Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Niederbayer begeistert Ulmer Publikum mit Sarkasmus
Django Asül schlägt in seinem Jahresrückblick im Roxy einen Schneise durch den Ereignisdschungel des Jahres 2017
ULM - Django Asül hat im Roxy einen Jahresrückblick abgeliefert, der jede Menge des Irrsinns von 2017 enthält, aber den Blick zurück dann doch etwas erträglicher macht. Der niederbayerischste Türke der Welt sah sich im nahezu ausverkauften Roxy zwei Stunden lang einem sehr dankbaren Publikum gegenüber. Es wurde von ihm aber auch sehr gut bedient.
Ja, der Mann kann reichlich scharf sein, deshalb durfte er nur einmal als Redner auf dem Nockherberg auftreten. Meist jedoch packt er die Dinge nicht ganz so grob an, weil „a Gaudi muass scho sei“. Seine Rückschau ist dennoch schön sarkastisch und bissig genug. Django Asül kommt nicht so flach daher wie Dieter Nuhr, nicht so kasperhaft parodistisch wie der ewige Merkel-Nachahmer Urban Priol, aber auch nicht so kopflastig wie Max Uthoff.
Entschärft wird manche Spitze durch den gepflegten, niemals g’scherten warmen bayerischen Tonfall – und der kommt auch in der württembergischen Nachbarschaft gut an. Die sei ja für Bayern wie Mallorca, wo man hingehe, um ein bisschen Spaß zu haben, „aber mit deutlich weniger Spaniern“.
Zügig schlägt sich Asül durch den Dschungel der Ereignisse, sozusagen als Machete dient ihm dabei seine zusammengerollte Textsammlung, die er in der Rechten gepackt hält, hin und her schwenkt und in die er zuweilen unauffällig hinein spickt. Er legt mit faszinierender Leichtigkeit die aberwitzigsten Themensprünge hin, findet von der ewigen Berliner Flughafenbaustelle flugs zu „Germany’s Next Topmodel“, umstandslos zu den Jamaika-Sondierungen, zum FC Bayern, zu Macron, zu Trump, zu Schulz – gerade so, als wäre das alles irgendwie eins.
Und schon geht es weiter zum Videobeweis in der Fußball-Bundesliga, zu den G20-Krawallen („Da wollten Chaoten die gewaltfreien Proteste notfalls mit Gewalt durchsetzen“) und zu einer der Nebengeschichten, die tatsächlich so passiert sind, aber aus seinem Mund vollends den Drall ins Irre bekommen.
In dem Fall war das die Beschwerde einer Veganerin aus Limburg, die sich daran störte, dass vom RathausGlockenspiel das Lied „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ertönte – weil darin ja der Reineke vom Jäger „mit dem Schießgewehr“bedroht wird. Der Bürgermeister verbannte das Lied. Gemäß diesem vorauseilenden Gehorsam müsse auch „Atemlos durch die Nacht“untersagt werden, weil Ärger mit der Asthma-Selbsthilfegruppe drohe.
Typisch Bayern
Dem Thema Bayern und CSU widmet sich Django Asül erst im zweiten Teil des Abends und dann auch nicht sehr lang. Alexander Dobrindt bekommt einen mit, denn als Verkehrsminister sei er Spezialist für Sackgassen gewesen. Asül schildert einen Auftritt von Minister Markus Söder in seinem Heimatdorf Hengersberg, wo der „persönlich das WLAN vorbeibrachte“. Das sei so ergreifend gewesen wie die Rosinenbomber über Berlin zu Zeiten der Blockade. Das Debakel der CSU bei der Bundestagswahl erforderte, dass „Köpfe rollen“mussten – „und drei Tage später war der (BayernTrainer) Ancelotti weg“. Das sei eben typisch Bayern: „Hau’ ma an Ausländer raus, das hebt die Stimmung.“Und solche Sätze heben die Stimmung auch im Roxy.