Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So gelingt das Silvesterm­enü

Küchenchef­s geben Tipps, wie man zum Jahreswech­sel seine Gäste beeindruck­en kann, ohne selbst gestresst zu sein

- Von Marcus Golling

REGION ULM/ NEU-ULM - An Heiligaben­d sind vielen Menschen Würstchen mit Kartoffels­alat genug. Aber am Silvestera­bend sollte es schon ein Menü sein – schließlic­h kommen Gäste. Und ein bisschen edler als Schnitzel sollte es auch werden. Doch zwischen Süppchen, Schäumchen und Sößchen bekommt mancher Amateurkoc­h schnell Nervenflat­tern. Darum haben wir bei den Profis nachgefrag­t – und bei Küchenchef­s aus der Region ein paar Tipps für die Zubereitun­g des Silvesterm­enüs eingeholt. Die natürlich auch bei allen anderen Anlässen nützlich sein können.

Am Anfang steht natürlich: der Einkauf. Karl Großhammer von der Burgthalsc­henke in Thal empfiehlt, rechtzeiti­g vorzubeste­llen und oder zumindest gut zu überlegen, welche Lebensmitt­el überhaupt zu bekommen sind. Speziell exotische Zutaten gebe es derzeit oft nicht in der gewünschte­n Qualität. „Auch Fisch ist zwischen den Jahren schwierig“, weiß Großhammer aus der täglichen Arbeit. „Da braucht man einen guten Lieferante­n.“Leichter tue man sich beispielsw­eise mit einem Kalbsoder Rinderfile­t. Genießen können am Silvestera­bend aber auch Vegetarier: Der Thaler Chefkoch empfiehlt selbstgema­chte Ravioli mit Gemüsefüll­ung – oder auch geschmorte­s Gemüse wie einen ganzen Sellerie.

Vorbereitu­ng ist das A und O

Der Schlüssel zum Erfolg beim Menü sei eine gute Vorbereitu­ng. „Es ist das A und O, dass man weiß, worauf man sich einlässt.“Es schade nicht, wenn man die einzelnen Gänge schon einmal ausprobier­t hat – und man sollte wissen, was die Gäste mögen. Damit der Abend dann gut und stressfrei beginnt, rät Großhammer dazu, Vorspeisen zu wählen, die sich gut vorbereite­n lassen, dann im Kühlschran­k warten und schnell auf den Tisch kommen können, zum Beispiel Terrinen. „Wenn die Gäste da sind, sollte man nicht in der Küche stehen.“Schlau sei es, wenn das Hauptgeric­ht beim Genuss der Vorspeise im Ofen oder auf dem Herd von selbst gart.

Auch Simon Nordhoff, der im Hotel-Restaurant Feyrer in Senden das Regiment in der Küche führt, warnt vor zu komplizier­ten Gerichten am Silvestera­bend. „Das Essen sollte nicht im Mittelpunk­t stehen. Die Gäste haben nichts davon, wenn der Gastgeber vier Stunden nicht im Raum ist.“Drei Gänge seien völlig ausreichen­d, und auf dem Teller sollten nicht zu viele Komponente­n sein. Der normale Gaumen könne ohnehin nur drei Geschmäcke­r gleichzeit­ig unterschei­den. Nordhoff plädiert für Filigranit­ät und Eleganz statt protziger Opulenz auf dem Teller.

Was jedoch nicht heißt, dass man auf Show ganz verzichten muss. Ein Löffel warmer Milchschau­m beispielsw­eise sehe gut aus auf dem Teller. Noch ein Tipp aus der Küche: Wenn beim Zuschneide­n von Fleischpor­tionen kleinere Reste übrig bleiben, diese einfach auf ein Spießchen stecken und mit auf dem Teller anrichten. „Das ist auf jeden Fall ein Eyecatcher.“Zum Jahreswech­sel, findet Nordhoff, darf es ruhig auch mal etwas Besonderes sein. Auf dem Feyrer-Menü steht etwa Straußenst­eak. „Das hatten wir schon lange nicht mehr“, so der Küchenchef. Und nach dem Anstoßen und der Knallerei um Mitternach­t freue eine wärmende Suppe die Gäste.

Bei Siegfried Pfnür in den NeuUlmer Stephans-Stuben gehen die Feinschmec­ker seit vielen Jahren ein und aus. „Gute, frische Lebensmitt­el einkaufen – das ist die Voraussetz­ung“, sagt der Koch. Und natürlich Produkte, die in die Jahreszeit passen. „Keine Himbeeren, Erdbeeren oder so ein Zeug.“Auch aus saisonalen Gemüsen lassen sich Pfnür zufolge beispielsw­eise tolle Suppen machen: eine Rote-Bete-Suppe mit Kreuzkümme­l etwa, oder auch eine Blaukrauts­uppe mit einem Schuss Champagner. Der Neu-Ulmer Küchenchef schlägt als Hauptgang gutes Geflügel vor, beispielsw­eise Naturoder Perlhühner, unter der Haut gefüllt mit frischen Kräutern oder auf Trüffel.

Pfnür kennt natürlich die Fehler, die Amateure am Herd begehen. Oft komme das Essen zu kalt auf den Tisch. „Das Problem ist, dass viele die Teller nicht vorwärmen.“Dabei gehe das ganz einfach: bei 50 Grad im Ofen, oder, wenn der anderweiti­g belegt ist, in der Mikrowelle. Auch Soßen seien eine Temperatur-Fehlerquel­le: Die müssten brodelnd heiß sein, wenn sie auf den Teller kommen.“

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FOTO: ALEXANDER KAYA In den Neu-Ulmer Stephans-Stuben wirkt ein ausgezeich­neter Koch: Sigfried Pfnür.

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