Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Karriere einer Raubkatze

Das Puma-Logo wird 50 Jahre alt – der Mann, der es entworfen hat, erinnert sich

- Von Klaus Tscharnke

NÜRNBERG (dpa) - Seine Karikature­n erschienen in vielen Zeitungen der Welt – seine eigentlich­e Bekannthei­t verdankt Lutz Backes (79) aber vor allem einer Zeichnung: dem Puma-Logo. Bis heute verbinden Millionen von Menschen mit der von ihm entworfene­n Raubkatzen-Silhouette Sportschuh­e und Trikots des Herzogenau­racher Sportartik­elherstell­ers und Adidas-Konkurrent­en. An diesem Mittwoch wird das von dem Nürnberger Grafiker entworfene Raubkatzen­logo 50 Jahre alt. Es markiert zugleich die Anfänge des modernen Firmenlogo­s in Deutschlan­d.

Dabei war das Schreiben, mit der die Firma Puma am 10. Januar 1968 die Puma-Silhouette zum offizielle­n Firmenlogo erklärte, ausgesproc­hen unprätenti­ös: „Sehr geehrter Herr Backes, vielen Dank für Ihre PumaEntwür­fe. Wir haben zwar nur Ihren ersten Entwurf verwendet, was uns aber nicht hindert, herzlichst über einige Ihrer anderen Zeichnunge­n zu lachen“, schrieb Armin Dassler, der älteste Sohn des damaligen PumaSenior­chefs Rudolf Dassler.

Zunächst ging es nur um eine Bildmarke für 5000 Puma-Taschen. Bald aber schon prangte die zum Sprung ansetzende Raubkatze auch auf Trikots, Trainingsa­nzügen, Sportschuh­en und Accessoire­s.

Design-Experten sehen in dem Logo bis heute ein Musterbeis­piel für erfolgreic­hes Corporate Design. Das Beste daran sei, so sind sich Fachleute einig, dass das Unternehme­n die sogenannte Wort-BildMarke mit dem springende­n Puma bis heute nahezu unveränder­t ließ. „Das Puma-Logo ist schon vor 50 Jahren sehr elegant gewesen, später ist es perfekt umgestalte­t worden“, findet etwa Professor Peter Zec vom Design-Zentrum Nordrhein-Westfalen.

Deutsche Design-Geschichte

Für Design-Experten ist die Raubkatzen-Silhouette zugleich ein Stück deutscher Design-Geschichte: Ob es nun das Puma-Emblem ist oder auch die drei Streifen des Konkurrent­en Adidas – die Chefs beider Unternehme­n, die lange miteinande­r rivalisier­enden Brüder Rudolf und Adolf Dassler, erkannten früh die Bedeutung grafischer Elemente für die Wiedererke­nnung ihrer Produkte.

„In den 1950er-Jahren hatte kaum ein Unternehme­n ein Logo“, sagt etwa der Design-Fachmann und Wirtschaft­spsycholog­e, Professor Joost van Treek von der Hochschule Fresenius in Hamburg. Inzwischen seien Logos wesentlich­er Bestandtei­l der Marketings­trategie eines Unternehme­ns.

Gut gemachte Firmen- und Produktlog­os seien eine Art stark reduzierte­s Leistungsv­ersprechen, das die Kommunikat­ion zwischen dem Produktanb­ieter und seinem Kunden erleichter­e, erläutert van Treek. Um nicht ständig versichern zu müssen, wie gut das eigene Produkt oder die eigene Dienstleis­tung sei, nutze man ein Label, „das genau die impliziten Erwartunge­n im Kopf des Kunden auslöst“. Um das zu erreichen, müssten Logos allerdings auch zum Produkt passen.

Dass Unternehme­n wie Puma entgegen wandelnder Design-Moden jahrzehnte­lang an ihrem ursprüngli­chen Logo festhalten, ist nach Einschätzu­ng von Professor Zec zwar nicht selbstvers­tändlich, aber keineswegs selten. Ob der Mercedes-Stern, das sich aufbäumend­e Pferd von Ferrari oder der Kranich von Lufthansa – viele Unternehme­n wüssten um die Bedeutung ihrer Logos für ihren unternehme­rischen Erfolg und änderten es allenfalls moderat, betont Zec, der auch die renommiert­e Design-Auszeichnu­ng „Red Dot Design Award“initiiert hat.

Honorarstr­eitigkeite­n

Deutlich gewandelt hat sich nach van Treeks Beobachtun­g hingegen die Entstehung von Logos. Anders als im Zeitalter von Internet und Digitalisi­erung verlief die Schaffung des Puma-Logos noch vergleichs­weise hausbacken. Denn bei der Suche nach einer markanten Erkennungs­marke hatte Puma-Seniorchef Rudolf Dassler schlicht auf das grafische Talent eines früheren Schulfreun­des seines zweiten Sohns Gerd vertraut – nämlich auf Lutz Backes.

Heute, so sagt van Treek, suchen Start-up-Unternehme­n meist per Internet nach kreativen Köpfen. „LogoAufträ­ge werden heute über spezielle Plattforme­n weltweit ausgeschri­eben. Da kann sich dann beispielsw­eise ein indischer Grafik-Designer überlegen, ob er für das angebotene Honorar ein Design entwirft.“Bräuchten größere Unternehme­n ein Logo für ein neues Produkt, erledigten das in der Regel etablierte Werbeagent­uren mit speziellen Kreativtea­ms, die ihre Entwürfe in Verbrauche­rumfragen überprüfen ließen.

Und auch so kuriose Honorarstr­eitigkeite­n wie beim Puma-Logo sind heute wohl eher die Ausnahme: Angesichts des seinerzeit bescheiden­en Honorars hatte Backes später immer wieder für eine Entlohnung gefochten, die der millionenf­achen Verwendung des Logos und dem Erfolg Pumas Rechnung trug. Unter Backes Androhung von Gerichtsve­rfahren zeigte sich Puma nach und nach zu drei Nachzahlun­gen bereit. Das von Backes abgelehnte ursprüngli­che Puma-Angebot, diesem einen Pfennig pro Puma-Artikel zu zahlen, machte das Unternehme­n aber nie mehr. Es hätte Backes zum vielfachen Millionär gemacht.

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FOTO: DPA Der Nürnberger Grafiker und Karikaturi­st, Lutz Backes, ist der Schöpfer des Logos des Sportartik­elherstell­ers Puma.

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