Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein echter Star für den Dschungel
Der weiße Orang-Utan Alba kommt zurück in die Freiheit
NYARU MENTENG (dpa) - Der weltweit einzige bekannte weiße OrangUtan, ein Weibchen namens Alba, darf wieder in die Freiheit. Die Albino-Affendame war im vergangenen Jahr in völlig verwahrlostem Zustand in einem Dorf auf Borneo entdeckt worden. Jetzt ist sie wieder so gesund, dass sie im Regenwald ihrer Heimatinsel ausgesetzt werden kann.
Aus Sorge um das extrem seltene Tier soll allerdings alles ganz vorsichtig über die Bühne gehen. Dem Tier mit dem weißen Fell und den strahlend blauen Augen drohen die verschiedensten Gefahren: nicht nur von Raubtieren und möglicherweise eifersüchtigen Artgenossen, sondern auch von Trophäensammlern.
Insgesamt, so schätzt man, gibt es auf Borneo und der Nachbarinsel Sumatra nur noch etwa 50 000 OrangUtans. Die Menschenaffen mit normalerweise rotbraunem Fell gelten heute als stark gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. Insbesondere, weil der Urwald durch Rodungen, Brände und riesige Palmölplantagen immer weniger wird.
Eine wie Alba gab es in der Erinnerung der Leute hier noch nie. Die Albino-Dame wurde im Frühjahr 2016 von Tierschützern in einem abgelegenen Dorf in Borneos Dschungel entdeckt. Sie war in einen winzigen Holzkäfig eingesperrt – unterernährt, arg geschwächt, mit starkem Sonnenbrand und Blutspuren im Gesicht. Ob diese von einem Kampf oder von Misshandlungen stammen, ließ sich nicht mehr feststellen.
Die Dorfbewohner behaupteten damals, dass das etwa fünf Jahre alte Tier einfach so aufgetaucht sei, ohne seine Mutter. Niemand von außerhalb weiß, ob das stimmt. Alba wurde dann in eine Rettungsstation der Tierschutzorganisation Borneo Orangutan Survival (BOS) gebracht, wo schon mehr als 400 andere Orang-Utans zuhause sind. Dort bekam sie auch ihren Namen: Alba ist lateinisch und heißt weiß.
Alba sieht schlecht
Dass es auch unter Tieren Albinismus gibt, weiß man. Die weißen Labormäuse kennt jeder. Weniger bekannt ist, dass andere Säugetiere, aber auch Vögel und Fische von der angeborenen Stoffwechselerkrankung betroffen sein können. Alba leidet unter schlechter Sehkraft. Die Sorge, dass sie wegen ihres Aussehens von anderen Orang-Utans geschnitten werden könnte, hat sich bislang allerdings nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: „Alba ist der Boss“, sagt der Chef der Tierschutzorganisation, Jamartin Sihite. Im Käfig, wo sie die meiste Zeit mit drei anderen Affen zusammenlebt, gibt sie den Ton an. Seit der Rettung hat sie fast zehn Kilo zugenommen. Abgesehen von der Sehschwäche ist sie völlig gesund.
Plan ist nun, Alba im Frühsommer zunächst auf eine Insel zu bringen, wo auch andere Orang-Utans für die Freiheit üben können. Wegen der besonderen Umstände soll Alba aber – zusammen mit ihren drei aktuellen Spielkameraden Kikan, Radmala und Unyu – ein eigenes Refugium bekommen: eine Art Insel auf der Insel, nur etwa fünf Hektar groß. Daran wird allerdings noch gearbeitet. Es müssen ein Camp gebaut, Kanäle ausgegraben und Sicherheitseinrichtungen hochgezogen werden. Das ist auch der Grund dafür, warum Alba die Station nicht jetzt schon verlassen kann. Nach ein paar Monaten auf der Insel soll sie dann ganz in die Freiheit dürfen.