Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ermittler beschlagnahmen so viel Kokain wie noch nie
Knapp sieben Tonnen der Droge sichergestellt – und längst nicht jeder Schmuggel wird entdeckt
HAMBURG (AFP/dpa) - Zoll und Polizei in Deutschland haben in diesem Jahr die Rekordmenge von knapp sieben Tonnen Kokain aus dem Verkehr gezogen – mehr als dreimal so viel wie 2016. Einen entsprechenden Bericht des Norddeutschen Rundfunks bestätigte am Mittwoch eine Sprecherin des Bundeskriminalamts (BKA) in Wiesbaden. Das Zollfahndungsamt Hamburg sprach angesichts der Rekordzahlen von einer wahren „Kokain-Schwemme“.
Als Grund für den Anstieg sehen die Behörden laut NDR den hohen „Zufuhrdruck“aus Südamerika. Eine erhöhte Produktion auf dem Subkontinent habe zu einer deutlichen Zunahme der Kokain-Exporte nach Westeuropa und Deutschland geführt. Laut einer internen Auswertung des BKA, die dem NDR vorliegt, verdoppelten sich seit 2012 auch die weltweit abgefangenen größeren Kokain-Mengen: Die Ermittler rechnen demnach damit, dass 2017 dabei das bisherige Rekordjahr 2016 mit 582 Tonnen abgefangenem Kokain übertreffen wird.
Südamerikanische Kokain-Produzenten und internationale Schmugglernetzwerke überschwemmen den europäischen Markt, wie Christian Hoppe vom BKA dem Sender sagte. „Offensichtlich verfahren die Täter nach dem Motto: Angebot schafft Nachfrage.“
Der Leiter des Zollfahndungsamts Hamburg, René Matschke, sagte, die Preise für Kokain seien in den vergangenen Jahren stark gesunken. Die Droge sei inzwischen schon für 50 oder 60 Euro pro Gramm zu haben. Kokain sei im Augenblick „keine Schickimicki-Droge mehr“. Trotz der Ermittlungserfolge würden nur einige Prozent des geschmuggelten Kokains in Deutschland entdeckt. „Die Mengen sind fast unerschöpflich in Südamerika. Zu sagen, wir trocknen den europäischen Markt mit unserer Arbeit aus, das wäre vermessen.“
Schmuggel per Seecontainer
Schmugglernetzwerke lassen das Kokain vor allem auf Schiffen transportieren, wie der Sender weiter berichtete. Dabei spielten Seecontainer als Versteck nach Angaben von Zoll und BKA weiterhin die wichtigste Rolle. Als Haupteinfallstore für den Drogenschmuggel nach Deutschland gelten demnach neben Rotterdam und Antwerpen die deutschen Hafenstädte Hamburg und Bremerhaven. In Hamburg wurden 2016 rund neun Millionen Standardcontainer umgeschlagen.