Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ulmer Namen für zwölf Trambahnen
Die Wagen der neuen Straßenbahnlinie 2 werden nach Persönlichkeiten mit Ulm-Bezug benannt
ULM (mase/sz) - Zehn Straßenbahnen fahren derzeit durch Ulm, sie tragen Namen von Persönlichkeiten, die mit der Stadt verbunden waren. Außen auf den Wagen sind der Name und ein Porträt des Tram-Paten angebracht, innen beschreibt eine kurze Aufschrift, um wen es sich handelt.
Auch die zwölf neuen Trambahnen für die Linie 2 sollen an mit Ulm verbundene Menschen erinnern. Der Ulmer Hauptausschuss hat einem entsprechenden Vorschlag von Professor Michael Wettengel, dem Leiter des Stadtarchivs, zugestimmt. Das sind die Paten: Inge Aicher-Scholl (1917-1998):
Gründerin der Volkshochschule Ulm, Leiterin der Vh bis 1974, Gründerin der Geschwister-Scholl-Stiftung, Bewahrerin der Erinnerung an die Weiße Rose, Ulmer Ehrenbürgerin, Schwester von Hans und Sophie Scholl.
Lina Einstein (1875-1942 oder später), Cousine von Albert Einstein: Obwohl sich dieser für sie und weitere Ulmer Angehörige um eine Ausreisegenehmigung bemühte, gelang es ihr nicht zu fliehen. Sie wurde am 26. September 1942 in das NSVernichtungslager Treblinka deportiert. Anna Essinger (1879-1960): Die Ulmer Reformpädagogin rettete während der NS-Zeit viele tausend Kinder vor dem Tod. Rechtzeitig 1933 nach England ausgewandert, organisierte sie die Emigration jüdischer Kinder aus Deutschland. Felix Fabri (1440-1502): Erster Chronist von Ulm und einer der bedeutendsten Reiseschriftsteller seiner Zeit. Lesemeister, Generalprediger und Subprior der Dominikaner. Barbara Kluntz (1661-1730): Komponistin und Musikpädagogin. Sie trat den Ulmer Sammlungsfrauen bei und wurde als Klaviervirtuosin, Orgelspielerin und Dichterin bekannt. Kluntz besaß ein Clavichord, viele Musikalien und Bücher und unterrichtete Frauen und Mäd-chen im „Clavierschlagen“. Hildegard Knef (1925-2002): Der erste Star des deutschen Nachkriegskinos wurde in Ulm geboren. Knef begann auch eine internationale Karriere. Später trat sie als ChansonSängerin auf. Conrad Dietrich Magirus (18241895): Feuerwehrpionier, Erfinder der „Ulmer Leiter“, Gründer der Freiwilligen Feuerwehr Ulm und der Firma Magirus.
Alfred Moos (1913-1975): Als Sohn jüdischer Eltern floh Moos aus NS-Deutschland. 1953 kehrte er als einer von wenigen Juden mit seiner Familie nach Ulm zurück. Moos engagierte sich vielfältig im politischen und kulturellen Leben der Stadt: er war aktiv für die SPD, die Ostermarschund die Friedensbewegung. Heinrich Parler der Ältere (um 1300 - vor 1387): Der erste Werkmeister des Ulmer Münsters und möglicherweise bereits der früheren Pfarrkirche „ennet felds“. Nach ihm haben Michael Parler und ein weiterer Heinrich Parler den Münsterbau geleitet.
Mathilde Planck (1861-1955): Schriftstellerin, Politikerin, Pazifistin und Kämpferin für Frauenrechte. Planck war Gründerin und Vorsitzende des Verbandes württembergischer Frauenvereine, Mitbegründerin und Vorstandsmitglied der Bausparkasse „Gemeinschaft der Freunde Wüstenrot“sowie Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung und des württembergischen Landtags 1919 bis 1928. Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791): Der Journalist, Dichter, Schriftsteller und Freigeist fand in 1775 Ulm Zuflucht. Hier gab er die gesellschaftskritische Zeitschrift Deutsche Chronik weiter heraus, die erste politische Zeitschrift, die in der Stadt erschien. Kurt Schumacher (1895-1952):
Einer der Gründerväter der Bundesrepublik Deutschland. Als politischer Redakteur der Schwäbischen Tagwacht, Vorsitzender der Stuttgarter SPD sowie Abgeordneter des Stuttgarter Landtags und des Reichstags lag seine politische Heimat in Württemberg. Schumacher gehörte zu den entschiedensten Gegnern der Nationalsozialisten. Nach 1933 wurde er in Konzentrationslagern gefangen gehalten, darunter im KZ Oberer Kuhberg.