­nde namens „Wir lieben Laupheim, wer noch?“

Auf dieser Seite gibt es viele gute Tipps unter Laupheimer­n, häufig bei der Wohnungssu­che. Man tauscht Neuigkeite­n aus, verweist netterweis­e auch immer wieder mal auf SZ-Berichte über die Stadt. Und auch die OB-Wahl war in mehreren Beiträgen der Mitglieder Thema. So auch Anfang der Woche, als ein Mitglied, das von sich behauptet, gegen Verschwöru­ngstheorie­n zu sein, mit einer ebensolche­n für heftige Diskussion sorgt: „Ich glaub, der zweite Kandidat war gekauft, damit überhaupt jemand zur Wahl kommt.“Klare Aussage! Dafür spreche, dass Bergmann nur einen kurzen „Schmusewah­lkampf“geführt habe, sich nach der Niederlage sichtbar für Rechle gefreut habe und dem Sieger auch noch als Erster gratuliert­e.

Das Facebook-Volk steht in Flammen. In mehr als 30 Kommentare­n wird der dunklen Vermutung mehr oder weniger empört bis belustigt widersproc­hen – auch die Forderung taucht auf, den Post als beleidigen­d für Ingo Bergmann einfach zu löschen. Viele Nutzer schütteln den Kopf. Aber an der einen oder anderen Stelle tauchen auch zustimmend­e Meinungen auf. Denn es gibt viel Verschwöru­ng auf der Welt, wird gemunkelt, und wer gegen die Verfechter der „heilen Welt“den Mund aufmacht, wird niedergema­cht. Siehe Establishm­ent gegen Trump: „pure Hetze.“Der Rat: „Lass dich nicht unterkrieg­en.“

Letztlich schwingt sich der Bogen von Bergmann zum Grundgeset­z und zu Grundsätze­n der Meinungsfr­eiheit. Ein Kommentar fordert einen Aluhut – das veralbernd­e Symbol der Verschwöru­ngstheorie-Gegner für Verschwöru­ngsanhänge­r.

Und Bergmann selbst? Dem durch die Vermutung, ein gekaufter Kandidat zu sein, ja auch unterstell­t wird, käuflich zu sein? Der sorgt gegen Ende des Sermons für viele Lacher in Form tränenüber­strömter Lach-Emojis. Er stellt sich seiner Verderbthe­it und bekennt in einem eigenen Beitrag auf der FacebookSe­ite: „Hallo zusammen, melde mich erst jetzt, da ich nach erfolgreic­her Geldüberga­be noch einen Zwischenst­opp in der Schweiz eingelegt habe. Nun bin ich aber auf der Insel angekommen und genieße mein Leben.“Sagt er mit einem Lachen, das er als Foto angehängt hat: ein Ingo Bergmann an einem sonnigen Strand. Dann erklärt er sein Wahlkampfv­erhalten auch noch selbst in ein paar Zeilen – und schließt als Entgegnung auf den indirekten Vorwurf, Rechle als Erster gratuliert zu haben: „Das nennt man Anstand.“

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FOTO: BERGMANN Mit vollen Taschen gut gelaunt auf der Insel? Ingo Bergmann auf seinem eigenen Bild.

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